Arthrose ist, auch aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung, mittlerweile zur Volkskrankheit geworden. Betroffene können wegen der Schmerzen irgendwann ihren Alltag nicht mehr bewältigen.
Jörg Witwity, Chefarzt der Klinik Dr. Witwity in Stade, versucht trotzdem, das Gelenk der Patienten so lange wie möglich zu erhalten.
Herr Witwity, warum ist der Erhalt des eigenen Gelenks so wichtig?
Jörg Witwity: Das hat im Prinzip zwei entscheidende Gründe. Zum einen ist die Implantation eines künstlichen Gelenks trotz aller Fortschritte auch heute noch ein gravierender und nicht mehr rückgängig zu machender Eingriff. Zum anderen werden die Patienten heutzutage immer älter. Selbst eine gute Prothese hat nur eine begrenzte Lebensdauer. Das bedeutet, je jünger ein Patient bei der Implantation ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Endoprothese irgendwann noch einmal gewechselt werden muss. Eine solche Wechsel-Operation ist jedoch deutlich belastender als die Erstimplantation. Es bringt also entscheidende Vorteile mit sich, wenn der erste Eingriff deutlich hinausgezögert werden kann – natürlich nur unter der Prämisse, dass die Lebensqualität des Patienten nicht darunter leidet.
Wie schaffen Sie das?
Jörg Witwity: Zunächst einmal kann man im Rahmen einer Gelenkspiegelung bereits abgesprengte Knorpelfragmente entfernen und den Knorpel insgesamt glätten. Außerdem lässt sich während der Spieglung das Ausmaß der Arthrose feststellen, wonach sich auch die Behandlung richtet. Wir arbeiten zum Beispiel mit der sogenannten Abrasionsarthroplastik, bei der wir den Knochen im entsprechenden Gelenk anfräsen, um kleine punktuelle Blutungen zu erhalten. Durch diese Einblutungen treten multipotente Stammzellen, Zytokine und Wachstumsfaktoren aus, die dafür sorgen, dass im Gelenk eine Art Ersatzknorpel gebildet wird. Unterstützend können wir auf den Defekt ein hyaluronsäuregetränktes Tuch mit Chondrocyten-Matrix aufbringen (Hyalofast). Diese soll dazu beitragen, die Stammzellen zusammen-zuhalten und ihre Differenzierung in Knorpelzellen zu fördern. Bei der sogenannten Chondrofiller-Methode werden künstlich hergestellte Stammzellen mit Hyaluron und Wachstumsfaktoren auf den Defekt aufgeklebt. Und bei der sogenannten Codon-Knorpelzelltransplantation entnehmen wir dem Patienten gesundes Knorpelgewebe, lassen es im Labor unter speziellen Bedingungen vermehren und setzen es in einem zweiten Eingriff in den Defekt ein. Leidet der Patient unter X- oder O-Beinen, begradigen wir die Achse im Rahmen einer OP.
Welches noch relativ neue Verfahren bieten Sie in Ihrer Praxis an?
Jörg Witwity: Seit Kurzem arbeiten wir mit der Minced-Cartilage-Methode, welche den großen Vorteil für die Patienten hat, dass bloß ein Eingriff, also bloß eine Narkose notwendig ist. Es handelt sich aber ebenfalls um eine Knorpelzelltherapie. Wir entnehmen gesundes Knorpelmaterial vom Rand des betroffenen Gelenks, zerkleinern und bereiten es noch während der OP auf und kleben es anschließend mit Fibrinkleber wieder in den Defekt ein. Durch das Zerkleinern treten Knorpelzellen aus dem Gewebe aus, die mit der Zeit neues Knorpelgewebe bilden. Auch größere Defekte können so behandelt werden. Oft kann mithilfe einer solchen Knorpelzelltherapie der Einsatz eines künstlichen Gelenks um bis zu zehn Jahre nach hinten geschoben oder sogar ganz vermieden werden. Kommt der Patient dann doch an einen Punkt, an dem er tatsächlich ein neues Gelenk benötigt, ist unsere Klinik auf Prothetik spezialisiert. Wir operieren nach schonenden Verfahren, bei denen wir kein Muskelgewebe verletzen. So können die Patienten schon am nächsten Tag, sowohl nach Knie- als auch nach Hüft-OPs, wieder aufstehen.
Chefarzt Jörg Witwity
Orthopädisch-chirurgische unfallchirurgische Klinik für Sporttraumatologie
Klinik Dr. med. T. Witwity GmbH
Neubourgstraße 4
21682 Stade
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