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Menschen, die unter chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn leiden, müssen Beschwerden wie Durchfall, Bauchschmerzen, Darmblutungen oder Koliken ertragen. Häufig jedoch sind darüber hinaus andere Bereiche des Körpers mitbetroffen, z. B. die Gelenke. Da die Patienten in der Regel von Internisten oder Magen-Darm-Spezialisten behandelt werden, können solche Krankheitszeichen leicht übersehen werden.
Bei schätzungsweise bis zu einem Drittel aller Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen kommt es zu sogenannten extraintestinalen Symptomen. Darunter versteht man Beschwerden, die außerhalb des Darms auftreten. Sie können die Haut, die Gelenke oder die Augen betreffen. Am häufigsten sind es die Gelenke. Wenn es dort zu entzündlichen Prozessen kommt, welche durch eine Überreaktion des Immunsystems ausgelöst werden, spricht man von einer Arthritis. Diese kann sowohl die Gliedmaßen, die Wirbelgelenke als auch die Kreuz-Darmbein-Gelenke befallen. Es ist aber auch möglich, dass ihre Entstehung der Darmerkrankung vorausgeht. Man unterscheidet zwischen einer peripheren (die Glied-maßen betreffenden) und einer axialen (die Wirbelsäule betreffenden) Arthritis. Die periphere Arthritis wird in einen Typ 1 und 2 unterteilt. Beim Typ 1 handelt es sich um eine akute Form, die an den großen Gelenken von Knie, Hüfte, Schulter oder Ellenbogen auftritt und in der Regel weniger als fünf Gelenke erfasst. Sie verläuft im Allgemeinen parallel zum entzündlichen Schub der Darmerkrankung und verschwindet meist wieder nach weniger als zehn Wochen, ohne einen dauerhaften Schaden zu hinterlassen. Liegt Typ 2 vor, sind fast immer fünf Gelenke und mehr betroffen. In der Regel sind es die kleinen Gelenke, vor allem die Handgelenke, welche oft symmetrisch befallen werden. Die Krankheitsprozesse können sich über Monate und Jahre erstrecken und sind unabhängig von der Aktivität der Darm-erkrankung. Weitere Krankheitsbilder, die in Begleitung einer Darm-erkrankung auftreten können, sind
• Enthesiopathien: Störungen gelenknaher Sehnenansatzpunkte
• Daktylitis: Finger- oder Zehenentzündungen
• Arthralgien: Gelenkschmerzen
(ohne den Nachweis einer Arthritis)
• Sekundäres Fibromyalgiesyndrom.
Um das jeweilige Krankheitsbild genau zu erfassen, spielen neben Anamnese und körperlicher Untersuchung vor allem Blut- und Gewebeuntersuchungen eine wichtige Rolle. Darmerkrankungen lassen sich erkennen, indem endoskopisch gewonnene Gewebeproben aus der Darmschleimhaut untersucht werden. Entzündliche Gelenkerkrankungen können in vielen Fällen durch Entzündungszeichen im Blut festgestellt werden. Von Bedeutung ist z. B. der Rheumafaktor HLA-B27. Dieser ist bei etwa einem Viertel der Patienten mit einer peripheren Arthritis Typ 1 nachweisbar. Auch bei axialen Gelenkentzündungen kann der Darm mitbetroffen sein. Das gilt z. B. für Menschen mit einer Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew). Man spricht in solchen Fällen von einer enteropathischen Spondylitis.
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Abgestimmte Behandlung bei der Therapie beider Krankheitsbilder
Bei der Therapie der Arthritis muss die chronisch-entzündliche Darmerkrankung mitberücksichtigt werden. Wichtig ist dies insofern, als bestimmte Arthritismedikamente den Nebeneffekt haben, die Darmkrankheit zu verschlimmern. Eine solche unerwünschte Nebenwirkung tritt z. B. bei nichtsteroidalen Antirheumatika auf, weshalb diese Medikamente, wenn überhaupt, nur kurzfristig eingesetzt werden sollten. Sind Gelenk- und Darm-erkrankung in ihrem Verlauf aneinander gekoppelt, wie es bei der Typ-1-Arthritis der Fall ist, führt die Therapie der Darmbeschwerden idealerweise zugleich zu einer Verringerung der Gelenkschmerzen. Zu empfehlen sind Wirkstoffe, die einen positiven Effekt auf beide Krankheitsbilder ausüben. Bei einer Typ-2-Arthritis ist eine Langzeittherapie in Form einer intensiven Physiotherapie, eventuell auch einer Schmerzbehandlung erforderlich.
Neue therapeutische Perspektiven
Auch wenn bislang noch nicht genau geklärt werden konnte, wie Gelenk- und Darmerkrankungen ursächlich zusammenhängen, hat die Forschung in den letzten Jahren eine Reihe von Gemeinsamkeiten bei der Entstehung von entzündlichen Gelenk- und Darmerkrankungen entdeckt. Dadurch ergeben sich neue Perspektiven für die gemeinsame Behandlung beider Krankheitsbilder. Ein weiterer Schritt zu einer besseren therapeutischen Versorgung könnte die Entwicklung von interdisziplinären Spezialambulanzen sein.
von Klaus Bingler
aus Orthopress 1/16
Fragen und Antworten
Worauf sollte man bei der Ernährung für Morbus Crohn achten?
Menschen, die unter Morbus Crohn leiden, sollten bei ihrer Ernährung auf eine ausreichende Zufuhr von Eisen, Calcium, Folsäure, Magnesium, Zink, Vitamin A, Vitamin B und Vitamin D achten.
Was versteht man bei Morbus Crohn unter einer peripheren Arthritis?
In manchen Fällen können chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn zu Entzündungen auch außerhalb des Darms führen. Sind davon die Gelenke betroffen, sind die Symptome die gleichen wie bei Rheuma.
Wann spricht man von einer Typ-1-Arthritis bei Morbus Crohn?
Als Typ-1-Arthritis bei Morbus Crohn bezeichnet man eine Entzündung außerhalb der Wirbelsäule. Dazu gehören beispielsweise Knie- oder Ellenbogengelenke.