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Hüfte

Kurzschaftsysteme: Die knochensparende Methode bei Hüftoperationen

Modernste Verfahren im Eduardus-Krankenhaus

Ein schwerer Unfall oder eine Arthrose, die zu nicht aushaltbaren Schmerzen im Hüftgelenk führen, bedeuteten früher das „Aus“ für viele Sportarten und Aktivitäten im Alltag. Heute kann die Beweglichkeit dank künstlichem Gelenkersatz zuverlässig wiederhergestellt werden. Insbesondere moderne Kurzschaftsysteme, bei denen möglichst viel eigenes Knochenmaterial erhalten bleibt, sind eine Bereicherung für besonders junge oder besonders alte Patienten. Dr. Jochem Schunck und Dr. Nikolaus Szöke, Chefärzte der Klinik für Orthopädie und Rheuma­tologie am Kölner Eduardus-Krankenhaus, behandeln ihre Patienten seit vielen Jahren mit schonenden, minimalinvasiven Methoden.

Dr. Szöke, Dr. Schunck, welche Gründe können dazu führen, dass das Hüftgelenk durch eine Endoprothese ersetzt werden muss?

Dr. Szöke: Die typische Indikation für den Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks ist eine arthrotische Veränderung, sei es durch einen Unfall, eine Hüftdysplasie (Fehlstellung des Gelenks), Infektionen, altersbedingten Verschleiß oder rheumatische Erkrankungen. All diese Faktoren können dafür sorgen, dass der Knorpel im Gelenk unnatürlich stark oder einseitig belastet wird und dadurch schwindet. Im finalen Stadium der Arthrose reibt Knochen auf Knochen, die entstehenden Irritationen machen jede Bewegung schmerzhaft. Der Austausch des Hüftgelenks kann in diesen Fällen die Beweglichkeit, Mobilität und damit Lebensqualität wiederherstellen.

Was ist das Besondere an den oben bereits erwähnten Kurzschaftsystemen?

Dr. Schunck: Letztlich genau das, was der Name sagt: Der Schaft, mit dem das künstliche Gelenk im Oberschenkelknochen verankert wird, ist viel kürzer als bei vergleichbaren Standardprothesen. So fällt der Operation weniger Knochen zum Opfer. Der Vorteil dabei ist, dass ein Gelenktausch, der Jahre später vielleicht notwendig wird, vom Knochenerhalt profitiert. Das ist insbesondere für jüngere Patienten interessant: Wer nach einem Unfall mit 40 Jahren ein künstliches Gelenk eingesetzt bekommt, welches rund 25 Jahre hält, dem steht mit etwa 65 Jahren ein erneuter Gelenkaustausch bevor. Wenn dann dank des Kurzschaftsystems genug Knochenmaterial vorhanden ist, kann bei der Revisionsoperation problemlos auf eine Standardschaftprothese gewechselt werden. Wobei der Erhalt der natürlichen Knochensubstanz in jedem Alter von Vorteil ist – daher werden Kurzschaftsysteme bei geeigneter Knochenqualität und anatomischer Situation gerne auch bei älteren Patienten verwendet.

Ist das Kurzschaftsystem für jeden Patienten geeignet? Wie ist die Haltbarkeit?

Dr. Szöke: Vor der Operation ist die genaue Planung und Wahl der Versorgungsmöglichkeiten entscheidend. Wenn konservative Therapiemethoden nicht ausreichen, wird auf Grundlage des Röntgenbefundes ein geeignetes Implantat ausgewählt – mit kurzem oder standardmäßigem Schaft. Dabei richten wir uns nach dem Schädigungsgrad der Gelenkflächen, der Knochenqualität, den Wünschen des Patienten und seiner individuellen anatomischen Situation. Das ist insbesondere bei der Verwendung des Kurzschaftsystems entscheidend, da die Verankerungsfläche am Knochen wesentlich geringer ist und idealerweise kein Knochenzement zum Einsatz kommen soll. Trotz der geringeren Fläche zeigen mittel- und langfristige Studien, dass das Operationsergebnis und die Haltbarkeit der Kurzschäfte mit denen der Standardprothesen vergleichbar sind. Bei beiden Verfahren kann der Patient das neue Gelenk – natürlich schmerzabhängig – schon am Tag der Operation voll belasten.

Was versteht man unter einem minimalinvasiven Eingriff?

Dr. Schunck: Egal ob bei dem Eingriff Kurzschaftsysteme oder Standardverfahren zum Einsatz kommen: Für ein optimales Ergebnis operieren wir so gewebeschonend, d. h. so minimalinvasiv wie möglich. Früher musste der Oberschenkelmuskel durchtrennt werden, um am Hüftgelenk arbeiten zu können. Heute wird er lediglich zur Seite geschoben und nach erfolgtem Eingriff wieder anatomiegerecht positioniert. Da mit dieser Methode nur wenige Weichteilstrukturen verletzt werden, verkürzt sich die Heilungszeit enorm und der Muskel kann das neue Gelenk in der natürlichen Position stabilisieren. Wir streben immer eine schnellstmögliche Vollbelastung an, um das Infektionsrisiko und die Liegedauer so gering wie möglich zu halten. Damit das klappt, ist eine engmaschige Kooperation zwischen Operateur, Narkosepersonal, dem Pflegepersonal, Physio- und Ergotherapeuten sowie dem Sozialdienst entscheidend. Je früher die Mobilisation einsetzen kann, desto früher kann der Patient aus der Klinik entlassen werden und seine stationäre oder ambulante Reha antreten. Da unsere Klinik als EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung zertifiziert ist, wird die Versorgungsqualität jährlich durch externe Gutachter überprüft.

Herr Dr. Schunck, Herr Dr. Szöke, haben Sie vielen Dank für das informative Gespräch!

Patientenforum

„Rund um die Endoprothetik von Hüfte und Knie“

Mittwoch, 21. September
16:30 bis 18 Uhr

Präsenzveranstaltung:
Bitte die aktuellen Corona-Regel­ungen beachten

Anmeldung unter:
Tel.: 0221 / 82 74 - 23 80 oder orthopaedie@eduardus.de

Dr. med. Jochem Schunck (links) und Dr. med. Nikolaus Szöke (rechts)

Dr. med. Jochem Schunck
Dr. med. Nikolaus Szöke
Chefärzte Klinik für Orthopädie und Rheumatologie
Eduardus-Krankenhaus Köln
Custodisstr. 3 – 17
50679 Köln
orthopaedie@eduardus.de