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Leben & Gesundheit

Von den nützlichen Folgen einer fett- und eiweißarmen Kost für Rheumatiker

Close-up of female hands with bunch of carrots and fresh organic vegetables in a wicker basket.

Tipps und Ratschläge für eine gesunde Ernährung bei Rheuma

Hat die Ernährung einen Einfluss auf rheumatische Erkrankungen? Neuere Forschungsergebnisse sprechen eindeutig dafür. Auch wenn die Krankheit durch eine richtige Ernährung nicht geheilt werden kann, so weist doch vieles darauf hin, dass man mit ihrer Hilfe zumindest gewisse positive Wirkungen erzielen kann.

Da unter dem Begriff Rheuma so unterschiedliche Krankheitsbilder wie Arthrose, Arthritis, und Weichteilrheuma, aber auch Osteoporose und Gicht zusammengefasst werden und dementsprechend völlig unterschiedliche Ursachen für die jeweiligen Erkrankungen vorliegen, kann es kein einheitliches Rezept für die richtige Ernährung bei Rheuma geben. Generell lassen sich aber einige allgemeine Leitsätze formulieren: So schrieb schon Wilhelm Busch – wohl wissend, dass Übergewicht schädlich ist: „Der Dicke aber – autsch! Mein Bein! – hat wieder heut das Zipperlein.“ Die heutige Medizin empfiehlt eine möglichst vollwertige Ernährung mit Ballaststoffen, Kohlenhydraten, Vitaminen, Antioxidantien, Spurenelementen und Calcium. Alkohol sollte man möglichst meiden und statt dessen lieber viel Mineralwasser trinken. Einschränken sollte man auf jeden Fall die Zufuhr von tierischem Eiweiß (mit Ausnahme von Fisch, der als gesunde Eiweißquelle gilt). Denn Eiweiß sollte nicht mehr als 15 Prozent unseres Energieverbrauchs ausmachen. Der tägliche Bedarf an Eiweiß liegt für Erwachsene bei etwa 0,8 g pro kg Körpergewicht, ein Bedarf, der zu zwei Dritteln aus pflanzlichem (z. B. Soja und Kartoffeln) und zu einem Drittel aus tierischem Eiweiß gedeckt werden sollte – was bei uns leider meistens genau umgekehrt ist.

Purine führen zu verstärkter Harnsäurekonzentration

Der Zusammenhang zwischen Ernährung und Erkrankung ist bei der Gicht verhältnismäßig eindeutig. Hier liegt in der Regel ein Defekt des Harnsäurestoffwechsels vor, der in Verbindung mit einer falschen Ernährung zu einer hohen Harnsäurekonzentration im Blut führt. Wenn der Harnsäurespiegel über längere Zeit erhöht ist, kristallisiert die Harnsäure aus, wodurch es dann zu schmerzhaften Entzündungen in den Gelenken kommt. Die Harnsäure wird aus den so genannten Purinen gebildet, Bestandteilen der Zellen, die im Körper produziert, aber auch mit der Nahrung aufgenommen und im günstigen Fall durch die Niere mit dem Harn wieder ausgeschieden werden. Für den Gichtpatienten ist es deshalb unbedingt erforderlich, Lebensmittel, die Purine enthalten, so weit wie möglich zu meiden. Dazu zählen unter anderem: Innereien wie Leber, Niere, Milz und Herz sowie bestimmte Fischsorten und Meeresfrüchte wie Hering, Karpfen, Räucherfisch, Ölsardinen, Krabben und Muscheln; fettreiche Fleisch- und Wurstwaren, außerdem Hülsenfrüchte wie weiße Bohnen, Erbsen und Linsen sowie alkoholhaltige Getränke. Allerdings ist der Verzehr einer täglichen Portion von 100 bis 150 g magerem Fleisch, Fisch oder Wurst durchaus vertretbar.

