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Fuß- & Sprunggelenk

Hallux Rigidus

Hallux Rigidus

Prothese bringt mehr Flexibilität

Vorfußprobleme gehören zu den häufigsten Beschwerden, mit welchen Patienten einen Orthopäden aufsuchen. Dazu zählt nicht nur der schmerzhaft nach außen gedrehte Großzehenballen („Hallux valgus“), sondern auch der nicht minder unangenehme Hallux rigidus, die Einsteifung der großen Zehe. Er macht den Betroffenen nicht nur aus kosmetischer, sondern auch aus funktioneller Sicht zu schaffen. Dr. Lars Goebel vom Kölner Dreifaltigkeits-Krankenhaus setzt in diesen Fällen die bewährte FGT-Prothese ein, welche die eingeschränkte Beweglichkeit nach früheren OP-Verfahren vermeidet und selbst das Tragen modischer Schuhe wieder erlaubt.

Herr Dr. Goebel, wie kommt es zu einem Hallux rigidus?

Dr. Goebel: Der Hallux rigidus ist eigentlich kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern die Folge einer Arthrose des Großzehengrundgelenks. Diese kann verschiedenste Ursachen haben. Oft ist ein zu spät oder unzureichend behandelter Hallux valgus dafür verantwortlich, meist ist es jedoch eine Kombination mehrerer Umstände, die letztlich zur Arthrose führen. Bei rund einem Drittel der Patienten lassen sich Vorerkrankungen nachweisen; darüber hinaus sind Übergewicht, falsches Schuhwerk oder auch eine ständige Überlastung Risikofaktoren. Auch eine familiäre Häufung ist zu beobachten. Anders als beim Hallux valgus sind Männer vom Hallux rigidus häufiger betroffen als Frauen. Der Verlauf der Erkrankung ist dabei meistens gleich: Durch den Abrieb des Gelenkknorpels im Großzehengrundgelenk kommt es zu einer Verschmälerung des Gelenkspalts, bis schließlich Knochen auf Knochen reibt und eine ständige Entzündung besteht. In der Folge kommt es zur Ausbildung knöcherner Wülste um das Gelenk herum, welche die Beweglichkeit des Gelenks immer weiter einschränken. Letztendlich kommt es zur Einsteifung der Großzehe. Diese ist nicht nur unschön, sondern macht auch ein physiologisches Abrollen des Fußes beim Gang praktisch unmöglich. Die Last des Körpes beim Gehen liegt daher immer stärker auf den benachbarten Zehen, sodass – besonders beim gleichzeitigen Bestehen eines Hallux valgus – an deren überlasteten Mittelfußköpfchen starke Schmerzen auftreten.

Die seit vielen Jahrzehnten angewandte OP-Methode ist zwar prinzipiell erfolgreich, birgt aber viele Nachteile. Warum?

Dr. Goebel: Bei der klassischen Hallux-rigidus-OP handelt es sich um eine klassische Versteifungsoperation. Das bedeutet, dass das arthrotische Gelenk einfach entfernt wird und die verbleibenden Zehenknochen durch Schrauben oder Platten miteinander verbunden werden, bis sie fest zusammengewachsen sind. Die Beschwerden durch die Arthrose und die möglicherweise schmerzhafte Restbeweglichkeit sind dann zwar verschwunden, aber der Zeh ist versteift und eventuell auch verkürzt. Ein weiterer Nachteil der Versteifung ist die Überlastung des Gelenks vor dem Großzehengrundgelenk, des Interphalangealgelenks (IPG). Durch die Versteifung muss dieses Gelenk nämlich die fehlende Beweglichkeit des Grundgelenks zum Teil mit übernehmen, was dort zu erheblichem Verschleiß führen kann. Häufig ist übrigens auch das IPG bereits arthrotisch verändert – dann ist eine Versteifung des Großzehengrundgelenks ohnehin nicht ratsam.

Leider haben sich aber auch die meisten Großzehengrundgelenksprothesen nicht bewährt. Woran liegt das?

Dr. Goebel: Die früheren Prothesen waren meist so aufgebaut wie miniaturisierte Knie- oder Ellbogenprothesen. Leider fällt ihrer Implantation aber sehr viel Knochen zum Opfer. Das macht sich besonders dann bemerkbar, wenn es aus irgendeinem Grund zu einem Zweiteingriff kommt, bei dem die Prothese entfernt oder ausgetauscht werden muss. Der Knochenverlust wird dann schnell so hoch, dass dem Patienten nicht selten Knochen aus dem Beckenkamm entnommen werden muss, um eine Lösung ohne starke Verkürzung der Zehe zu erreichen.

Mit der FGT-Prothese gehören  diese Nachteile der Vergangenheit an. Was ist das Besondere daran?

Dr. Goebel: Der Vorteil dieser Prothese ist, dass sie durchgängig aus einem kunststoffartigen Silikat besteht. Der gewölbte Prothesenkopf sitzt auf einem Stift, der ganz einfach fest in eine leicht untermaßige Bohrung im Zehenknochen eingebracht wird. Die Prothese wächst dabei nicht knöchern ein wie eine Implantat aus Keramik oder Metall, sondern sitzt als flexibler „Spacer“ anstelle des arthrotischen Gelenks zwischen Mittelfußknochen und Endglied. Sie wird zwar bindegewebig umbaut, wird aber kein fest mit dem Knochen verbundener Bestandteil. Daher ist auch der Knochenverlust bei einer Revision nicht hoch. Für die Implantation muss nur die arthrotische Gelenkfläche des Großzehengrundgelenks weggenommen werden. Eine weitere Besonderheit ist, dass der Ansatz der kurzen Beugesehne an der Basis der Grundphalanx erhalten bleibt. Die Sesambeine behalten dabei ihre Position – die Geometrie des Originalgelenks wird also nicht verändert. Bei der klassischen Wegnahme des Gelenks fehlt den Sesambeinen später die Anheftungsstelle, sodass sie sich in ihrer Position nach hinten bewegen und dem Zeh keine Auflage mehr bieten. Es kann zu einer „Cock up“-Deformität kommen, einer Überstreckung, die den Zeh nach oben zieht und im Extremfall über die Nachbarzehe schiebt.

Aber „lohnt“ sich der Aufwand wirklich? Mit welcher Beweglichkeit können die Patienten nach dem Einsatz einer FGT-Prothese rechnen?

Dr. Goebel: Wir erreichen eine Flexion von etwa 30-40° nach oben. Das klingt nicht nach sehr viel, macht für Alltag und Sport aber einen riesigen Unterschied. Besonders Frauen sind nach der klassischen Versteifungs-OP häufig mit der Tatsache konfrontiert, dass sie eigentlich nur noch flaches Schuhwerk tragen können. Mit der inzwischen seit Jahren etablierten FGT-Prothese gibt es diese Einschränkung nicht. Zur Schonung der benachbarten Gelenke und der sehr guten Ästhtetik des Ergebnisses kommt also auch noch eine hohe Funktionalität.

Herr Dr. Goebel, haben Sie herzlichen Dank für Ihre Ausführungen!

aus ORTHOpress 3/2016

Weitere Informationen:

Dreifaltigkeits-Krankenhaus

Köln-Braunsfeld GmbH

Ärztlicher Leiter des Zentrums

für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie

Dr. med. Lars Goebel

Aachener Straße 445 – 449

50933 Köln

Tel.: 0221 / 940 71 - 0

sekretariat-dr.goebel@dfk-koeln.de