In Deutschland gibt es für fast alle Erkrankungen einen spezialisierten Facharzt. Aber oft reicht es nicht, nur einen Teilbereich der Erkrankungen zu betrachten. Der Patient ist schließlich eine Einheit aus Körper und Seele.
Der Arzt und Osteopath Dr. Rolf Grobecker aus Pulheim bei Köln, der als einer der führenden Ganzheitsmediziner in Deutschland gilt, gibt uns Antworten zu neuen Therapieverfahren.
Herr Dr. Grobecker, oft sind Rückenschmerzen Folge einer arthrotischen Veränderung der Wirbelsäule oder einer Degeneration der Bandscheiben. Was kann man sich darunter vorstellen?
Bandscheiben sind die Stoßdämpfer zwischen den Wirbelkörpern, sie bestehen zum Großteil aus Flüssigkeit. Durch ständige Fehlstellungen sind die Druckbelastungen auf die Bandscheiben so ungünstig, das sie an Flüssigkeit und so an Elastizität und Höhe verliert. Durch diesen Stabilitätsverlust drückt sich die Bandscheibe aus ihrem Bett heraus und stößt dort unglücklicherweise auf Nervengewebe, das erzeugt Schmerzen. Auch die Gelenkflächen der Wirbelkörper können nun ständig aneinander reiben, es entsteht ein Gelenkverschleiß, eine Arthrose.
Herr Dr. Grobecker, als Osteopath und Sportmediziner haben Sie verschiedene Möglichkeiten, darauf Einfluss zu nehmen. Was versteht man unter der Sechs – Säulen – Therapie?
Die Sechs – Säulen – Therapie ist ein Behandlungskonzept bei verschleißbedingten Rückenschmerzen, bei dem die Eigenzell-Fremdknorpel-Therapie in Kombination mit Chiropraktik, Osteopathie, Akupunktur und Magnetfeldtherapie angewendet wird.
Wie funktioniert die Eigenzell-Fremdknorpel-Therapie?
Dabei werden aus dem Blut der Patienten bestimmte Zellen, Enzyme, und Eiweißstoffe (Interleukine) entnommen. Diese werden in einem Labor speziell aufbereitet, so das sie mit bestimmten Fremdknorpelsubstanzen versetzt werden können. Diese Lösung wird in die verschlissenen Gelenke oder Wirbelkörper injiziert. Durch diese Zellösung kann dann die Biosynthese der Chondrozythen (Knorpelzellen) der degenerierten Gelenkknorpel- und Bindegewebszellen angeregt werden.
Kann der Heilungsprozess weiter unterstützt werden?
Die Eigenzell-Fremdknorpel-Therapie wird idealerweise von einer begleitenden Magnetfeld-Therapie unterstützt. Diese wird für einen Zeitraum von etwa 6-8 Wochen durchgeführt und stimuliert zusätzlich die Regeneration des Gewebes.
Aber Rückenschmerzen können auch andere Ursachen haben. Was kann man tun?
Ganzheitsmediziner betrachten neben dem Bewegungsapparat auch die einzelnen Organsysteme, die oft im engen Zusammenhang mit dem Schmerzbild stehen. Rückenschmerz hat oft seine Ursache durch Fehlstellung oder Funktionsstörung von z.B Leber, Galle, Blase oder Darm. Jetzt gilt es hier durch manualtherapeutische Techniken, naturheilkundliche Verfahren und auch unter Berücksichtigung der schulmedizinischen Möglichkeiten diese Störfelder zu beseitigen.
Dr. Grobecker, haben Sie als Arzt für Naturheilverfahren, ein Beispiel für uns?
In der Praxis trifft man sehr oft Patienten, bei denen sich aufgrund einer Funktionsstörung des Darms eine Kontraktion des ligametum hepatoduodenale entwickelt hat (Verkürzung von Haltebändern zwischen Leber und Darm). Dies macht Rückenschmerzen. Beseitigt der Arzt diese Störungen, erreicht er eine deutliche Verbesserung des Gesundheitszustandes.
Was leistet die Akupunktur und welche Rolle spielt sie in Ihrem Behandlungskonzept?
Bei der Akupunktur geht man davon aus, dass die Energie unseres Körpers auf linearen Leitlinien, den sogenannten „Meridianen“ verläuft. Über die Reizsetzung am Akupunkturpunkt kann man innere Organe beeinflussen und Störfelder in den Meridianen beseitigen, die Körperenergien also gewissermaßen wieder „in die richtige“ Bahn bringen. Ziel dabei ist, den Körper in ein dynamisches Gleichgewicht zu bringen und die Selbstheilungskräfte anzuregen. Diese Heilmethode wirkt vor allem bei gestörten, weniger bei zerstörten Strukturen.
Wie stellen Sie sicher, dass ein Behandlungserfolg anhält?
Der Arzt muß die Komplexität der Schmerzursache erkennen, nur so tritt überhaupt ein klarer Behandlungserfolg ein. Der Patient muß eine klare Vorstellung seines Beschwerdebildes bekommen um dann entscheiden zu können, welchen Weg zur Besserung seiner Schmerzen er einschlagen kann.
Herr Dr. Grobecker wir danken Ihnen für dieses aufschlußreiche Gespräch.
Aus ORTHOpress 1 | 2002
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