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Unsere Füße sind das Fundament, auf dem wir stehen und gehen. Schmerzen, Einschränkungen oder auch nur vermeintlich kleinere Probleme sollten ernst genommen und gegebenenfalls von einem Spezialisten in Augenschein genommen werden. Denn das Fundament hat großen Einfluss auf die ganze Köperstatik.
Jeder Untersuchung geht natürlich zunächst einmal eine Fragestellung voraus, die sich meist durch die Beschreibung von Beschwerden oder Einschränkungen seitens des Patienten ergibt. Bei den Füßen können dies Schmerzen direkt an Ort und Stelle sein, aber auch in anderen Bereichen des Bewegungsapparates. Wenn der Patient beispielsweise über Knieschmerzen nach längeren Spaziergängen klagt, wird sich der Arzt höchstwahrscheinlich auch die Füße und deren Stellung ansehen. Für präzise Untersuchungen der Füße, nach denen eine passende Therapie anberaumt werden kann, stehen dem jeweiligen Krankheitsbild entsprechend verschiedene Methoden zur Verfügung. Die Inspektion und Palpation sind in den meisten Fällen Bestandteil der Untersuchung, ergänzend können verschiedene Bildgebungs- und Analyseverfahren genutzt werden.
Zehendeformitäten
Man unterscheidet in der Regel drei verschiedene Fußformen: Beim sogenannten „ägyptischen“ Fuß ist der Großzeh der längste Zeh, wohingegen bei der „griechischen“ Form der Großzeh kürzer als der zweite Zeh ist. Die ersten zwei bis drei Zehen sind nahezu gleich lang, wenn eine „römische“ Fußform vorliegt. Bei Deformitäten der Füße weicht die Fußform von einer physiologisch gesunden Form und Stellung der Füße ab. So schiebt sich beispielsweise beim Hallux valgus die Großzehe nach außen, sodass der Ballen schmerzhaft hervortritt. Hammerzehen sind krallenartig veränderte Zehen, die nach unten zeigen. Solche Veränderungen kann der Arzt meist schon bei genauerer Betrachtung des Fußes sehen (Inspektion) und richtig einordnen. Auch sichtbare Schwielen und Hornhaut weisen auf einseitige Belastungen hin.
Die sogenannte Palpation, das Abtasten des Fußes, dient bei diesen Erkrankungen dazu, herauszufinden, ob Entzündungen oder andere schmerzhafte Veränderungen der Weichteile vorliegen. Dafür übt der Arzt an bestimmten Stellen leichten Druck aus und der Patient gibt entsprechende Rückmeldung. Zusätzlich können je nach vorliegender Diagnose aktive und passive Funktionstests durchgeführt werden, die aufzeigen, wie stark die Einschränkungen durch die Deformität sind. So kann man bei Hammerzehen beispielsweise durch Druck auf die Fußsohle testen, wie manifest die Veränderung ist: Richten sich die Mittelgelenke durch den Druck auf, so haben konservative Maßnahmen unter Umständen noch gute Aussichten. Bewegungsprüfungen geben beim Hallux rigidus (Arthrose des Großzehengrundgelenks) Aufschluss darüber, ob der Abrollvorgang beim Gehen schmerzhaft ist.
Bei stärkeren Veränderungen kommen bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall, Kernspintomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) zum Einsatz. Dabei können knöcherne Veränderungen im Röntgenbild und die Weichteilsituation mit den anderen Bildgebern betrachtet werden. So wird oftmals eine Sonografie (Ultraschalluntersuchung) durchgeführt, wenn man die Sehnen und Bänder beurteilen will.
Die Behandlung von Fußdeformitäten richtet sich nach der jeweiligen Ausprägung. In den meisten Fällen kommen zunächst konservative Methoden zum Einsatz, die helfen, Beschwerden zu lindern. So beispielsweise Schuhzurichtungen und Schienen beim Hallux valgus, wodurch Druck und Reibung reduziert werden sollen. Stark deformierte Füße können operativ mit verschiedenen Verfahren gerichtet werden.
Fußfehlstellungen
Knickfuß, Plattfuß, Senkfuß – das sind Fehlstellungen der Füße, bei denen das Fußgewölbe entweder zu viel oder zu wenig Kontakt mit dem Untergrund hat und sich dadurch Dysbalancen ergeben. Dies kann negative Auswirkungen auf den gesamten Bewegungsapparat haben. So liegt beispielsweise bei einem Knickfuß das Innengewölbe des Fußes auf, der Fuß knickt im Sprunggelenk ein und das Knie wird durch eine X-Beinstellung einseitig belastet. Auch die Fußfehlstellungen sind für einen Experten bei Betrachtung des Patienten im Stand sowie anhand der Abnutzung von Schuhen oder Einlagen und Hornbildung am Fuß selbst schnell erkennbar. Die Palpation dient sowohl der Fragestellung nach Entzündungen und Sehnenveränderungen als auch nach der Stärke der Muskulatur.
