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Ein gesunder und ausgeglichener Knochenstoffwechsel ist von zahlreichen Faktoren im Körper abhängig. Dazu gehören unter anderem der Hormonspiegel und die Versorgung mit bestimmten Nährstoffen. Eine Mangelernährung kann beides stören und dadurch die Ausbildung einer Osteoporose begünstigen. Außerdem ist bei vielen mangelernährten Menschen die Muskulatur schwach und kann dem Knochen nicht die entsprechenden Impulse zum Aufbau liefern.
Mangelernährung sollte in unserer westlichen Welt doch eigentlich kein Thema sein, müsste man meinen. Dennoch kann es durch Erkrankungen dazu kommen, dass dem Organismus nicht genügend Nährstoffe zugeführt werden. Dabei gibt es einerseits Erkrankungen, durch die eine Nahrungsaufnahme oder -verwertung beeinträchtigt ist wie z. B. bei Tumoren in der Speiseröhre oder dem Magen. Andererseits kann eine sogenannte quantitative Mangelernährung bestehen, wenn nicht genügend Nahrung zugeführt wird, was bei Essstörungen wie Anorexie (Magersucht) und Bulimie (Ess-Brech-Sucht) der Fall sein kann.
Mangelnde Ernährung im Alter
Nicht zwingend auf eine Krankheit zurückzuführen, aber dennoch für den Körper schädigend, ist eine mangelnde Ernährung im Alter. Als Richtwert für eine Mangelernährung bzw. für das damit häufig einhergehende Untergewicht wird oftmals der sogenannte Body-Mass-Index (BMI), der das Körpergewicht in Relation zur Körpergröße setzt, zurate gezogen. Doch der BMI ist nicht allein ausschlaggebend, sondern die Versorgung mit Nährstoffen. Diese kann auch bei normalgewichtigen Personen, die sich hauptsächlich von „ungesunden“ Nahrungsmittel ernähren, unzureichend sein. Dann spricht man auch von Fehlernährung.
Ab- und Aufbauprozesse in der Waagschale
Die Nährstoffversorgung hat auch einen großen Einfluss auf den Knochenstoffwechsel und kann bei Mangel zu einer Osteoporose beitragen. Bei dieser Erkrankung sind die Ab- und Aufbauprozesse durch die sogenannten Osteoklasten und Osteoblasten, die fortwährend ablaufen und im gesunden Körper ausgeglichen sein sollten, gestört. In der Folge verringert sich die Knochendichte, d. h., die Knochenbälkchen im Inneren des Knochens werden dünner oder gehen zugrunde.
Betroffene haben ein erhöhtes Frakturrisiko. In weit fortgeschrittenen Stadien kann schon ein vergleichbar sehr harmloses Geschehen zu einem Knochenbruch führen. So entsteht häufig der für die Osteoporose typische „Witwenbuckel“, wenn Wirbelkörper unvermittelt brechen oder förmlich in sich einsinken. Es ist vor allem eine Unterversorgung mit Kalzium und Vitamin D, die bei der Osteoporose eine entscheidende Rolle spielen kann.
Kalzium macht den Knochen hart, Vitamin D hilft beim Transport
Kalzium sorgt im Knochen für eine Mineralisierung, d. h. dafür, dass der Knochen eine entsprechende Härte hat. Über die Nahrung kann es durch Milchprodukte, bestimmte Samen oder Nüsse und beispielsweise auch Kräuter wie Petersilie aufgenommen werden. Doch allein das Kalzium über diese Wege zur Verfügung zu stellen, reicht nicht aus. Damit es zum einen über den Darm aufgenommen und zum anderen in den Knochen eingelagert werden kann, benötigt es Unterstützung unter anderem von Vitamin D. Dieses befindet sich nur in wenigen Lebensmitteln, z. B. in manchen Fischarten oder Avocados, sodass die Nahrungsaufnahme dafür nur eine untergeordnete Rolle spielt. Viel bedeutsamer ist die Produktion von Vitamin D über die Haut unter Einfluss von UV-B-Strahlen der Sonne.
Und noch etwas gilt es bei der Ernährung zu beachten: Wer dem Körper über die Nahrung genügend Kalzium zur Verfügung stellt und zusätzlich Vitamin D im Freien „sammelt“, der sollte darauf achten, keine oder nur in geringen Maßen Stoffe zu sich zu nehmen, die als sogenannte „Knochenräuber“ gelten. Das sind beispielsweise phosphorhaltige Lebensmittel, wie Softdrinks oder zu viel Alkohol und Nikotin, denn diese Genussmittel bzw. Gifte entziehen dem Körper Kalzium.
