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Rücken

Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule

Beitragsbild

Die menschliche Wirbelsäule ist nicht nur stabil, sondern besitzt auch ein hohes Maß an Flexibilität. Durch ihre doppelte S-Krümmung wirkt sie wie eine Feder und kann die Erschütterungen, die bei jeder Bewegung des Körpers entstehen, abfedern und gleichmäßig verteilen. Wie das Skelett im Allgemeinen unterliegt auch die Wirbelsäule zahlreichen nicht nur altersbedingten Verschleiß- und Abbauprozessen.

Sorgenkind Halswirbelsäule (HWS)

Die Halswirbelsäule (HWS) setzt sich aus sieben Wirbeln zusammen. Obwohl kleiner und zarter als Brust- und Lendenwirbel, sind sie dennoch stark genug, um das komplette Gewicht des Kopfes zu tragen. Da im Bereich der HWS wichtige Blutgefäße und Nerven verlaufen, ist sie deutlich empfindlicher und anfälliger für Verletzungen und Verschleißerscheinungen jeglicher Art. Die Sammelbezeichnung für Beschwerden, die an der Halswirbelsäule auftreten oder von dort ausgehen und manchmal bis in Arme und Hände ausstrahlen, lautet HWS-Syndrom. Auslöser sind in zahlreichen Fällen banale Ursachen wie Zugluft, Kältereizungen oder Muskelverspannungen. Häufig gehen die Beschwerden von alleine wieder zurück, wenn die Auslöser nicht mehr wirksam sind. Manchmal jedoch hat die Symptomatik einen ernsthafteren Hintergrund. Denn aufgrund der hohen Belastung, der die Halswirbelsäule ausgesetzt ist, wächst zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr das Risiko, dass Verschleißerscheinungen an den Wirbelgelenken, den sogenannten Facettengelenken, vor allem im unteren HWS-Bereich, auftreten. In der Folge einer solchen Facettengelenkarthrose kommt es zu schmerzhaften Bewegungseinschränkungen, manchmal auch zu einer Überbeweglichkeit in bestimmten Wirbelsäulenabschnitten. Behandeln lässt sich eine Facettengelenkarthrose durch Injektionen, die unter Bildkontrolle in den Gelenkbereich direkt ins Gelenk eingebracht werden, um die schmerzleitenden Nerven auszuschalten. Bandscheibenvorfälle an der Halswirbelsäule können vor allem dann zu einem ernsthaften Problem werden, wenn sie auf umliegende Nerven drücken. Dies kann zu schmerzhaften Folgen führen und die Beweglichkeit und Sensibilität in den Armen einschränken. Meist wird man versuchen, mithilfe von Physiotherapie und physikalischen Anwendungen die Beschwerden in den Griff zu bekommen. In gravierenden Fällen wird der vorgefallene Teil der Bandscheibe oder je nachdem die betroffene Bandscheibe ganz entfernt und eine Versteifung im betroffenen Segment durchgeführt. Um die Beweglichkeit zu erhalten, lässt sich gegebenenfalls auch eine Bandscheibenprothese einsetzen.

BWS-Beschwerden sind oft schwer lokalisierbar

Die Brustwirbelsäule (BWS) ist der längste Abschnitt der Wirbelsäule. Ihre zwölf Wirbel sind jeweils rechts und links mit einer Rippe verbunden. Im Vergleich zur Hals- und Lendenwirbelsäule ist sie verhältnismäßig unbeweglich. Wenn Schmerzen auftreten, sind diese meist nur schwer zu lokalisieren. Bei älteren Menschen können diese durch eine Störung des Knochenstoffwechsels wie zum Beispiel eine Osteoporose hervorgerufen werden. Ein typisches Phänomen bei Frauen im fortgeschrittenen Alter sind osteoporosebedingte Wirbelkörperfrakturen, die zur Entstehung des sogenannten Witwenbuckels führen. Nur selten treten Bandscheibenvorfälle an der Brustwirbelsäule auf. In solchen Fällen kann es dann zu Nervenkompressionen und neurologischen Ausfällen kommen. Treten gürtelförmige Schmerzen entlang der Zwischenwirbelräume auf, spricht man von einer Intercostalneuralgie. Es handelt sich dabei um eine Reizung der Zwischenrippennerven. Meist sind die Beschwerden einseitig. Oft ist die Ursache mechanischer Art, sie kann aber auch in einer Virusinfektion, zum Beispiel mit dem Herpes-zoster- oder Epstein-Bar-Virus, bestehen.