Besonders hinsichtlich der dann häufig folgenden Einlagenversorgung erfolgen weitere Analyseschritte (zum Teil auch bei Orthopädieschuhmachern): Länge und Breite des Fußes werden ausgemessen. Die Druckverteilung des Fußgewölbes, also die Punkte, an denen die Fußsohle Kontakt mit dem Boden hat, können auf verschiedene Art ermittelt werden. Der sogenannte Blaupausenabdruck und der Schaumabdruck waren lange Zeit dafür Standard. Dabei steht der Patient entweder auf einer mit Farbe bestrichenen Platte oder einem Schaum, der entsprechend der Druckverteilung nachgibt. Dieser Abdruck kann dann sozusagen als Negativ für eine Einlagen- oder Schuhversorgung dienen. Neuere Analysegeräte nutzen dafür eine Scannerplatte, mittels derer eine mehrdimensionale Abbildung der Fußsituation erstellt werden kann, man spricht dann von einer Pedografie. Oftmals kann auch eine Ganganalyse, bei der auf dem Laufband die Fußsituation in Bewegung beurteilt werden kann, hilfreich sein. Manche Systeme arbeiten mit Sensoren, die an den Schuhen angebracht werden und die Bewegung auf dem Laufband auf diese Weise zur Analyse aufzeichnen. Auch für Sportler, die auf der Suche nach den richtigen Schuhen sind, kann eine Gang- bzw. Laufanalyse lohnend sein.
Zur Behandlung bzw. Unterstützung von Fußfehlstellungen werden in den meisten Fällen Einlagenversorgungen nach Maß oder Schuhzurichtungen verordnet. Nur bei sehr schweren Fehlstellungen wird man chirurgisch durch eine Knochenumstellung eingreifen.
Füße von Diabetikern
Die regelmäßige Inspektion der Füße ist besonders für Diabetiker wichtig. Durch die Stoffwechselerkrankung kann es zu Durchblutungsstörungen und damit zu Missempfindungen kommen. Dadurch wird der Fuß weniger sensibel und die Betroffenen sind unempfindlicher gegen Wärme und Kälte oder merken nicht, wenn kleine Wunden entstehen, die zudem schlechter heilen. Aus kleinen Wunden können im schlimmsten Fall größere Geschwüre werden, die manchmal (Teil-)Amputationen erforderlich machen können. Man spricht dann von dem sogenannten Diabetischen Fußsyndrom. Um dies zu verhindern, müssen Diabetiker hinsichtlich der Fußpflege und des Schuhwerks einige Regel beachten, die hauptsächlich der Verletzungsprävention dienen. Die eigene und fachmännische Begutachtung (durch Ärzte und Podologen) der Füße dient dazu, Wunden und andere Veränderungen der Haut frühzeitig zu bemerken und zu behandeln. Mittels Palpation wird der Arzt bei dieser Erkrankung die Sensibilität der Füße testen. Am Fußgelenk prüft er, ob der Puls zu tasten ist. Außerdem werden Instrumente wie z. B. eine Stimmgabel genutzt. Die leichten Schwingungen davon sollten bei Berührung eines gesunden Fußes zu spüren sein, ist dies nicht der Fall, sind Nervenschädigungen wahrscheinlich.
Die Behandlung des Diabetischen Fußes besteht zum einen aus einem guten Blutzuckermanagement und zum anderen aus der Versorgung von bereits bestehenden Wunden.
von Stefanie Zerres
aus ORTHOpress 4/15
Fragen und Antworten
Warum haben Diabetiker Probleme mit den Füßen?
Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, die mit Durchblutungsstörungen und Missempfindungen einhergehen kann. Die Füße der Betroffenen werden unempfindlicher gegen Wärme und Kälte und bemerken oft nicht, wenn es zu kleineren Wunden gekommen ist. Diese heilen außerdem auch noch schlechter.
Was ist ein Hammerzeh?
Bei krallenartig veränderten Zehen, die nach unten zeigen, spricht man auch von Hammerzehen.
Was ist ein Knickfuß?
Ein Knickfuß zeichnet sich dadurch aus, dass das Fußinnengewölbe aufliegt und der Fuß im Sprunggelenk einknickt.