Östrogen
Als weiterer wichtiger Unterstützer bei der Kalziumeinlagerung im Knochen gilt das weibliche Hormon Östrogen. Aus dem Grund sind von einer Osteoporose auch häufiger Frauen nach der Menopause betroffen, da dann der Östrogenspiegel sinkt. Doch auch in jüngeren Jahren kann krankheitsbedingt und durch Mangelernährung ein Östrogenmangel bestehen. Beispielsweise macht sich dieser bei Frauen und Mädchen, die an einer Essstörung leiden durch das Ausbleiben der Menstruation bemerkbar. Auch wenn man dann noch nichts von einer schlechteren Knochenqualität merkt, sollte diese bereits kontrolliert werden.
Muskeln
Manche Quellen besagen, das Risiko, bei Untergewicht eine Osteoporose zu entwickeln, bestehe weniger durch den Mangel an Kalzium als durch den an Eiweiß- und Energieträgern. Eine Rolle spielen sicher beide Faktoren, die ohnehin in der Regel bei Mangel-ernährung bestehen. Durch zu wenig Proteine kommt es zu einem Abbau von Muskelgewebe. Die Muskulatur gibt im gesunden Körper wichtige Impulse für den Knochenstoffwechsel und wenn ihre Druck- und Zugkräfte nachlassen, ist auch der Knochen gefährdet.
Folgen oft erst später bemerkbar
Besonders wenn sie in jungen Jahren auftritt, wie z. B. durch eine Anorexie, kann die Mangelernährung ungeahnt problematisch sein, da die verminderte Knochendichte oft erst viel später auffällt. Über Jahre kann der Knochenabbau verlaufen, ohne dass er irgendwelche Beschwerden verursacht. Außerdem kann sich die Osteoporose auch erst viel später entwickeln, wenn der Risikofaktor der Mangelernährung bereits ausgeräumt ist. So sind Frauen, die in ihrer Jugend an einer Essstörung litten, auch bei späterem Normalgewicht gefährdeter, nach der Menopause eine Osteoporose zu entwickeln. Bezüglich der Anorexie gibt es Untersuchungen, die besagen, dass sich die Knochenstruktur bereits während der Erkrankung verändert, aber zunächst noch nicht die Knochendichte beeinträchtigt ist. In seltenen Fällen, bei schwerer Magersucht kann es bereits in dieser Zeit zu einer manifesten Osteoporose kommen.
Risikofaktoren verringern
Die wirkungsvollste Methode, das Risiko einer ernährungsbedingten Osteoporose geringer zu halten, ist Untergewicht zu vermeiden und auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung sowie ausreichend Bewegung zu achten. Besteht die Mangelernährung aufgrund einer Erkrankung, richtet sich die Therapie nach dieser. In manchen Fällen werden Vitamine und andere Nährstoffe in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zugegeben, um den akuten Mangel auszugleichen. Eine spezielle Ernährungsberatung kann auch helfen, nicht mehr in der Mangelsituation zu verbleiben. All dies ist bereits bei jungen Menschen wichtig, damit sich die Knochenmasse aufbauen kann, von der sich ohnehin im Alter natürlicherweise ein Teil wieder abbauen wird.
von Stefanie Zerres aus ORTHOpress 4/15
Fragen und Antworten
Was sind die Folgen von Mangelernährung?
Bei einer Mangelernährung kann es zu allgemeiner Entkräftung des Körpers sowie zu spezifischen Mangelerscheinungen kommen. Häufige Folgen sind Knochen- und Muskelabbau, aber auch Antriebslosigkeit sowie Konzentrationsstörungen und Müdigkeit. Im Kindesalter hat eine Mangelernährung zahlreiche Entwicklungsstörungen u .a. der Organe und des Gehirns zur Folge.
Welche Vitamine sollte man bei Mangelernährung zu sich nehmen?
Meist fehlen bei einer Mangelernährung sowohl zahlreiche Vitamine (insbesondere solche des Vitamin-B-Komplexes, Vitamin D und Vitamin C), sondern auch weitere Spurenelemente wie Eisen, Selen, Zink oder Mangan.
Was kann man gegen Mangelernährung tun?
Bei bestehender Mangelernährung ist es besonders sinnvoll, auf die Zusammensetzung der Nahrungszufuhr zu achten. Eine ausgewogene Mischung von Eiweiß, Kohlenhydraten und Fett sowie einem hohen Anteil an frischem Gemüse und Obst kann helfen, Mangelerscheinungen vorzubeugen. Oft fällt die Aufnahme größerer sogenannter Hauptmahlzeiten schwer. Daher sollten über den Tag verteilt eher fünf kleinere, aber dafür ausgewogene Mahlzeiten eingenommen werden. Wichtig ist auch eine regelmäßige Nahrungsaufnahme ohne Zeitdruck und in angenehmer Atmosphäre.
Wie macht sich eine Mangelernährung bemerkbar?
Häufig sind Appetitmangel und Gewichtsverlust Anzeichen einer Mangelernährung. Kraft- und Antriebslosigkeit sowie Müdigkeit und Konzentrationsschwäche können weitere Anzeichen sein.