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Im Helios Klinikum Berlin-Buch sind gleich zwei Roboter im Einsatz
Künstliche Intelligenz und Computerunterstützung sind aus den meisten Bereichen des Lebens nicht mehr wegzudenken – doch der Einsatz neuer Hüft- und Kniegelenke erfolgt vielfach noch wie vor 30 Jahren. Nicht so im Helios Klinikum Berlin-Buch: Nicht nur ein, sondern gleich zwei neue computerbasierte Assistenzsysteme unterstützen das Ärzte-Team der Orthopädie bei Gelenkoperationen. Chefarzt Prof. Daniel Kendoff erläutert, warum das so wichtig ist.
Herr Prof. Kendoff, Hüft- und Kniegelenkoperationen werden ja mittlerweile seit vielen Jahrzehnten durchgeführt – eine echte Erfolgsgeschichte der Medizin. Kann da überhaupt noch etwas verbessert werden?
Prof. Kendoff: Die oft gehörte Bezeichnung „Standardeingriff“ suggeriert im Prinzip, dass es sich beim Gelenkersatz um eine bis ins Detail beherrschte Operation handele und ein gutes Ergebnis garantiert sei. Für eine Mehrheit stimmt das auch – dennoch sind bis zu 20 Prozent der Patienten mit ihrem neuen Gelenk nicht zufrieden.
Was bedeutet in diesem Zusammenhang „nicht zufrieden“?
Prof. Kendoff: Das kann sowohl bedeuten, dass die Patienten nicht hundertprozentig schmerzfrei sind, als auch dass die Funktion des Gelenks nicht den Erwartungen entspricht – also dass es auch nach entsprechender Frühmobilisation und Physiotherapie nicht so weit gebeugt werden kann wie gedacht oder auch die Bewegung insgesamt schwer fällt.
In der Kniegelenkendoprothetik spielen die Computerplanung und auch die roboterunterstützte Operation ja schon länger eine Rolle.
Prof. Kendoff: Das liegt daran, dass man schon relativ früh erkannt hat, dass die schmerzfreie Funktion beim Knie unmittelbar mit dem exakten Einbau der Prothese korreliert. Achsabweichungen oder Rotationsfehler, auch wenn sie nur gering sind, führen hier schnell zu Beschwerden oder auch einem starken Fremdkörpergefühl. Die Zahl derer, die mit ihrer Knieprothese unzufrieden sind, ist daher üblicherweise deutlich höher als bei Hüftprothesen.
Sie sind einer der ersten Operateure, die den Operationsroboter auch in der Hüftprothetik einsetzen und haben das System quasi mitentwickelt. Warum ist roboterassistierte Chirurgie auch bei der Hüfte so wichtig?
Prof. Kendoff: Wesentlich für den Erfolg einer Hüftgelenks-OP ist nicht nur die sichere Verankerung des Hüftschaftes, sondern insbesondere die Positionierung der Hüftpfanne.
Man geht heute davon aus, dass dieser Parameter wesentlich die Lebensdauer einer prothetischen Versorgung bestimmt. Wir wissen zwar schon seit längerer Zeit, dass Abrieb und Haltbarkeit miteinander in Verbindung stehen – aufgrund der insgesamt akzeptabel erscheinenden Standzeiten wurde diesem Umstand jedoch in der Vergangenheit bei der Hüftprothetik nicht eine so große Bedeutung beigemessen wie beim Knie: Auch eine nicht perfekt eingesetzte Hüftprothese kann durchaus 15 Jahre lang halten. Aber die gleiche Prothese könnte – perfekt eingesetzt – möglicherweise 25 oder 30 Jahre lang halten. Die höhere Genauigkeit könnte also neben einer verbesserten Funktion darüber entscheiden, ob jemand lebenslang versorgt ist oder sich im höheren Lebensalter noch einmal einer Wechseloperation unterziehen muss.
Ein weiterer Aspekt ist die individuelle Statik bzw. Geometrie der Patienten.
