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Krankheitsbilder

Alternativmedizin, Naturheilverfahren und Homöopathie – einfach erklärt

Alternativmedizin, Komplementärmedizin, Naturheilverfahren oder Homöopathie – Begriffe wie diese werden oft gleichgesetzt, miteinander verwechselt oder falsch verwendet. Tatsächlich gibt es einige Überschneidungen und Unklarheiten – aber auch klare Abgrenzungen. Der Versuch eines Überblicks:

Homöopathie

Alternativmedizin / Komplementärmedizin

Der Begriff Alternativmedizin umfasst im Prinzip alle Heilmethoden, die nicht zur klassischen Schulmedizin gehören und / oder auf anderen Theorien der Krankheitsentstehung und -behandlung basieren. Da diese Heilmethoden jedoch nicht nur alternativ, sondern oft ergänzend zur Schulmedizin angewendet werden, wird vielfach der Begriff Komplementärmedizin (ergänzende Medizin) favorisiert oder sogar synonym verwendet. In diesem Fall zählen unter anderem die folgenden Verfahren dazu:

  • Naturheilverfahren
  • Homöopathie
  • Osteopathie
  • Traditionelle chinesische Medizin (TCM)
  • Anthroposophische Medizin

Einige Wissenschaftler sehen jedoch eine klare Abgrenzung zwischen der Komplementärmedizin und Alternativmedizin. Nach ihrer Ansicht sind Naturheilverfahren in der Regel in die Schulmedizin eingebunden oder ergänzen diese (Komplementärmedizin), während z. B. die Homöopathie oder die Traditionelle Chinesische Medizin eher eigenständige Konzepte darstellen und somit der Alternativmedizin zugeordnet wären.

Naturheilverfahren

Unter Naturheilverfahren versteht man alle Heilmethoden, die auf natürlichen Stoffen oder Prozessen basieren. Die Definition ist allerdings auch hier nicht immer einheitlich. Einer der bekanntesten Verfechter der Naturheilverfahren war der Pfarrer Sebastian Kneipp (1821 – 1897). Nach seiner Definition zählen folgende Therapien zu den Naturheilverfahren:

  • Pflanzenheilkunde (Phytotherapie)
  • Bewegungstherapie einschließlich Massagen
  • Hydrotherapie (Wassertherapie)
  • Ernährungstherapie
  • Ordnungstherapie (Finden der inneren Balance / Ausgeglichenheit)
  • Thermotherapie (Kälte- und Wärmeanwendungen: z. B. Rotlicht, Eisbehandlungen)

Homöopathie

Die Homöopathie basiert auf dem sogenannten Ähnlichkeitsprinzip des deutschen Arztes Samuel Hahnemann (1755 – 1843). Demnach werden Krankheiten durch Substanzen geheilt, die bei einem Gesunden ähnliche Symptome hervorrufen wie die Krankheit selbst. Die Wirkstoffe werden – oft um ein Vielfaches – verdünnt (potenziert), sodass sie im vermeintlichen Medikament meist nicht mehr nachweisbar sind. Verfechter der Homöopathie glauben, dass die Kraft des Wirkstoffes auf das Wasser bzw. die Trägersubstanz übertragen und die heilende Information weitergegeben und durch die Potenzierung verstärkt wird.

Für die unterschiedlichen Potenzierungen werden die Ausgangssubstanzen mit speziellen Methoden in einer Wasser-Alkohol-Mischung hochgradig verdünnt. So können auch giftige Substanzen wie Tollkirsche oder der blaue Eisenhut zur Behandlung verwendet werden. Unsachgemäße Verarbeitungen können jedoch Vergiftungserscheinungen nach sich ziehen. Homöopathische Mittel gibt es in Form von Kügelchen (Globuli), Tropfen, Lösungen oder Salben. Globuli bestehen in der Regel aus Zucker oder Zuckerersatzstoffen und werden mit der verdünnten Heiltinktur benetzt.

Da die Wirkstoffe der Homöopathie üblicherweise aus der Natur stammen, wird sie oftmals, z. B. vom Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin e. V. (ZAEN), zu den Naturheilverfahren gezählt. Kritiker sehen hier eine klare Abgrenzung. In Deutschland dürfen sowohl Mediziner als auch Heilpraktiker homöopathisch arbeiten. Während für Mediziner einheitliche, von der Ärztekammer vorgegebene Fortbildungskriterien gelten, steht es einem Heilpraktiker frei, in welchem Umfang er sich auf dem Gebiet Homöopathie weiterbildet.