Die schädliche Wirkung der Arachidonsäure

Während für die Entstehung der Gicht die Purine die entscheidende Rolle spielen, ist für die entzündlichen rheumatischen Erkrankungen, insbesondere die chronische Polyarthritis, die Arachidonsäure von zentraler Bedeutung. Hierbei handelt es sich um eine aus der Linolsäure gebildete mehrfach ungesättigte Fettsäure (Omega-6-Fettsäure), bei deren Abbau die so genannten Prostaglandine, entzündungsfördernde Botenstoffe, entstehen. Arachidonsäure, deren täglicher Bedarf für den menschlichen Körper weniger als 1 mg beträgt, tritt ausschließlich in Nahrungsmitteln tierischer Herkunft, also Fleisch- und Wurstwaren sowie Eiern und Milchprodukten, auf. Empfohlen wird eine Zufuhr von nicht mehr als 80 mg Arachidonsäure pro Tag. Wenn man bedenkt, dass in 100 g Schweineschmalz bereits 1700 mg, in 100 g Eigelb 297 mg und in 100 g Butter 83 mg Arachidonsäure enthalten sind, lässt sich leicht ermessen, wie schädlich die Auswirkungen einer herkömmlichen, fett- und eiweißreichen Ernährung auf die Gesundheit des Rheumatikers sein können. Eine Möglichkeit, die Arachidonsäure im Körper zu verdrängen, besteht darin, Eicosapentaensäure (EPA) – ebenfalls eine mehrfach ungesättigte Fettsäure – aufzunehmen. EPA ist eine sogenannte Omega-3-Fettsäure, die aus der alpha-Linolensäure entsteht. Da die EPA der Arachidonsäure bis auf eine einzige entscheidende Doppelbindung gleicht, kann sie diese im Stoffwechsel verdrängen. In größerer Menge kommt EPA ausschließlich in Fischen und Meeresfrüchten vor. Eine ebenso positive Wirkung wird erzielt, indem man Lebensmittel zu sich nimmt, die alpha-Linolensäure enthalten. Die alpha-Linolensäure ist deshalb so wirkungsvoll, weil sie nicht nur Grundstoff für die EPA ist, sondern auch die Umwandlung der Linolsäure zu Arachidonsäure hemmt. Besonders reichlich vorhanden ist sie in Pflanzenölen wie Raps-, Lein- und Walnussöl enthalten. Die Bildung der Entzündungsstoffe aus Arachidonsäure kann darüber hinaus auch durch Antioxidantien vermindert werden. Als wichtigstes Antioxidans gilt Vitamin E, das unter anderem in Pflanzenölen, Nüssen und Samen vorkommt.

Wichtig für den Rheumatiker ist außerdem eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D und Calcium, um der Bildung einer Osteoporose vorzubeugen, die häufig eine Folgeerscheinung rheumatischer Gelenkentzündungen ist, insbesondere dann, wenn eine Dauerbehandlung mit Cortison erforderlich ist. Empfohlen wird eine Calcium-Zufuhr von 1000-1500 mg pro Tag. Man sollte aber darauf achten, seinen Calcium-Bedarf möglichst nicht durch Milch oder Milchprodukte (wodurch die Osteoporose, anders als in der Werbung häufig dargestellt, eher noch verstärkt wird), sondern durch Gemüsesorten wie Broccoli, Grünkohl, Fenchel, Hülsenfrüchte und Gartenkräuter sowie calciumreiches Mineralwasser zu decken. Die Verwertung des Calciums wird durch die Zunahme von Vitamin D verbessert, welches in Fisch enthalten ist, sich aber auch bei Sonneneinstrahlung in der Haut bildet.
Fassen wir abschließend noch einmal die aufgeführten Forschungsergebnisse zusammen, so ergeben sich folgende Faustregeln für eine gesunde Ernährung bei entzündlichem Rheumatismus:

  • Essen Sie ausreichend Gemüse, Sojagerichte und Obst, da sie auf diese Weise zu einer ausreichenden Versorgung mit Vitaminen, Calcium und Spurenelementen beitragen und die Zufuhr von Arachidonsäure vermeiden.
  • Nehmen Sie Ballaststoffe zu sich und fördern Sie damit die Entgiftung und Entschlackung Ihres Organismus.
  • Setzen Sie mindestens zweimal pro Woche Fisch auf ihren Speiseplan und bewirken Sie damit eine hohe Aufnahme an Eicosapentaensäure.
  • Verwenden Sie hochwertige Pflanzenöle wie Walnuss-, Weizenkeim- oder Rapsöl und sorgen Sie so für einen ausreichenden Verbrauch an Omega-3-Fettsäuren und Vitamin E.
  • Reduzieren Sie den Konsum von tierischem Eiweiß (mit Ausnahme von Fisch) und decken Sie Ihren Eiweißbedarf lieber durch pflanzliche Produkte.
  • Meiden Sie Alkohol und trinken Sie stattdessen viel Mineralwasser.

aus ORTHOpress 04|2002

Alle Beiträge dienen lediglich der Information und ersetzen keinesfalls die Inanspruchnahme eines Arztes*in. Falls nicht anders angegeben, spiegeln sie den Stand zur Zeit der Erstveröffentlichung wider. Die aktuelle Einschätzung des Sachverhalts kann durch Erfahrungszuwachs, allgemeinen Fortschritt und zwischenzeitlich gewonnene Erkenntnisse abweichen.