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Wer erinnert sich nicht an das schön-schummrige Gefühl, wenn man sich als Kind mit der Schaukel eingedreht, anschließend die Füße hochgenommen und sich dadurch rasant wieder entdreht hat? Als Erwachsener empfindet man Schwindel dagegen eher
als äußerst unangenehm. Vor allem wenn man die Ursache nicht kennt.
Doch was ist Schwindel (Vertigo) eigentlich? Schwindel beschreibt ein Empfinden bzw. ein Symptom, bei dem sich entweder die Welt zu drehen scheint (Drehschwindel) oder bei dem die Umgebung bzw. der Untergrund schwankt, als würde man sich auf einem Schiff auf hoher See befinden (Schwankschwindel). Darüber hinaus gibt es den sogenannten Liftschwindel, bei dem die Betroffenen das Gefühl haben, dass sich der Boden hebt oder senkt, ähnlich wie in einem Lift. Schwindel kann viele harmlose Ursachen haben. Nach einer Karussell- oder Schifffahrt kann einem ebenso schwindelig werden wie wenn man zu schnell aufsteht oder zu tief ins Glas geguckt hat. Tritt der Schwindel jedoch immer wieder ohne erkennbare Ursache auf, empfiehlt es sich, einen Arzt aufzusuchen.
Mögliche Ursachen von Schwindel
Neben den oben genannten offensichtlichen Ursachen gibt es weitere Gründe, die Schwindel verursachen können und keinen Krankheitswert im eigentlichen Sinne haben. So kann zum Beispiel eine neue Brille, insbesondere mit Gleitsichtgläsern, anfänglich zu einem Schwindelgefühl führen. Auch in der Schwangerschaft kann es – vor allem zu Beginn – durch die Veränderungen im Körper zu Schwindel kommen. Häufig sind leichte Schwindelattacken und Übelkeit sogar die ersten Anzeichen einer Schwangerschaft. Weitere Ursachen für ein Schwindelgefühl können die Arbeit mit Lösungsmitteln ohne entsprechende Schutzmaßnahmen, Überkopfarbeiten oder Fasten sein. Häufig tritt Schwindel auch als Nebenwirkung verschiedener Medikamente auf. Da das Gleichgewichtsorgan im Innenohr liegt, können weiterhin nahezu alle Erkrankungen des Innenohrs zu Schwindel führen – von einer Mittelohrentzündung bis hin zu einem Tumor. Schwindel kann außerdem bei Schädigungen des Gehirns auftreten, z. B. bei einem Schlaganfall oder bei Multipler Sklerose. Eine Unterzuckerung macht sich bei Diabetikern häufig durch Schwindelgefühle bemerkbar. Auch Blutdruckschwankungen – sowohl zu niedriger als auch zu hoher Blutdruck – können Schwindel auslösen. Daneben gibt es einige Krankheiten, bei denen der Schwindel das Hauptsymptom der Erkrankung darstellt:
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Morbus Menière
Bei einem sogenannten Morbus Menière staut sich die Lymphflüssigkeit in den Hör- und Gleichgewichtsgängen des Innenohrs (Endolymphatischer Hydrops). Dadurch kommt es zu Störungen in der Sinneswahrnehmung. Die Folgen sind anfallartig auftretende Schwindelattacken, begleitet von Ohrgeräuschen, Hörschwäche, Übelkeit und Erbrechen. Akute Anfälle werden mit Medikamenten gegen Schwindel, sogenannten Antivertiginosa und Medikamenten gegen Übelkeit, sogenannten Antiemetika, behandelt. Um erneuten Anfällen vorzubeugen, stehen ebenfalls Medikamente zur Verfügung, die allerdings nicht immer den gewünschten Erfolg bringen. Die Erkrankung verläuft bei jedem Patienten unterschiedlich. Leiden die Betroffenen stark unter den Attacken und helfen die Medikamente nicht ausreichend, kann über eine Operation nachgedacht werden. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Da diese jedoch fast immer einen Hörverlust mit sich bringen, sollten Arzt und Patient die Vor- und Nachteile einer OP genau abwägen.
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Vestibuläre Migräne
Da die Symptome der vestibulären Migräne denen des Morbus Menière ähneln, ist es für Ärzte nicht immer leicht, die beiden Krankheiten auseinanderzuhalten. Auch bei der vestibulären Migräne kommt es zu Schwindelattacken, die mit Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen einhergehen können, aber nicht müssen. In den meisten Fällen leiden die Betroffenen unter einem Drehschwindel, seltener unter Schwankschwindel mit Fallneigung. Ausgelöst werden die Anfälle unter anderem durch Stress, Menstruation oder einen Wetter-umschwung, also ähnlich wie bei anderen Migräneformen. Behandelt wird die vestibuläre Migräne mit typischen Migränemedikamenten wie Triptanen.
