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Behandlungsmethoden

Mit Hitze gegen Schnarchen

Little blond boy sleeping in his bed. Restless sleep of a baby with a cold. The kid sleeps with his mouth open. My little boy sleeping by the light of the window.

Nachgefragt: Die Thermotherapie

Wer träumt nicht davon, von einem lästigen Leiden schnell, schmerzlos und lang anhaltend befreit zu werden? Zumindest für die vom nächtlichem Schnarchen Geplagten (und ihre Lebenspartner) scheint sich dieser Traum zu erfüllen. Durch einen kleinen, ambulanten Eingriff kann Schnarchern jetzt zu einem ruhigen, erholsamen Schlaf verholfen werden. ORTHOpress sprach mit der Berliner Hals-Nasen-Ohren-Ärztin Martina Casper über die neue Behandlungsmöglichkeit des Schnarchens.

Frau Casper, beruht Schnarchen immer auf der gleichen Ursache oder gibt es unterschiedliche Auslöser, die die nächtliche Ruhestörung bedingen können?

In den meisten Fällen sind mechanische Ursachen zumindest mitbeteiligt, d.h. das Gaumensegel ist erschlafft und verlegt im Schlaf die Atemwege. Wir unterscheiden Menschen, die nur gelegentlich schnarchen, z.B. bei einer Erkältung, von solchen, bei denen Schnarchen chronisch ist, d.h. die jede Nacht betroffen sind. Oft ist bei diesen Menschen das Schnarchen mit einem so genannten Apnoe-Syndrom verbunden, das bedeutet, dass es bei ihnen zu Phasen des Atemstillstandes mit entsprechend mangelhafter Sauerstoffversorgung kommt. Das hat ganz erhebliche Auswirkungen nicht nur auf das Wohlbefinden am Tage, sondern sogar auf die Lebenserwartung.

Wie kann den Betroffenen nun geholfen werden?

Mit der so genannten „Radiofrequenz-induzierten interstitiellen Thermotherapie“ bzw. wie sie auch genannt wird, der „bipolaren Thermotherapie“ kann man die Gewebestruktur des Gaumensegels verändern. Die Anwendung von Hitze bewirkt eine Straffung des Gaumensegels, so dass es beim Schlafen nicht mehr die Atemwege verlegen kann.

Wie erfolgt der Eingriff?

Die Behandlung wird ambulant vorgenommen. Mit einer ganz feinen Sonde, die in der Form der Gaumenkrümmung angepasst ist, wird in das weiche Gaumensegel – das natürlich vorher örtlich betäubt wurde – eingestochen. Wenn ich dann die Stromzufuhr am Steuergerät auslöse, wird für etwa drei bis fünf Sekunden das Gewebe, das die Sondenspitze umgibt, auf ungefähr 70° erhitzt. Dadurch wird das Gewebe abgebaut und im Laufe der nächsten sechs bis acht Wochen durch strafferes Narbengewebe ersetzt mit der Folge: Das Gaumensegel insgesamt strafft sich und das Schnarchen verschwindet oder wird sehr viel leiser. Manchmal sind für den vollen Erfolg allerdings zwei bis drei Sitzungen erforderlich. Nach dem Eingriff sind die Patienten sofort wieder voll verkehrstüchtig und müssen sich nicht in irgendeiner Weise schonen.

Ist die Anwendung von elektrischem Strom nicht sehr gefährlich?

Die Sorge ist völlig unberechtigt, denn der Strom für die elektrochirurgische Anwendung ist etwas völlig anderes als der Strom aus der Steckdose. Netzstrom hat eine Frequenz von 50Hz. Dieser Strom kann bei Kontakt Verkrampfungen der Muskulatur auslösen: Man bleibt an stromführenden Teilen „kleben“. Die Thermotherapie arbeitet aber mit Frequenzen von etwa 500 kHz, was so hoch ist, dass dieser Strom von den Nerven gar nicht mehr als Reizwirkung wahrgenommen wird.

Gibt es Alternativen zu dieser Therapie?

Die Alternative, die bisher oft angewendet wurde, war die Straffung des weichen Gaumens mittels Laser. Der Nachteil dieser Methode liegt aber in der außerordentlichen Schmerzhaftigkeit und der meist wochenlangen Heilphase. Nach der Thermotherapie dagegen treten kaum Schmerzen auf. Diese Methode eignet sich zudem auch sehr gut für die elegante Verkleinerung von geschwollenen Nasenschleimhäuten.

Frau Casper, herzlichen Dank für das Gespräch.

aus ORTHOpress 04|2002

Alle Beiträge dienen lediglich der Information und ersetzen keinesfalls die Inanspruchnahme eines Arztes*in. Falls nicht anders angegeben, spiegeln sie den Stand zur Zeit der Erstveröffentlichung wider. Die aktuelle Einschätzung des Sachverhalts kann durch Erfahrungszuwachs, allgemeinen Fortschritt und zwischenzeitlich gewonnene Erkenntnisse abweichen.