Unsere Finger sind an jeder Tätigkeit beteiligt. Sie können filigranste Tätigkeiten ausführen wie das Einfädeln eines Garns in ein Nadelöhr, aber auch so kräftig zupacken, dass ein Sprudelwasserkasten mehr oder weniger mühelos angehoben werden kann. Umso schlimmer, wenn die Fingergelenke schmerzhaft von Arthrose betroffen sind. Der Bonner Orthopäde Dr. Markus Klingenberg hat jetzt einen Weg gefunden, diese nachhaltig und ohne OP zu behandeln.
Warum ist eine Fingerarthrose so besonders unangenehm?
Dr. Klingenberg: Unsere Finger sind praktisch immer in Bewegung. Selbst wenn die anderen Gelenke ruhen, während wir auf der Couch liegen und ein Buch lesen. Schmerz, Bewegungseinschränkung und oft auch sichtbare Schwellung und Knotenbildung sind also dauerhaft präsent.
Warum werden Fingergelenke nicht einfach wie Hüft- oder Kniegelenke ersetzt?
Dr. Klingenberg: Die komplexe Fingeranatomie spielt sich auf kleinstem Raum ab. Eine genaue Reproduktion durch Endoprothesen ist daher schwierig – nicht nur aufgrund der Platzverhältnisse. Die Prothesen müssen sehr beweglich sein und gleichzeitig hohen Belastungen standhalten, was eine große Herausforderung darstellt.
Sie behandeln arthrotische Fingergelenke jetzt höchst erfolgreich mit PRP. Was ist das eigentlich?
Dr. Klingenberg: So genanntes plättchenreiches Plasma, kurz PRP, wird aus Eigenblut gewonnen. Durch Zentrifugieren werden daraus die Wachstumsfaktoren aufkonzentriert und anschließend in die erkrankten Gelenke gespritzt. Damit erreichen wir eine starke Schmerzlinderung und Entzündungshemmung – vergleichbar mit einer Cortisoninjektion, aber ohne die damit verbundenen Nebenwirkungen. Die Nadel für die PRP-Gabe hat nur einen winzigen Durchmesser, sodass wir lediglich vorher die Schmerzempfindlichkeit der Haut an der Einstichstelle durch eine kurze neuroreflektorische Kältebehandlung mit einem Cryofos-Pen herabsetzen.
Wie schnell wirkt die Therapie?
Dr. Klingenberg: In der Regel tritt der Erfolg dabei nach spätestens drei Behandlungen ein. Viele Profisportler werden bei Problemen regelmäßig mit PRP behandelt, damit sie bei Sportverletzungen schneller wieder einsatzfähig sind. Praktisch alle Verletzungen an Knorpel-, Muskel-, oder Sehnengewebe sprechen sehr gut darauf an. Einige Studien deuten sogar darauf hin, dass PRP die Regeneration von Knorpelgewebe fördern könnte. Ein weiteres Plus bei der Anwendung an den Fingergelenken ist, dass wir nur mit einer einzigen Blutabnahme genügend PRP gewinnen, um bei Bedarf alle Fingergelenke an beiden Händen behandeln zu können.
DAS BUCH VOM „KNORPEL-DOC
Dr. med. Markus Klingenberg
Facharzt für Orthopädie / Unfallchirurgie, Sportmedizin, Notfallmedizin
Gemeinschaftspraxis an der Beta Klinik für Neurochirurgie, Orthopädie, Radiologie, Sportmedizin
Josef-Schumpeter-Allee 15
53227 Bonn
Tel.: 0228/909075-0