Die Lendenwirbelsäule wird enorm beansprucht

Die Lendenwirbelsäule besteht aus fünf Wirbeln. Sie muss einen erheblichen Teil des Körpergewichts tragen und ist dementsprechend belastbar. Allerdings führt die hohe Belastung, der sie ausgesetzt ist, auch dazu, dass es hier häufiger zu Gelenkverschleiß, Bandscheibenvorfällen und schmerzhaften Bewegungseinschränkungen kommt. Die starke Beanspruchung führt besonders im fortgeschritteneren Alter zu einer Lockerung der Bänder, einem Elastizitätsverlust der Bandscheiben und infolgedessen zu einer Gelenkabnutzung. Der Sammelbegriff für damit verbundene Beschwerden lautet Lumbalgie. Eine akute Lumbalgie, bei der Muskeln verhärten und Bänder überstrapaziert werden, wird auch als Hexenschuss bezeichnet. Die Betroffenen können sich eine Zeit lang nicht mehr aufrichten und müssen in gebückter Schonhaltung verharren. Als äußerst schmerzhaft und unangenehm erweist sich auch die sogenannte Lumboischialgie, bei der es zu einer Reizung des Ischiasnervs kommt. Dieser erstreckt sich von der Lendenwirbelsäule bis zum Fuß. Daher können sich die Beschwerden bis weit in den Unterschenkel erstrecken. Zu den häufigen Krankheitsbildern der Lendenwirbelsäule gehört der lumbale Bandscheibenvorfall. Konservativ behandeln lässt sich dieser mithilfe von Krankengymnastik, Wärmeanwendungen, Massagen und entzündungshemmenden Medikamenten. Ob ein operativer Eingriff zu empfehlen ist, bei dem die Bandscheibe oder ein Teil von ihr zwecks Entlastung der betroffenen Nerven entfernt wird, muss von Fall zu Fall entschieden werden. Ein besonderes Problemgebiet ist die Region um das Kreuzbein, zum Beispiel das Kreuz-Darmbeingelenk, das auch als Iliosakralgelenk bezeichnet wird. Die Ursache für dort auftretende Schmerzen und Bewegungseinschränkungen kann eine mangelhaft ausgebildete tiefe Rückenmuskulatur oder auch eine rheumatische Erkrankung sein.

Wenn die Belastung zur Verengung führt

Junge, unverbrauchte Bandscheibenkerne bestehen zu 80 bis 90 Prozent aus Wasser. Dieser Anteil nimmt mit zunehmendem Alter ab. Die Bandscheiben werden unelastisch und schrumpfen, sodass der Abstand zwischen den Wirbelkörpern geringer wird. Infolgedessen lockern die Bänder und es droht eine Verschiebung der Wirbelstrukturen, während zugleich der Druck auf die Facettengelenke größer und der Knochen stärkeren Belastungen ausgesetzt wird. Da so die Gefahr einer Instabilität droht, versucht der Körper gegenzusteuern, indem er an den Wirbelkörpern und -gelenken zusätzliche Knochenmasse in Form von Zacken, Wülsten, Spornen und Spangen aufbaut. Man bezeichnet diese Auswüchse auch als Spondylophyten. Sie können den Wirbelkanal und die Zwischenwirbellöcher einengen und sowohl Rückenmark als auch Nervenwurzeln reizen. Im ersten Fall spricht man von einer Spinal- oder Wirbelkanalstenose, im zweiten von einer Foramenstenose. Zu den typischen Folgen gehören Schmerzen und Bewegungseinschränkungen in Armen und Beinen, und/oder auch Sensibilitätsstörungen und neurologische Ausfallerscheinungen.

von Klaus Bingler

aus ORTHOpress 4/20

Fragen und Antworten

Wo befinden sich die Lendenwirbel?

Als Lendenwirbelsäule wird der Abschnitt der Wirbelsäule bezeichnet, der zwischen der Brustwirbelsäule und dem Kreuzbein liegt.

Welche Symptome treten bei Halswirbelsäulenproblemen auf?

Bei Problemen an der Halswirbelsäule, wie ein Bandscheibenvorfall, kann es zu Nacken- und Schulterschmerzen kommen, die bis in die Arme ausstrahlen. Mögliche weitere Symptome sind Kopfschmerzen, Taubheitsgefühle in den Armen und Händen oder Ohrgeräusche.

Welche Symptome treten bei einem BWS-Syndrom auf?

Es kann zu Nacken- und Rippenschmerzen sowie einer gekrümmten Körperhaltung kommen.