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Fuß- & Sprunggelenk

Vorfußerkrankungen Hallux valgus & Co.

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Vorfußbeschwerden sind weitverbreitet und können zu einer schwerwiegenden Belastung werden. Das gilt insbesondere für den Hallux valgus, eine Fehlstellung, die auch als Ballenzeh bezeichnet wird. Dabei verschiebt sich die Großzehe nach innen und der Ballen nach außen. Für die Betroffenen ist dies nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern auf Dauer auch mit teilweise äußerst schmerzhaften Folgen verbunden. Deutschlandweit  leiden unter einem Hallux valgus schätzungsweise etwa ein Viertel aller Menschen über 65 Jahre, darunter insbesondere Frauen.

Vielfach ist noch immer die Meinung vorherrschend, dass die Hauptursache für einen Hallux valgus spitz zulaufende Schuhe mit hohen Absätzen sind. Auch wenn tatsächlich vieles für diese Annahme sprechen mag, wäre es dennoch falsch, andere Faktoren auszuschließen, die ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Hallux spielen. Dazu gehören

  • familiäre Veranlagung,
  • ein schwaches Bindegewebe,
  • Übergewicht,
  • Spreiz- oder Knick-Senkfüße,
  • verkürzte Achillessehnen oder Wadenmuskeln,
  • Gelenkerkrankungen wie zum Beispiel eine rheumatoide Arthritis.

Zu Beginn macht sich ein Hallux vor allem dadurch bemerkbar, dass sich der Ballen rötet und anschwillt. Im weiteren Verlauf dreht er sich zunehmend aus dem Gelenk heraus, während die Zehenspitze immer mehr in Richtung Kleinzehen wandert und sich in manchen Fällen sogar über diese hinweg schiebt. Je weiter die Erkrankung voranschreitet, desto mehr kommt es zu Schmerzen. Diese treten häufig nicht nur am vorgewölbten Ballen selbst, sondern auch am oft entzündeten Mittelfußköpfchen auf.

Vorsicht vor den Folgen!

Während die Beweglichkeit bei einem Hallux im Anfangsstadium noch kaum eingeschränkt ist, wird die Großzehe mit fortschreitendem Verlauf zunehmend steif und verkrümmt. Da bei jedem Schritt am Ende des Abrollvorgangs ein extrem starker Zug auf die Sehnen und Muskeln stattfindet, verschlimmert sich die Fehlstellung zunehmend, je mehr die Großzehe nach außen abweicht. Auf diese Weise wird die normale Funktion des Fußes mehr und mehr beeinträchtigt. Verbunden sein können damit dauerhafte Reizungen der Haut, Schleimbeutelentzündungen und Gelenkkapselausdünnungen. Im weiteren Verlauf besteht die Gefahr, dass die benachbarten Zehen verdrängt, überlagert oder deformiert werden, sodass es zur Bildung von Hammer- oder Krallenzehen kommt. Dabei handelt es sich um Beugefehlstellungen der Zehenmittel- beziehungsweise Endgelenke. Häufig entstehen solche Fehlstellungen auch als Folge eines Senk- oder Ballonfußes. Vielfach bildet sich zudem eine schmerzhafte rote Schwiele, die in geschlossenen Schuhen ständig gereizt wird. Die Beschwerden sind daher oft noch größer als bei einer Großzehenfehlstellung. Sind die Zehen noch „weich“ und beweglich, können physiotherapeutische Maßnahmen und Einlagen weiterhelfen. Ansonsten bedarf es einer begradigenden Korrektur, welche sich vielfach dadurch erreichen lässt, dass die Sehnen mithilfe eines relativ kleinen Eingriffs verlagert werden. In schwerwiegenderen Fällen bleibt neben einer Sehnenverlängerung oder einem Sehnentransfer mitunter nur der Ausweg, das betroffene Gelenk zu versteifen oder zu entfernen.

Ein Hallux rigidus schränkt die Beweglichkeit zunehmend ein

Bleibt ein Hallux valgus auf Dauer unbehandelt, so besteht die Gefahr, dass sich ein Hallux rigidus, eine Arthrose des Großzehengrundgelenks, bildet. Dies kann allerdings auch auf andere Ursachen zurückzuführen sein, wie zum Beispiel Plattfuß, Fehlbelastungen, Verletzungen oder Übergewicht. Männer sind häufiger von einem Hallux rigidus betroffen als Frauen. In der Folge kommt es zu einer Entzündung des Gelenks und einer Verschmälerung des Gelenkspalts. Während der Gelenkknorpel immer mehr abnimmt und schließlich Knochen auf Knochen reibt, bilden sich um das Gelenk herum knöcherne Wülste, welche die Beweglichkeit zunehmend einschränken. In letzter Konsequenz steift die Großzehe in einer meist nach oben abgespreizten Position ein.

Im Vordergrund stehen gelenkerhaltende Operationen

Bei einem Hallux valgus leichter Ausprägung können spezielle Einlagen Abhilfe schaffen, welche das vordere Fußgewölbe stützen und das Fortschreiten der Fehlstellung aufhalten. Weitere Hilfsmittel sind Zehenspreizer, Zehenpolster, Ballenrollen und Hallux-Schienen. Helfen entsprechende Maßnahmen nicht weiter, sollte über eine Operation nachgedacht werden. Sinnvoll ist diese insbesondere dann, wenn der Patient unter starken Fußschmerzen leidet, welche seine Beweglichkeit einschränken, sowie dann, wenn der Zehenballen chronisch entzündet und geschwollen ist und die Großzehe zunehmend versteift. Hallux valgus und Hallux rigidus werden heutzutage nach Möglichkeit gelenkerhaltend operiert. Dabei verfolgt man das Ziel, die Schmerzen zu beseitigen und den alten Zustand einschließlich der natürlichen Abrollfunktion wiederherzustellen. Welches Verfahren im Einzelfall angewendet wird, hängt vom jeweiligen Zustand des Fußes ab. Eine in vielen Fällen erfolgversprechende Option, um eine Geradestellung der Großzehe zu erreichen, ist ein Weichteileingriff, bei dem Sehnen und Gelenkkapsel korrigiert werden. Oft geschieht dies in Kombination mit einer Knochenumstellung (Osteotomie). Bei einem Hallux rigidus kann je nach Schweregrad ein gelenkerhaltender Eingriff (Cheilektomie) oder eine Gelenkversteifung (Arthrodese) durchgeführt werden. Moderne Materialien, die später meist nicht mehr entfernt werden müssen, machen es möglich, durchtrennte Knochen belastungsstabil zu fixieren. Einen Vorteil bieten darüber hinaus selbstauflösende Schrauben und Pins, die nach erfolgreicher Knochenheilung ab- oder zu Knochen umgebaut werden.

Eine verbesserte Anästhesie verringert die Beschwerden

Bei Eingriffen am Fuß hat sich als Narkoseform die sogenannte Fußblockade bewährt. Dabei werden die Nerven des Fußes durch ein örtliches Betäubungsmittel blockiert. Auf diese Weise wird eine lokale Schmerzfreiheit von bis zu 20 Stunden ermöglicht. Da innerhalb dieses Zeitraums die Hauptschmerzphase stattfindet, haben die Patienten auch in der Folgezeit weniger starke Beschwerden. Dies könnte damit zusammenhängen, dass die Fußblockade dazu beiträgt, die Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses zu verhindern.

von Michael Ahnhöffer