
Wenn Knie oder Hüfte bei jedem Schritt schmerzen, wünschen sich Patienten* einfach nur, „dass es aufhört“. Insbesondere, wenn der Mensch an sich gesund ist, aber durch die Probleme im Gelenk ausgebremst wird. Doch der Austausch des geschädigten Gelenks kann ein schwerwiegender und lebensverändernder Eingriff sein, daher stellt sich die Frage, wo man den Eingriff vornehmen lässt. Das Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum Berlin ist als Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung zertifiziert. Für eine optimale Versorgung steht hier sowohl die prä- als auch die postoperative Versorgung im Fokus. Chefarzt Dr. Heiko Spank ist vielfach zertifiziert und Spezialist für Endoprothetik an Hüfte, Knie und Schulter.
Herr Dr. Spank, das Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum ist ein Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung (EPZ-max). Was bedeutet das?
Dr. Spank: Die Zertifizierung als Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung wird von der EndoCert-Initiative ausgestellt und soll Patienten mit anstehender Gelenkersatzoperation eine hohe Qualität und Sicherheit garantieren. Die Zertifizierung durch EndoCert erfolgt nach einem mehrwöchigen Audit anhand zahlreicher Merkmale und ist nicht leicht zu erhalten. Zu den Kriterien zählen unter anderem die fachübergreifende Zusammenarbeit während der Behandlung, die Versorgungsqualität, die Einbindung des Patienten in die Behandlung, die Anzahl der durchgeführten Operationen und die Behandlungsergebnisse. Zudem wird die Beteiligung am Deutschen Endoprothesenregister (EPRD) vorausgesetzt, in das Erfahrungswerte mit den verschiedenen Endoprothesen eingepflegt werden, um die Forschung weiter voranzutreiben. Diesen Ansatz unterstützen wir aktiv. Ich persönlich bin gemeinsam mit anderen Orthopäden, Unfallchirurgen und Wissenschaftlern in der AE, der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik, aktiv und als AE-Endoprothetiker MASTER für Knie und Hüfte ausgezeichnet worden. Für diese Auszeichnung muss man zum Beispiel nachweisen, dass man innerhalb der vergangenen fünf Jahre mindestens 125 selbst durchgeführte Implantationen von Kniegelenktotalendoprothesen und 25 Revisionen einer Kniegelenktotalendoprothese durchgeführt hat. Zudem bin ich zertifizierter Chirurg der Deutschen Kniegesellschaft (DKG) und zertifizierter Hüftchirurg der Deutschen Hüftgesellschaft e. V. (DHG). Da wir ein MVZ sind, ist der Standard des gesamten Klinikpersonals hoch. Unser Ziel ist eine geschlossene Behandlungskette, von der Erstvorstellung bis zum Abschluss der Behandlung, für maximal gute Ergebnisse.
Die Reha nach der Operation kennen viele Patienten. Sollten Patienten auch vor dem Eingriff schon sportlich aktiv werden?
Dr. Spank: Nicht nur das. Die Prehabilitation, also die Vorbereitung auf eine Operation, ist überaus wichtig. Sie umfasst in unserem MVZ physische und psychologische Aspekte, außerdem spielt die Steuerung der richtigen Erwartungshaltung eine wichtige Rolle. Wir bestärken unsere Patienten nicht in dem Gefühl krank zu sein, sondern zeigen ihnen auf, dass sie lediglich ein neues Gelenk brauchen. Dieser positive Ansatz hat einen entscheidenden Einfluss auf die Psyche und hilft dem Menschen, aktiv und vorbereitet in die Operation zu gehen. Physisch konzentrieren wir uns im Rahmen der Operationsvorbereitung auf den Aufbau von Muskelkraft und Mobilität. Mithilfe unserer Physiotherapeuten wird der Allgemeinzustand des Patienten auf das bestmögliche Niveau angehoben. Diese Preha beginnt schon vier bis sechs Wochen vor dem eigentlichen Eingriff, daher sind Patienten nach dem Eingriff deutlich schneller wieder mobil. Maximalversorgung heißt, dass nicht nur das betroffene und manchmal auch vernachlässigte Gelenk ausgetauscht wird, sondern die Problematik aktiv angegangen und der Patient in seiner Selbstfürsorge fachkundig unterstützt wird.
