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Rücken

IDET – Intradiskale Thermosondenbehandlung

Rückenschmerzen können viele Ursachen haben. Nicht immer wird ein Nerv eingequetscht, und nicht immer lässt sich so einfach erkennen, was die Schmerzen auslöst.

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Rückenschmerzen können viele Ursachen haben. Nicht immer wird ein Nerv eingequetscht, und nicht immer lässt sich so einfach erkennen, was die Schmerzen auslöst. Für Patienten mit chronischen Rückenschmerzen, welche von der Bandscheibe ausgehen und die bisher nicht therapierbar waren, gibt es jetzt eine Alternative: die Intradiskale Elektrothermische Therapie (IDET). ORTHOpress sprach mit Dr. Ringo Möder und Dr. Kamran Minaian von der Neurochirurgischen Gemeinschaftspraxis in der Kölner Klinik am Ring. 

Dr. Möder, Dr. Minaian, für wen eignet sich die IDET-Methode?

Die in den USA entwickelte Methode eignet sich insbesondere für Patienten, die chronische Rückenschmerzen haben, welche im Sitzen zunehmen. Häufig ist hier im Kernspintomogramm eine Bandscheibe zu sehen, die ausgetrocknet wirkt. Typischerweise ist bei diesen Patienten aber kein Bandscheibenvorfall zu diagnostizieren, und auch Wirbelgelenksarthrosen oder eine ausgeprägte Höhenminderung der Wirbeletage sind eher selten.

Was löst bei diesen Patienten die Schmerzen aus?

Die Schmerzen kommen wahrscheinlich durch Einrisse im äußeren Bandscheibenfaserring zustande. Durch diese wachsen Nerven und Gefäße vom Wirbelkanal her in den Faserring selbst ein. Die Folge sind starke Schmerzen, die häufig dann auftreten, wenn über längere Zeit hinweg keine Entlastung der Bandscheibe erfolgt.

Wie werden nun mit der IDET diese Einrisse behandelt? 

Zunächst wird eine so genannte Probeauffüllung der Bandscheibe – meist mit etwas Kontrastmittel – durchgeführt. Dadurch wird dem Arzt gezeigt, dass tatsächlich die Bandscheibe der Auslöser der Beschwerden ist. Bei der IDET selbst wird unter Lokalanästhesie eine extrem dünne und flexible Sonde im Halbkreis in die erkrankte Bandscheibe eingeführt. In dieser aufheizbaren Sonde wird dann das Temperaturniveau computergesteuert bis auf 90 °C erhöht. So werden im Zentrum der Bandscheibe eine Temperatur von 60 bis 65 °C und am Rand immer noch 42 bis 45 °C erreicht. Dies führt zu einer Denaturierung eines Teils der Eiweißbestandteile des Faserrings. Dabei wird die Lage der Sonde unter Röntgenkontrolle ständig überprüft. Gleichzeitig werden die schmerzenden Nervenfasern verödet und die Bandscheibe gefestigt. Während der Behandlung merkt der Patient davon nichts. 

Wie lange dauert der Eingriff?

Die Wärmeanwendung dauert 17 Minuten und der komplette Eingriff, wenn es nur um eine Bandscheiben-Etage geht, insgesamt etwa 30 bis 40 Minuten. Zwei Stunden später kann der Patient wieder nach Hause gehen. Die Zeit bis zur Schmerzfreiheit kann bei dieser Methode jedoch mehrere Wochen betragen – das liegt daran, dass das Bandscheibengewebe eine gewisse Zeit zum Abheilen benötigt. Dennoch ist der Eingriff immer noch sehr viel schonender als jede Operation. 

Welche Maßnahmen sind zur Rehabilitation notwendig und ab wann darf man sich nach dem Eingriff wieder voll belasten?

In der ersten Zeit ist es wichtig, dass die Bandscheiben geschont werden – übermäßiges Sitzen oder auch starke sportliche Belastung sollten vermieden werden. Ebenso ist es notwendig, in den ersten Wochen ein spezielles Korsett zu tragen. Allerdings ist es sinnvoll, wenn schnell eine genau auf die Erkrankung abgestimmte Physiotherapie begonnen wird. Die Erfahrungen mit Patienten in den USA haben gezeigt, dass die Ergebnisse der IDET noch über viele Monate hinweg verbessert werden konnten, wenn eine optimale Kräftigung der Rückenmuskulatur durch eine zusätzliche Trainingstherapie erfolgt.

Dr. Möder, Dr. Minian, herzlichen Dank für Ihre Ausführungen!   

aus ORTHOpress 2 | 2002

Alle Beiträge dienen lediglich der Information und ersetzen keinesfalls die Inanspruchnahme eines Arztes*in. Falls nicht anders angegeben, spiegeln sie den Stand zur Zeit der Erstveröffentlichung wider. Die aktuelle Einschätzung des Sachverhalts kann durch Erfahrungszuwachs, allgemeinen Fortschritt und zwischenzeitlich gewonnene Erkenntnisse abweichen.