In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage zur Verbesserung der Körperkonturen durch Fettabsaugung enorm gestiegen, so dass dieser Eingriff in der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie an der Spitze aller durchgeführten Operationen liegt.
Seit etwas mehr als zwanzig Jahren erst werden Fettabsaugungen durchgeführt. Anfänglich stieß die Methode, Fettdepots mit Kanülen abzusaugen, auf heftigen Widerstand der ästhetisch-plastischen Chirurgen, die es gewohnt waren, Fettüberschüsse chirurgisch und oft mit ausgedehnten Schnitten zu entfernen. Die Möglichkeit, durch kleine Schnitte („Schlüssellochtechnik“) auch größere Fettareale zu mindern, war eine „Revolution“ in der plastischen Chirurgie, die sich auch durch anfängliche Misserfolge nicht stoppen ließ.
Die ersten Operationen wurden interessanterweise nicht in den USA, sondern in Frankreich durchgeführt und ließen damals schon erahnen, dass viele „konservative“ Chirurgen umdenken mussten. Anfänglich verwendeten die Pioniere dieser Methode Absaugekanülen mit einem Durchmesser von mehr als 10 mm – ähnlich den Instrumenten, die in der Gynäkologie zur Curettage der Gebärmutter Verwendung fanden. Obwohl gerade zu Beginn vielfach auch erhebliche Unregelmäßigkeiten der Haut (Dellen- und Wellenbildung) in den behandelten Arealen erzeugt wurden, ließ sich der Siegeszug der Methode nicht aufhalten. Und als dann in den Achtzigerjahren auch in den USA die Methode hoffähig wurde, konnte der allgemeine Durchbruch der Fettabsaugung – Liposucction, Sucction assisted Lipectomie, Liposculture, bodycontouring, lipoplastie, bodyshaping – nicht mehr gestoppt werden.
Beständig wurde die Methode optimiert und damit für die Patienten nicht nur sicherer, sondern auch im Ergebnis verbessert.
Zunächst wurden die Durchmesser der Kanülen reduziert, was nicht nur das Risiko der Unregelmäßigkeiten senkte, sondern auch die Nebenwirkungen wie Blutungen, Verletzungen von Hautnerven und damit den postoperativen Schmerz herabsetzte. Kompressionsmieder und die schnellere postoperative Mobilisierung taten ein Übriges, um die Verträglichkeit zu verbessern. Anfänglich gelegentlich vorgekommene Fettembolien, Thrombosen und größere Blutverluste konnten durch weitere Verfeinerung der Kanülen fast völlig ausgeschlossen werden.
Die Vorbehandlung der zu operierenden Areale mit Kochsalzlösungen, die z.T. mit blutungsstillenden Mitteln kombiniert wurden, brachten weitere Verbesserungen.
Zur noch schonenderen Behandlung fand die Ultraschalltechnik Einzug in das Behandlungsschema. Hierbei macht man sich den Ultraschall zu Nutze, der das Fett unter der Haut durch eine selektive Zerstörung der Fettzellen – unter Erhalt der Blutgefäße und Nerven – beseitigt. Die Folge waren weniger Blutungen und eine Verbesserung der Regelmäßigkeit. Leider traten mit Ausbreitung der Methode auch gehäuft Nebenwirkungen auf. Verbrennungen der Haut (Ultraschall erzeugt Hitze) mit erheblicher Narbenbildung können Folge sein.
Gerade in letzter Zeit hat sich dann die Methode der Fettabsaugung so erheblich verändert, dass man fast von einer „zweiten Revolution“ in der Behandlung der Fettdepots sprechen kann.
Anstelle der Vollnarkose und der Verwendung von dicken Kanülen wird der Eingriff in der Klinik Sanssouci in Potsdam grundsätzlich in örtlicher Betäubung durchgeführt. Es treten keine bedrohlichen Blutungen mehr auf, die Blutergüsse sind deutlich reduziert, Unregelmäßigkeiten werden vermieden.