Wie gehen Sie während des Eingriffs zum Einsatz eines künstlichen Hüft- oder Kniegelenkes vor?
Dr. Spank: Der Verlauf der Operation ist für die Einheilung der Endoprothese natürlich von entscheidender Bedeutung. Wir operieren grundsätzlich minimalinvasiv, also mit möglichst kleinen Einschnitten in die Haut. Dadurch minimieren wir den Blutverlust während der Operation, die Muskeln, Sehnen, Bänder und das umgebende Gewebe werden außerdem geschont, wodurch die allgemeine Belastung für den Patienten deutlich geringer ist. Zudem arbeiten wir mit möglichst gut verträglichen Narkosemitteln und ziehen die Anästhesie über das Rückenmark einer Vollnarkose vor. Das beugt Verwirrung nach der Operation vor und schont den Kreislauf. Operieren wir an der Hüfte, versuchen wir meist, das neue Gelenk zementfrei einzusetzen und eine Endoprothese mit möglichst kurzem Schaft zu verwenden. Dadurch bleibt mehr Knochensubstanz erhalten, was einen späteren Austausch der Prothese erleichtert und dem Patienten damit langfristig zugutekommt. Wenn die Knochenqualität des Patienten das nicht zulässt, zum Beispiel aufgrund von Osteoporose, zementieren wir den Gelenkersatz ein. Auch hier sind die Ergebnisse sehr gut.
Welche Rehabilitationsmöglichkeiten bieten Sie für die Zeit nach dem Gelenkaustausch?
Dr. Spank: Den letzten Schritt in der allumfassenden Versorgung bildet unser Enhanced-Recovery-Konzept. Vereinfacht heißt das: Wir mobilisieren so früh wie möglich. Unsere Patienten stehen in der Regel bereits am ersten Tag nach der Operation schon wieder auf eigenen Füßen. Dabei werden sie von einem Physiotherapeuten unterstützt und angeleitet. Die geringe Liegezeit sorgt dafür, dass kein Muskelabbau auftritt, die Infektionsgefahr wird wesentlich reduziert und der Körper kann direkt mit der Heilung und Einstellung auf das neue Gelenk ansetzen.
Um die Behandlungskette von Anfang bis Ende zu schließen, findet die rund fünf Wochen laufende Rehabilitation, kurz Reha, direkt in der zuständigen Abteilung auf unserem Campus statt. Auch der Sozialdienst wird im Vorfeld der OP informiert, damit der Behandlungsplatz gesichert ist. Unser Ziel ist, dass unsere Patienten ihren Alltag wieder gut bewältigen können; bis zur vollständigen Genesung dauert es in etwa drei Monate. Mit der MEIN.Vivantes-App können sich unsere Patienten vor und nach dem Eingriff zusätzlich informieren. Ein MVZ verspricht eine maximale Sorge um den Patienten.
Herr Dr. Spank, vielen Dank für das interessante Gespräch!
Dr. med. Heiko Spank, MBA
Chefarzt der Klinik für Spezielle Orthopädische
Chirurgie und Unfallchirurgie, Leiter des Departments für Bewegungschirurgie West,
Leiter Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung
Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum, Lehrkrankenhaus der Charité-Universitätsmedizin Berlin
Rubensstraße 125 · 12157 Berlin
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Fax: 030 / 130 20 - 39 32
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Chefarzt Dr. med. Heiko Spank, MBA
Chefarzt der Klinik für Spezielle Orthopädische Chirurgie und
Unfallchirurgie, Leiter des Departments für Bewegungschirurgie West, Leiter Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung