Was Sie als Patient wissen sollten
Rückenschmerzen weg ohne Operation. Bandscheibenbehandlung kinderleicht und für jedermann. Leider stimmt das nur zum Teil. Immer mehr Ärzte propagieren den Wirbelsäulenkatheter. Eine unkritische und unprofessionelle Anwendung kann aber dazu führen, dass die eigentlich hervorragende neue Methode keinen Erfolg zeigt: Die Schmerzen bleiben.
„So kommt es vor, dass Patienten, die mit dem Wirbelsäulenkatheter behandelt wurden, sich wegen fortbestehender Schmerzen in unserer Praxisklinik vorstellen“, sagt der Münchener Orthopäde Dr. Reinhard Schneiderhan. Er gehört mit mehreren tausend Behandlungen zu den Wirbelsäulenspezialisten, die sehr große Patientenzahlen überblicken. Auf zahlreichen Kongressen, wissenschaftlichen Symposien und in der eigenen Praxis gibt Dr. Schneiderhan daher sein Wissen regelmäßig an andere Kollegen weiter, die den Racz-Katheter ebenfalls einsetzen wollen. „Dabei ist dieses Therapieverfahren allerdings nicht ganz so einfach, wie es auf den ersten Blick aussehen mag. Der Erfolg dieser Therapie hängt im Wesentlichen von der sorgfältigen Untersuchung des Patienten, der Erhebung der Krankengeschichte und der individuellen Schmerzanalyse ab“, erläutert der Schmerztherapeut.
Tatsächlich klingt es ganz leicht: Bei Bandscheibenbeschwerden, Nervenwurzelreizungen und Schmerzen nach Wirbelsäulenoperationen führt der Arzt einen flexiblen Spiralfederkatheter ein und schiebt ihn unter Röntgenkontrolle in der Nähe des Rückenmarks bis zur schmerzenden Stelle vor. Dort injiziert er im Abstand mehrerer Stunden schmerzstillende, entzündungshemmende, narbenlösende und gewebsschrumpfende Substanzen. Schon nach kurzer Zeit sind selbst hartnäckige Beschwerden meist ganz verschwunden.
Jetzt einen Termin in der Praxisklinik Dr. Schneiderhan buchen!
„Das klingt simpel, erfordert aber ein enormes Geschick vom Arzt, weil das exakte Platzieren des Katheters oft äußerst schwierig ist“, erklärt Dr. Schneiderhan. Im Gegensatz zu der herkömmlichen rückenmarksnahen Schmerztherapie wird bei dieser aus den USA stammenden minimal invasiven Katheterbehandlung ein zielgenaues Platzieren an der betroffenen Nervenwurzel erreicht. Die spezielle Technik dieses Katheters sowie die entsprechende Erfahrung des Arztes machen dies möglich. Deshalb sollte jeder Kollege, der die neue Technik erlernen möchte, bei einer Mindestanzahl an Eingriffen einem erfahrenen Arzt assistiert haben und eine Mindestanzahl von Behandlungen, aufgeteilt auf die einzelnen Wirbelsäulenabschnitte, unter fachkundiger Aufsicht durchgeführt haben.
Die Zahl der Ärzte, die den Racz-Katheter in Deutschland anwenden, hat sich allein in den letzten drei Jahren verzehnfacht. Damals gab es gerade zehn Praxen und Kliniken, die die neue Methode ein- und durchführten. Heute sind es schon über hundert. Ob der behandelnde Arzt jedoch über ausreichende Erfahrung verfügt, muss letzten Endes der Patient selbst herausfinden. Daher Dr. Schneiderhans Rat an alle Schmerzgeplagten: „Fragen Sie Ihren Arzt, wie viele Patienten er schon mit dem Katheter behandelt hat. Denn je mehr Erfahrung der Kollege hat, desto besser.“
Wichtig ist auch, die Begriffe sauber voneinander zu trennen. Die Schulmedizin kennt seit langer Zeit eine „Katheterbehandlung“, die aber mit dem „Racz-Katheter“ nicht identisch ist: Hierbei handelt es sich meist lediglich um eine klassische Schmerzkatheterbehandlung, wie zum Beispiel bei der Periduralnarkose in der Geburtshilfe. Dr. Schneiderhan: „Das kann in manchen Fällen zwar schon ausreichen – der Racz-Katheter bewirkt jedoch zusätzlich zur reinen Schmerztherapie, dass sich Narbengewebe lösen kann und Bandscheibenvorfälle schrumpfen. Dadurch werden die betroffenen Nervenwurzeln entlastet, die Ursachen der Schmerzen werden behoben. Das ist der entscheidende Unterschied“.