Die Fettzellen werden aufgelockert und dann endgültig abgesaugt (Neubildung von Fettzellen findet nicht statt). Darüber hinaus kann sich die Haut sogar straffen, so dass die Cellulitis günstig beeinflusst wird.
Die „Problemzonen“ werden dabei mit großen Mengen Kochsalzlösung infiltriert, die das örtliche Betäubungsmittel, ein blutungsverminderndes Medikament und geringe Mengen Kortison enthält. Die Dauer der Operation beträgt 3–4 Stunden, wobei nach Flüssigkeitseinspritzung (sog. Ultratumeszenzmethode bis zu 6 Liter) und Einwirkzeit die eigentliche Absaugung nach ca. 2 Stunden beginnt. Während des Eingriffs wird der Patient anästhesiologisch überwacht und im Bedarfsfalle auch durch Schlafmittel und zentral wirksame Schmerzmittel so behandelt, dass neben der größtmöglichen Sicherheit auch ein schmerzfreier Eingriff möglich ist. Wir verwenden Kanülen, deren Durchmesser 2,7 mm nicht übersteigt, wodurch wir nicht mehr gezwungen sind unsere Einstichpunkte zu vernähen (auch lästiges Fädenentfernen entfällt), sondern es genügt diese zu verkleben. Nach Abschluss der Operation wird ein Kompressionsmieder angezogen. Restflüssigkeit kann dann noch durch die sehr kleinen Einstiche ablaufen.
Im Unterschied zur Vollnarkose bietet dieses äußerst schonende Verfahren die Möglichkeit, dass die Patienten nach der Operation sofort aufstehen und vielfach sogar abends nach Hause gehen können.
Folgende Problemzonen können abgesaugt werden:
•Doppelkinn, Wangen
•Oberarme
•Brust (besonders bei Männern)
•Bauch, Hüfte (besonders auch bei Männern)
•Oberschenkel: „Reiterhosen“, Innen-, Vorder- und Rückseite, Knie
•Unterschenkel: Wade und Fesseln
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
1. Blutergüsse: Seit Einführung der Ultratumeszenzmethode deutlich verringert, bis zu 10 Tage nach dem Eingriff sichtbar.
2. Schwellungen: durch „postoperatives Ödem“ (ähnlich den Schwellungszuständen, die auch z.B. nach Zahnoperationen auftreten können). Sie verschwinden nach ca. 2 Wochen, kleine Restschwellungen werden gelegentlich mehrere Wochen beobachtet.
3. Schmerzen: Mit Einführung der Ultratumeszenzmethode treten nach der Operation fast keine Schmerzen mehr auf. Manchmal klagen Patienten 3–4 Tage postoperativ über ein Gefühl wie beim „Muskelkater“.
4. Taubheitsgefühl im operierten Gebiet: Manchmal wird dies als „pelziges“ Gefühl erlebt. Es werden nämlich durch die Kanülen Hautnerven mechanisch gereizt, was dazu führen kann, dass die normale Sensibilität in Einzelfällen bis zu 8 Wochen noch nicht wiederhergestellt ist.
5. Unregelmäßigkeiten der Haut: Seit Einführung der Ultratumeszenzmethode werden deutlich weniger Hautunregelmäßigkeiten beobachtet. Dennoch ist es möglich, dass in Einzelfällen schicksalhaft oder technisch bedingt Unregelmäßigkeiten auftreten, die aber immer leicht zu korrigieren sind.
von Dr. Michael Krueger
Ein Archivbeitrag* aus ORTHOpress 3 | 2000
*Archivbeiträge spiegeln den Stand zur Zeit der Erstveröffentlichung wieder. Die aktuelle Einschätzung des Sachverhalts kann durch Erfahrungszuwachs, allgemeinen Fortschritt und zwischenzeitlich gewonnene Erkenntnisse abweichen.