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Lagerungsschwindel
Wird Ihnen schwindelig, wenn Sie sich im Bett umdrehen? Oder wenn Sie aufstehen oder den Kopf drehen? Dann leiden Sie vielleicht unter einem sogenannten benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel. Bei dieser gutartigen Erkrankung lösen sich winzige Ohrsteinchen (Otolithen) von den Schwerkraftorganen ab und geraten in die Bogengänge, wo sie durch Kopfbewegungen ihre Position verändern und für kurze Drehschwindelattacken sorgen, die maximal 30 Sekunden anhalten. Obwohl der gutartige Lagerungsschwindel harmlos ist, kann er für die Betroffenen sehr unangenehm werden. Mithilfe bestimmter Lagerungstechniken können die Steinchen jedoch recht einfach wieder aus den Bogengängen hinausmanövriert werden.
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Phobischer Schwankschwindel
Der sogenannte phobische Schwankschwindel tritt in der Regel in für den Betroffenen psychisch belastenden Situationen auf, etwa in großer Höhe bei Höhenangst oder innerhalb von Menschenmassen oder im Fahrstuhl. In einigen Fällen wird der Schwindel von Schwitzen und/oder Herzrasen begleitet. Da keine körperliche Ursache zugrunde liegt, wird der phobische Schwankschwindel in der Regel mit einer Verhaltenstherapie behandelt.
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Neuritis vestibularis (anhaltender Drehschwindel)
Bei dieser Erkrankung leiden die Betroffenen unter anhaltendem heftigen Drehschwindel, der von einem erheblichen Krankheitsgefühl, Übelkeit und Erbrechen begleitet wird. Weiterhin besteht im Sitzen oder Stehen eine deutliche Fallneigung. Ursache ist eine Entzündung, durch die das Gleichgewichtsorgan auf einer Seite ausfällt. Wodurch eine solche Entzündung ausgelöst wird, ist derzeit noch unklar. Die Neuritis vestibularis betrifft hauptsächlich Erwachsene. Mithilfe von Bettruhe und Glucocorticoiden erholen sich die meisten Patienten innerhalb weniger Wochen vollständig.
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Ursache HWS
Verspannungen, Blockaden, Bandscheibenvorfälle oder ein Schleudertrauma an der Halswirbelsäule (HWS) können ebenfalls mit einem Schwindelgefühl einhergehen. Zusätzlich kommt es zu Nacken- und Kopfschmerzen, die bis in die Arme ausstrahlen können sowie einer eingeschränkten Beweglichkeit des Kopfes. Hier gilt es, die genaue Ursache für die Beschwerden zu finden und sie z. B. mithilfe von Physiotherapie, Entspannungsübungen und Massage in den Griff zu bekommen.
Das Gleichgewichtsorgan
Bei uns Menschen liegen die Gleichgewichtsorgane in den Ohren. Das bedeutet, dass wir in jedem Innenohr ein sogenanntes Vestibularorgan (Gleichgewichtsorgan) besitzen. Dieses unterteilt sich jeweils in fünf Teile: Die beiden Schwerkraftorgane Sacculus und Utriculus sowie die drei Bogengänge.
von Ulrike Pickert
aus ORTHOpress 1/19
Fragen und Antworten
Was ist die Ursache für Schwindelanfälle?
Akut einsetzende Schwindelbeschwerden lassen sich oft auf eine neurologische Störung zurückführen. Darüber hinaus können bestimmte Grunderkrankungen, Medikamente und Alkohol der Grund für die Schwindelgefühle sein. Auch psychische Faktoren spielen in zahlreichen Fällen eine Rolle.
Was macht man, wenn einem schwindelig ist?
Wenn Ihnen schwindelig ist, trinken Sie am besten ein Glas Wasser. Denn die Flüssigkeit bringt Ihren Kreislauf wieder in Schwung. Aber auch Süßigkeiten können den Kreislauf anregen.
Ist ein Schwindelanfall gefährlich?
Auch wenn die Betroffenen den Schwindel häufig als bedrohlich empinden, sind seine Ursachen in der Regel harmloser Natur. Nur selten sind diese gefährlich.