Osteopathie

Die Osteopathie ist ein manuelles Behandlungsverfahren. Ein Osteopath sucht gezielt im Körper nach Blockaden und Gewebespannungen, die laut Osteopathie zu unterschiedlichen Funktionsstörungen im Körper führen können. Der Osteopath ertastet diese Blockaden, löst sie und will dadurch den Körper zur Selbstheilung anregen. Mögliche Einsatzgebiete sind z. B. Migräne, unspezifische Rückenschmerzen oder diverse Verdauungsprobleme. Neben Ärzten können sich ausgebildete Physiotherapeuten, Heilpraktiker, Masseure und medizinische Bademeister auf dem Gebiet der Ostheopathie weiterbilden lassen. Allerdings ist sowohl die Ausbildung als auch das Berufsbild in Deutschland nicht einheitlich geregelt.

Traditionelle chinesische Medizin (TCM)

Ein Grundprinzip der Traditionellen Chinesischen Medizin besagt, dass die Gesundheit auf der Harmonie und dem Gleichgewicht im Körper sowie zwischen Mensch und Umwelt beruht. Krankheiten entstehen, wenn diese Harmonie gestört wird. Weiterhin beruht die TCM auf der Vorstellung, dass die Lebensenergie (Qi) durch besondere „Leitbahnen“ (Meridiane) in unserem Körper fließt. Über diese Meridiane kann der TCM-Therapeut mithilfe von Akupunktur, speziellen Massagen oder der sogenannten Moxibustion Einfluss auf die einzelnen Organfunktionen und somit auf das Qi nehmen. Bei der TCM arbeiten die Therapeuten und Ärzte mit besonderen Diagnoseverfahren wie der Puls- und der Zungendiagnose. Die Therapie stützt sich insgesamt auf fünf Säulen:

  • Akupunktur
  • Moxibustion (Erwärmung der Akupunkturpunkte; Verglimmen von Beifußkraut auf der Haut)
  • Tuina (spezielle Massage bzw. manuelle Therapie)
  • Chinesische Arzneimitteltherapie (Heilpflanzen, Mineralien und tierische Bestandteile)
  • Diätetik / Ernährungslehre

Die Anthroposophische Medizin

Die Anthroposophische Medizin versteht sich als eine die konventionelle Schulmedizin ergänzende Form der Medizin. Anthroposophische Ärzte verfügen über die gleiche medizinische Ausbildung wie reine Schulmediziner, ergänzt durch die Anthroposophische Medizin, welche von Rudolf Steiner (1861 – 1925) und Ita Wegman (1876 – 1943) Anfang des 20. Jahrhunderts begründet wurde. Sie berücksichtigt bei der Diagnose und Therapie einer Erkrankung immer auch die Lebensumstände und die Persönlichkeit des Patienten. Jeder Patient wird als Individuum mit seiner eigenen persönlichen Krankengeschichte und seinem eigenen Krankheitsempfinden aufgefasst. Zu den aus diesem Verständnis abgeleiteten Therapien gehören unter anderem:

  • Kunsttherapie
  • Heileurythmie (spezielle anthroposophische Bewegungskunst)
  • Rhythmische Massage
  • Spezielle Arzneimittel (teilweise ähnlich hergestellt wie homöopathische Arzneimittel)

Heilpraktiker

Heilpraktiker haben keine akademische medizinische Ausbildung. Sie behandeln mit alternativen bzw. komplementären Heilmethoden ihrer Wahl (z. B. Naturheilkunde, Homöopathie oder TCM). Eine festgelegte Ausbildung zum Heilpraktiker gibt es hierzulande bislang nicht. Bevor jemand in Deutschland als Heilpraktiker tätig sein darf, muss er lediglich eine staatliche Prüfung ablegen, in der grundlegendes medizinisches Wissen abgefragt wird. Weitere Voraussetzungen sind ein Hauptschulabschluss, ein makelloses polizeiliches Führungszeugnis sowie eine Tauglichkeitsbescheinigung vom Arzt. Angehende Heilpraktiker müssen außerdem mindestens 25 Jahre alt sein.

von Ulrike Pickert

aus ORTHOpress 3/17

Fragen und Antworten

Welche Globuli gibt es?

Globuli bestehen aus Zucker und werden mit ganz unterschiedlichen verdünnten Lösungen benetzt. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Globuli, die gegen eine Vielzahl von Beschwerden eingesetzt werden.

Welche Krankenkasse zahlt eine Osteopathie-Behandlung?

Erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse, ob diese die Kosten für eine osteopathische Behandlung übernimmt.

Ist der Heilpraktiker staatlich anerkannt?

Es gibt keine staatlich anerkannte Ausbildung zum Heilpraktiker. Doch nur wer die staatlich anerkannte Prüfung zum Heilpraktiker besteht, darf sich anschließend Heilpraktiker nennen.