Besonders bei an der Wirbelsäule voroperierten und möglicherweise versteiften Patienten können wir die spätere Krafteinleitung ins Gelenk genau planen, sodass es nicht zu einer Überlastung und damit Problemen kommt – schließlich liegen Lendenwirbelsäule, Iliosakralgelenk und Hüfte nur eine Handbreit auseinander.
Wie funktioniert eine solche roboterassistierte Operation?
Prof. Kendoff: Zuerst wird das Gelenk mithilfe von Röntgenaufnahmen individuell vermessen. Am Computer fertigen die Orthopäden dann eine digitale Operationsplanung an. Im Operationssaal werden am Bein des Patienten sogenannte Tracker angebracht – die Navigationseinheit erkennt sie und überträgt die räumliche Stellung des Gelenks sowie die geplanten Knochenschnitte an den Roboter. Am Arm des Roboters können dann Werkzeuge befestigt werden, um den Knochen zu bearbeiten. Dabei führt der Operateur mit seinen Händen selbst die Instrumente wie Säge und Fräse und behält jederzeit die Kontrolle darüber. Der Roboter definiert millimetergenau die Schnittebene und die Grenzen. Dadurch wird ein unkorrektes Sägen verhindert. Nerven, Gefäße oder Bänder werden besser geschützt.
Am Ende kann noch einmal die geplante Prothesenposition und die korrekte Stabilität im Gelenk individuell überprüft werden. Durch diese Kontrollfunktion des Systems und die digitale Dokumentation wird die Operation sehr genau nachvollziehbar.
Der Eingriff selbst dauert dabei nur unwesentlich länger als eine herkömmliche OP.
Als einzige Klinik in Deutschland setzen Sie gleich zwei Roboter ein. Was hat es damit auf sich?
Prof. Kendoff: Mit den Systemen können wir praktisch die komplette Produktpalette der beiden größten Endoprothesenhersteller abdecken, die auf dem deutschen Markt vertreten sind. Wir können also fast jeden Patienten mit den OP-Robotern operieren und sind nicht an einige wenige Modelle oder gar Individualprothesen gebunden. Übrigens ist die robotergestützte OP für die Patienten nicht teurer als die Standardversorgung – es ist also keine Leistung, die nur Privatpatienten offensteht.
Herr Prof. Kendoff, haben Sie vielen Dank für Ihre Ausführungen!
Helios-Klinikum Berlin-Buch
Das Helios Klinikum Berlin-Buch ist ein modernes Krankenhaus der Maximalversorgung mit über 1.000 Betten in mehr als 60 Kliniken, Instituten und spezialisierten Zentren sowie einem Notfallzentrum mit Hubschrauberlandeplatz. Jährlich werden hier mehr als 55.000 stationäre und über 144.000 ambulante Patienten mit hohem medizinischem und pflegerischem Standard in Diagnostik und Therapie fachübergreifend behandelt, insbesondere in interdisziplinären Zentren wie z.B. im Brustzentrum, Darmzentrum, Hauttumorzentrum, Perinatalzentrum, der Stroke Unit und in der Chest Pain Unit. Die Klinik ist von der Deutschen Krebsgesellschaft als Onkologisches Zentrum und von der Deutschen Diabetes Gesellschaft als „Klinik für Diabetiker geeignet DDG“ zertifiziert.
Multimorbide und geriatrische Patienten
Daneben bietet das Klinikum Berlin-Buch auch die größte Geriatrie Europas. So können auch ältere multimorbide Patienten, also Patienten mit einer oder mehrerer Grunderkrankungen rundum optimal versorgt werden, wenn sie ein neues Gelenk benötigen.
Gelegen mitten in Berlin-Brandenburg, im grünen Nordosten Berlins in Pankow und in unmittelbarer Nähe zum Barnim, ist das Klinikum mit der S-Bahn (S 2) und Buslinie 893 oder per Auto (ca. 20 km vom Brandenburger Tor entfernt) direkt zu erreichen.
Weitere Informationen:
HELIOS Klinikum Berlin-Buch
Fachbereich Orthopädie
Schwanebecker Chaussee 50
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Tel.: 030 / 94 01 - 52 320 und 12-345
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