Inhaltsverzeichnis
- Stimulation der tiefen Rückenmuskulatur
- Herr Salloum, schützt eine gut trainierte Muskulatur vor Rückenschmerzen?
- Wie kommt es dazu, dass der Muskel auf den Trainingsreiz nicht mehr reagiert?
- Mit der ReActiv8 ®-Stimulation kann man jetzt den früheren Zustand wiederherstellen. Wie funktioniert das?
- Für welche Patienten kommt eine Behandlung mit ReActiv8 ® infrage?
Stimulation der tiefen Rückenmuskulatur
Sie leiden unter chronischen Schmerzen, aber Röntgen- oder MRT-Bilder lassen keinen Rückschluss auf die Ursache zu? Dann könnte es sein, dass die Schmerzen muskulären Ursprungs sind, weiß Georg Salloum, Neurochirurg aus Leipzig. Auch ein Besuch im Fitnessstudio würde daran möglicherweise nicht viel ändern – zumindest dann nicht, wenn sich der für die Beschwerden verantwortliche Muskel gar nicht mehr auf herkömmliche Art und Weise trainieren lässt. Doch dafür gibt es jetzt eine Lösung: die ReActiv8 ®-Neurostimulation.
Herr Salloum, schützt eine gut trainierte Muskulatur vor Rückenschmerzen?
Georg Salloum: Prinzipiell, ja. Wenn die Wirbel von einem starken muskulären Korsett geführt werden, sinkt das Risiko für bestimmte degenerative Rückenerkrankungen. Natürlich bekommen auch gut trainierte Menschen Bandscheibenvorfälle oder können eine Spinalkanalstenose entwickeln. Trotzdem gilt der altbekannte Spruch, dass ein „starker Rücken keinen Schmerz kennt“. Hauptverantwortlich dafür ist die sogenannte tiefe Rückenmuskulatur. Diese ist häufig verkümmert, kann aber gar nicht so leicht auftrainiert werden. Einige Fitnessstudios verfügen daher über besondere Geräte, mit denen das Becken fixiert werden kann. Das soll verhindern, dass hauptsächlich andere Muskelgruppen angesprochen werden und dafür sorgen, dass die tiefe Rückenmuskulatur mehr oder weniger isoliert trainiert werden kann. In bestimmten Fällen nützt aber auch das beste Training nichts, wenn nämlich der Muskel sich gar nicht ansprechen lässt. Man spricht dann von einer „reflektorischen Hemmung“. Diese tritt vor allem an den Multifidi auf, den „vielgefiederten“ Muskeln, welche über jeweils drei Wirbelsäulensegmente verlaufen. Diese strangförmigen Skelettmuskeln gehören zur autochthonen Rückenmuskulatur und stabilisieren die Wirbelsäule auf segmentaler Ebene. Die Multifidi sorgen im gesunden trainierten Zustand dafür, dass Bewegungen der Wirbel gegeneinander – z. B. ein Wirbelgleiten, eine Rotation oder eine Scherbewegung – effektiv vermieden werden. Internationale Studien haben gezeigt, dass sowohl die Dicke dieser Muskeln als auch ihre weitgehende Symmetrie mit einem beschwerdefreien Rücken korrelieren.
Wie kommt es dazu, dass der Muskel auf den Trainingsreiz nicht mehr reagiert?
Georg Salloum: Man geht davon aus, dass Blockaden – z. B. durch ein traumatisches Geschehen – ursächlich sein könnten, wodurch ein Teufelskreis aus Schmerz und Immobilität entsteht und infolgedessen der Muskel nicht mehr richtig angesteuert und benutzt wird. Dies hat zur Folge, dass ein Umbau des Muskelgewebes aufgrund der gestörten motorischen Kontrolle stattfindet, die sogenannte fettige Degeneration.
Mit der ReActiv8 ®-Stimulation kann man jetzt den früheren Zustand wiederherstellen. Wie funktioniert das?
Georg Salloum: Bei ReActiv8® handelt es sich um ein elektrisches Stimulationsverfahren. Dabei werden in einem ca. 45-minütigen Eingriff zwei Elektroden mit jeweils vier Kontakten in Höhe der Querfortsätze des dritten Lendenwirbels implantiert. Der batteriebetriebene Impulsgeber wird subkutan im Bereich des unteren Rückens oder des Bauchs eingesetzt. Die genaue Position kann je nach den anatomischen Gegebenheiten des Patienten variieren. Die Behandlung mit dem ReActiv8 ®-System basiert auf dem Konzept der gezielten Stimulation der Nerven, die den Multifidus-Muskel steuern. Der Patient hat die Kontrolle über die zweimal täglich stattfindenden, 30-minütigen Therapiesitzungen, die sich wie eine Tiefengewebsmassage anfühlen. Durch die gezielte Stimulation wird die neuromuskuläre Kontrolle der Multifidus-Muskeln wiederhergestellt und dadurch die Stabilisierung der Wirbelsäule, insbesondere im Lendenwirbelsäulenbereich, gefördert, was dazu führt, dass die Schmerzen langfristig gelindert und die Beweglichkeit verbessert wird. Dadurch stellt sich insgesamt eine deutliche Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität ein.
Für welche Patienten kommt eine Behandlung mit ReActiv8 ® infrage?
Georg Salloum: ReActiv8 ® wird bei Patienten eingesetzt, die unter sogenannten axialen mechanischen nozizeptiven Schmerzen leiden. Das bedeutet, dass ein lokaler unterer Rückenschmerz besteht, der aber nicht ausstrahlt und dem kein höhergradiger Verschleiß wie etwa eine Arthrose oder Degeneration über mehrere Wirbeletagen zugrunde liegt. Patienten mit einer bestehenden Radikulopathie oder neuropathischen Rückenschmerzen kommen für den Eingriff nicht infrage. Vor der Implantation überprüfen wir aber auf jeden Fall, ob eine von außen ausgelöste Anspannung der Multifidi die Schmerzsymptomatik lindert. Ist dies der Fall, hat ein Einsatz des Systems Aussicht auf Erfolg.
Praxis Neurochirurgie
Georg Salloum · Lortzingstraße 15
04105 Leipzig
Tel: 0178 / 318 13 83
salloum@neurochirurg-leipzig.de
www.neurochirurg-leipzig.de