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Schulter

Schulterendoprothetik

Beweglichkeit und Schmerzfreiheit durch moderne Endoprothetik

Gegenüber dem Ersatz eines Knie- oder Hüftgelenks führte die Schulterendoprothetik bis vor kurzer Zeit eher ein Schattendasein. Doch moderne knochensparende OP-Techniken und die Verfügbarkeit anatomischer und modularer Endoprothesen haben dazu geführt, dass Patienten heute sehr viel besser als früher versorgt werden können, erklärt Dr. Jochem Schunck, Chefarzt der Klinik für Allgemeine Orthopädie und Rheumatologie im Eduardus-Krankenhaus in Köln.

Herr Dr. Schunck, wann benötigen wir überhaupt eine Schulterprothese?

Dr. Schunck: Die Kriterien für den Einsatz einer Schulterprothese sind letztlich ähnlich wie beim Ersatz der anderen großen Gelenke auch. Bei einer Abnutzung des Gelenkknorpels am Oberarmkopf bzw. der Pfanne oder auch einem Verschleiß der Schulterhaubenmuskulatur kommt es zu immer häufiger auftretenden Beschwerden. Dazu zählen Bewegungseinschränkungen beim Heben des Arms, Schmerzen bei der Bewegung und im fortgeschrittenen Stadium einer Schulterarthrose auch Ruheschmerzen. Da das Schultergelenk bei fast jeder Tätigkeit an der Bewegung beteiligt ist, werden die Schmerzen oft als sehr belastend empfunden. Schon einfaches Haarekämmen oder das Liegen auf der betroffenen Seite kann mit Schmerzen verbunden sein. In jedem Fall sollten vor dem Einsatz einer Schulterprothese alle verfügbaren konservativen Behandlungsmöglichkeiten wie die Gabe entzündungshemmender Medikamente oder Physiotherapie ausgeschöpft sein. Wenn aber selbst alltägliche Verrichtungen nicht mehr oder nur noch unter Schmerzen ausgeführt werden können, sollte mit dem behandelnden Arzt über einen Gelenkersatz gesprochen werden.

Röntgenbild mit fortgeschrittener Abnutzung des Gelenkknorpels
Verschleiß des Schultergelenks

Welche Formen des Gelenkersatzes an der Schulter gibt es heute?

Dr. Schunck: Je nach Ausmaß des Schadens im Gelenk können verschiedenste Endoprothesen zum Einsatz kommen. Dazu steht eine breite Palette unterschiedlicher Prothesendesigns zur Verfügung. So kann der Gelenkersatz den anatomischen Gelenkverhältnissen optimal angepasst und eine normale physiologische Gelenkfunktion wiederhergestellt werden. Dabei werden die meisten Prothesenmodelle heute zementfrei eingesetzt. Oberstes Ziel ist es, möglichst viel eigenen Knochen zu erhalten, um auch für eventuelle Folgeeingriffe weiterhin günstige Voraussetzungen zu erhalten. Ist nur der Oberarmkopf verschlissen, so bietet sich eine Oberflächenprothese an. Hierbei wird nur der Oberarmkopf wie ein Zahn „überkront“. Wenn Oberarmkopf und Gelenkpfanne gleichermaßen von der Abnutzung betroffen sind, kommt eine anatomische Schulterprothese zum Einsatz. 

Ist neben dem Gelenkknorpel auch noch die umliegende Schulterhaubenmuskulatur (sog. Rotatorenmanschette) erheblich geschädigt und kann der Arm nicht mehr aktiv angehoben werden, was für Betroffene meist eine große Funktionseinschränkung – etwa bei der Körperhygiene – darstellt, kommt eine sogenannte inverse Prothese zum Einsatz. Dabei tauschen Gelenkkopf und Gelenkpfanne die Plätze: Der Gelenkkopf wird am Schulterblatt angebracht, während der Oberarmknochen die Gelenkpfanne trägt. Damit ist auch bei großflächig geschädigter Rotatorenmanschette eine gute Schulterfunktion gewährleistet, da der Arm nunmehr allein durch den Deltamuskel angehoben werden kann. 

Oberflächenersatz der Schulter (re.) und Aufbau einer schaftlosen Schulterprothese (li.)

Wie lange ist man nach dem Einsatz einer Schulterprothese „außer Gefecht“?

Dr. Schunck: An die meist etwa einstündige Operation in Vollnarkose schließt sich in der Regel ein Klinikaufenthalt von etwa 4-5 Tagen an. Ganz wichtig ist die Nachbehandlung: Die Frühmobilisation startet bereits am Operationstag in Form von geführten Bewegungsübungen unter Anleitung. Danach wird das Bewegungsausmaß in den ersten sechs Wochen stufenweise erweitert und zunehmend durch aktive Übungen idealerweise in der ambulanten bzw. stationären Rehabilitation ergänzt. Nach 12 Wochen sollte das angestrebte Behandlungsziel bezüglich der Beweglichkeit erreicht sein, wobei natürlich die Muskulatur weiter aufgebaut werden muss. Insgesamt lässt sich sagen, dass mit der modernen Schulterendoprothetik einem Großteil der Patienten Schmerzfreiheit und Lebensqualität zurückgegeben werden können.

Herr Dr. Schunck, haben Sie herzlichen Dank für Ihre Ausführungen!

Dr. Jochem Schunck

Dr. med. Jochem Schunck
Chefarzt Klinik für Orthopädie und Rheumatologie
Eduardus-Krankenhaus Köln
Custodisstr. 3 – 17
50679 Köln

www.eduardus.de
orthopaedie@eduardus.de