Auf was muss der Arzt nun achten, um Komplikationen zu vermeiden? Und wie findet der Patient den richtigen Arzt für eine Therapie mit dem Racz-Katheter? Diese Fragen beantwortet ein strenger 10-Punkte-Katalog wichtiger Richtlinien, der von der Wirbelsäulenliga e.V. veröffentlicht wurde:
1. Der Eingriff kann nur stationär in einer Klinik durchgeführt werden
2. Er muss in einem Operationssaal mit Röntgengerät (Bildwandler) erfolgen
3. Während des Eingriffs müssen ständig EKG, Blutdruck und Sauerstoffgehalt im Blut gemessen werden
4. Ein voll ausgebildeter Narkosearzt muss anwesend sein
5. Die Klinik muss über eine Intensiv- bzw. Wachstation verfügen
6. Der Behandler muss ein ausgebildeter Facharzt sein
7. Er muss zur Grundausbildung an mindestens zwei mehrtägigen Workshops von Prof. Racz teilgenommen haben
8. Er muss bei mindestens 200 Eingriffen (120 LWS, 80 HWS) einem Spezialisten assistiert haben
9. Er muss mindestens 200 weitere Eingriffe (120 LWS, 80 HWS) unter Aufsicht selbständig durchgeführt haben
10. Empfehlenswert ist eine Zulassung des Arztes durch die Ersatzkassen zur Behandlung chronisch schmerzkranker Patienten
Aus diesen Anforderungen geht bereits hervor, dass der Racz-Katheter keinesfalls nur bei Schmerzen in der Lendenwirbel- und Brustwirbelsäule, sondern auch an der Halswirbelsäule eingesetzt werden kann.
„Diese Anwendung ist natürlich besonders anspruchsvoll, weil der Zugang zur Platzierung des Katheters schwierig und die räumlichen Verhältnisse sehr beengt sind“, sagt Dr. Schneiderhan. „Auch die Menge und Zusammensetzung der Medikamente, die eingespritzt werden sollen, müssen hier individuell auf den Patienten und seine Beschwerden angepasst werden. Dann aber bekämpft die Methode nicht nur Rücken- und Nackenscherzen, sondern auch wirbelsäulenbedingte Kopfschmerzen sowie in Schulter und Arme ausstrahlende Schmerzen“.
Dr. Schneiderhan mahnt alle Kollegen zu einem besonders kritischen Einsatz des Racz-Katheters: „Dazu gehört eine strenge Indikationsstellung, eine sorgfältige Untersuchung und eine umfangreiche Befragung des Patienten nach Art und Ausbreitung seiner Schmerzen. Alle bisherigen Behandlungsmaßnahmen müssen berücksichtigt werden.“ Patienten, denen eine Bandscheibenoperation empfohlen wird, rät Dr. Schneiderhan: „Holen Sie in solchen Fällen ruhig eine zweite Meinung ein, denn nicht zuletzt wird in Deutschland zu früh und zu oft operiert.“
Nach dem nur dreitägigen Klinikaufenthalt sollte sich der Patient zwei Wochen lang körperlich schonen. Eine leichte Schreibtischtätigkeit kann aber schon aufgenommen werden, wenn der Patient ein leichtes maßgefertigtes Mieder trägt. Wichtig ist auch eine individuelle Nachbehandlung. Also nicht nur eine allgemeine Empfehlung zur Krankengymnastik, sondern ein genau abgestimmter Therapieplan für den Physiotherapeuten. Die Patienten dürfen sich auch nicht wieder zu früh voll belasten. „Schwimmen und Radfahren sind aber schon nach drei, Joggen auf weichem Boden nach vier Wochen erlaubt. Alle anderen Sportarten darf man in der Regel nach fünf Wochen langsam wieder ausüben“.
Dr. Schneiderhan ist überzeugt: „Wenn alle diese Ratschläge und Regeln beachten werden, stellt die Wirbelsäulenkathetertechnik nach Racz heute eine wichtige und unverzichtbare Behandlungsmethode bei akuten und chronischen Schmerzzuständen am Rücken dar. Deshalb wollen wir künftig noch mehr Wert auf eine gründliche und fundierte Ausbildung der Ärzte legen“.
Besonders erfreulich: Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren übernehmen heute immer mehr gesetzliche Krankenkassen auf Antrag die Kosten für die Behandlung.
MVZ Praxisklinik
Dr. Schneiderhan und Kollegen
München-Taufkirchen
Eschenstraße 2
82024 Taufkirchen b. München
Tel.: 089 / 614 51 00
info@orthopaede.com
www.orthopaede.com
Online-Terminbuchung unter:
Alle Beiträge dienen lediglich der Information und ersetzen keinesfalls die Inanspruchnahme eines Arztes*in. Falls nicht anders angegeben, spiegeln sie den Stand zur Zeit der Erstveröffentlichung wider. Die aktuelle Einschätzung des Sachverhalts kann durch Erfahrungszuwachs, allgemeinen Fortschritt und zwischenzeitlich gewonnene Erkenntnisse abweichen.