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Rücken

Chronische Rückenschmerzen

Beitragsbild
Female Doctor and male patient suffering from back pain during medical exam.

Wenn Schmerzen über einen längeren Zeitraum hinweg bestehen, kann sich ein sogenanntes Schmerzgedächtnis ausbilden. Die Beschwerden sind dann nicht mehr nur ein Alarmsignal, das auf einen körperlichen Missstand hinweist. Sie haben sich verselbstständigt. Besonders bei Rückenpatienten lässt sich dies beobachten.

Chronische Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Gründen für eine Krankschreibung oder gar Frühverrentung. Sie richten damit einen wirtschaftlichen Schaden an und können berechtigterweise als Volkskrankheit bezeichnet werden. All das hat man schon einmal gehört, und diese Fakten sind sicher auch wichtig zu nennen, um zu untermauern, wie häufig die Problematik und wie wichtig ihre Thematisierung ist. Aber wie kommt es überhaupt dazu und wie kann den einzelnen Betroffenen geholfen werden?

Die Ursachen für chronische Rückenschmerzen können die gleichen sein wie für akute: Bandscheibenprobleme, muskuläre Verhärtungen, Fehlhaltungen oder Gelenkabnutzung gehören dazu. Aber auch Rückenschmerzen ohne konkret ermittelbare Ursache, bei denen man dann von sogenannten unspezifischen Rückenschmerzen spricht, können zum Dauerproblem werden. Der Unterschied zwischen akuten Rückenschmerzen, die wohl die meisten Menschen mindestens einmal in ihrem Leben bereits zu spüren bekommen haben, und dem chronischen Verlauf ist die Dauer. Bei einem Zeitraum von mehr als drei Monaten spricht man in der Regel von chronischen Schmerzen, manche Quellen definieren eine etwas kürzere oder längere Zeit.

Zu einem Schmerzkreislauf kommt es häufig, wenn Betroffene bei akutem Schmerz Schonhaltungen einnehmen, die wiederum ungesund sind und weitere bzw. neue Probleme mit sich bringen. Auch Bewegungen zu meiden, z. B. keinen Sport mehr zu treiben, fördert die Beschwerden nur noch mehr. Hinzu kommt, dass Schmerzen auch psychisch belasten können und dadurch die Aktivität eingeschränkt werden kann. Chronische Schmerzen sind nicht mehr nur ein Symptom einer Erkrankung, sondern eine eigenständige Erkrankung. Es hat sich ein Schmerzgedächtnis gebildet, da die Nerven die entsprechende Information an das Gehirn weiterleiten, auch wenn es keinen Reiz mehr dafür gibt.

Schmerz messen?

Schmerz ist eine Reizweiterleitung, die in jedem Körper gleich abläuft. Dennoch ist Schmerzempfinden sehr individuell. Der eine leidet unter derselben Wunde viel mehr als ein anderer. Um den Schmerzgrad dennoch bestimmen und dann entsprechend behandeln zu können, arbeiten Mediziner unter anderem mit standardisierten Fragebögen zu dem Schmerzempfinden der Patienten oder mit Schmerzskalen, auf denen die Intensität angegeben werden soll. Anhand der Schmerzskala können Werte von null, also keine Schmerzen, bis zehn als stärkste vorstellbare Schmerzen angegeben werden. Eine solche Schmerzkategorisierung ist bei längeranhaltenden Beschwerden neben Untersuchungen hinsichtlich der ursächlichen Erkrankung ein wichtiges Diagnosewerkzeug. Da man heute weiß, dass besonders auch bei Rückenschmerzen psychosoziale Faktoren eine Rolle spielen können, gehören Fragen zum Lebensumfeld des Erkrankten häufig zur Anamnese dazu.

Mulitmodale Behandlungen

Therapeutisch sind chronische Rückenschmerzen insofern anders zu behandeln, als dass innerhalb eines multimodalen Behandlungskonzepts zum einen die Ursachen – sofern bekannt – versorgt werden und separat mit speziellen Strategien die Schmerzen. Häufig übernehmen dies spezielle Schmerztherapeuten, indem sie eine auf das jeweilige Beschwerdebild angepasste medikamentöse Therapie verordnen. Orientiert an den Leitlinien für die Erkrankung, kann diese von frei verkäuflichen Schmerzmitteln über sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika oder Cox2-Hemmer bis hin zu Opioiden reichen. Schmerzmittel können oral in Tablettenform, als Injektion oder auch als Schmerzpflaster in den Körper gebracht werden. In besonders schlimmen Fällen können auch Nervenfasern ausgeschaltet werden oder sogenannte Schmerzpumpen eingesetzt werden. Bei letzteren wird kontinuierlich ein Schmerzmittel in den Spinalkanal gebracht. Auch ein Schmerzschrittmacher ist eine Möglichkeit der Schmerzbewältigung, wenn andere Maßnahmen nicht mehr greifen. Dabei wird mittels implantierter Elektroden die Schmerzweiterleitung im Rückenmark gehemmt.

Wichtiger Bestandteil von Rückenschmerztherapien ist heute immer auch Bewegung! Schonen ist nur kurzfristig empfehlenswert. Entsprechende Medikamente helfen dabei, den Schmerzkreislauf mittels Bewegungstherapie zu durchbrechen. „Die Zähne zusammenzubeißen“, Schmerzen auszuhalten und dabei aber durch die Schmerzbelastung Bewegung zu vermeiden, ist der falsche Weg! Daher ist eine fundierte multimodale Behandlung bei chronischen Rückenschmerzen wichtig. 

von Stefanie Zerres