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Leben & Gesundheit

Lagebedingte Schädelasymmetrie bei Babys

lagebedingte schaedelasymmetrie bei babys - behandlung

Wie sensomotorische Einlagen vor einer Hallux-Operation bewahren können

Das Wunder der Geburt ist unter anderem ein mathematisch-physikalisches: Der Geburtskanal der Mutter ist im Längsdurchmesser durchschnittlich ca. 12 cm groß, der Kopf eines Neugeborenen hat durchschnittlich einen Durchmesser von 35 cm. Er passt nur durch den Geburtskanal, weil sich dieser noch um wenige Zentimeter weitet und der Schädel des Babys formbar ist. Die einzelnen Teile des Babykopfes sind weich und nicht miteinander verbunden, sodass er bei der Geburt etwas zusammengedrückt wird. Daher sind gewisse Verformungen des Kopfes nach der Geburt ganz normal. Diese Formbarkeit hilft dem Kind auch im Wachstum: In den folgenden sieben Lebensmonaten wird das Gehirn seine Masse verdoppeln. Wäre der Schädel schon knöchern und zusammengewachsen, würde er das Gehirn einengen. Doch diese lebenswichtige Formbarkeit hat auch ihre Tücken. Das Stichwort lautet: Flachkopf-Syndrom oder lagebedingte Schädelasymmetrie.

Der noch formbare Schädel des Babys reagiert auf Einflüsse von außen, zum Beispiel den Druck durch das eigene Körpergewicht beim Liegen auf dem Rücken: Der Hinterkopf wird in die Unterlage gedrückt, bei vielen Babys sorgt das für eine Abflachung der aufliegenden Kopfstelle. Daraus entstehende schwerwiegende Verformungen stehen im Verdacht, lebenslange gesundheitliche Probleme wie Entwicklungsverzögerungen in der Motorik, Kieferfehlstellungen und Bewegungseinschränkungen zu verursachen. Eine rechtzeitige Behandlung ist daher ratsam.

Was tun, wenn der Schädel des Kindes asymmetrisch ist?

Je nach Ursache und Ausprägung der Asymmetrie unterscheidet sich die Therapie. Leichte Verformungen verwachsen sich normalerweise auf natürlichem Wege, meist schon bis zur sechsten Lebenswoche. Neben den oben genannten Ursachen können auch ein muskulärer Schiefhals, Einschränkungen im Hör- oder Sehvermögen, Frakturen im Schlüsselbein oder Entwicklungsstörungen das Kind veranlassen, den Kopf unbewusst nur in eine bestimmte Lage zu bringen. Die Abgrenzung der Diagnose ist daher wichtig. Die Schwere der Asymmetrie wird mittels einer Messung des Schädeldurchmessers an zwei Stellen bestimmt. Aus den Messungen wird der Cranial-Vault-Asymmetry-Wert (CVA) ermittelt: Bis 3 mm Abweichung gelten als unbedenklich, bis 12 mm als moderat und mehr als 12 mm als schwere Asymme-trie. Schwere Asymmetrien sind meist schon beim einfachen Blick von oben auf den Kopf des Babys zu erkennen.

Die Lagetherapie

Ist eine lagebedingte Schädelasymme-trie diagnostiziert, sind die Eltern gefragt, den Alltag des Kindes mit möglichst vielen ausgleichenden Maßnahmen anzupassen. Das Ziel ist es, das Kind dazu zu animieren, den Kopf in die bisher vernachlässigte Richtung zu drehen und ihm damit andere Ablageflächen als natürlichen Ausgleich im Wachstum zu bieten. Zur Lagetherapie zählt zum Beispiel, die Kontaktaufnahme mit dem Kind gleichmäßig von links und rechts zu gestalten, beispielsweise beim Füttern und Spielen. Der Lichteinfall von Fenstern oder interessante Geräuschquellen (zum Beispiel Mobile, Musikanlage, Raum der Erwachsenen) sollten ebenfalls von verschiedenen Seiten kommen, da sich das Kind daran orientiert. Hier hilft es zum Beispiel, das Kinderbett regelmäßig zu drehen und die äußeren Faktoren damit zu variieren. Wenn das Baby wach ist, sollte es zum Beispiel auf der Krabbeldecke möglichst in Bauchlage versetzt werden. Im Schlaf ist weiterhin die Rückenlage empfehlenswert, da die Bauchlage den plötzlichen Kindstod zur Folge haben kann. Daher sollte die Bauchlage nur im wachen Zustand, besonders beim Spielen, genutzt werden. Allgemein sollen Babys sich für eine gute Entwicklung aus eigenem Antrieb bewegen und ihrer Neugier nachgehen können. Diese körperliche Aktivität sorgt erst dafür, dass sich Muskeln entwickeln, die Knochen wachsen und stabil werden, und das Baby lernt, seinen Körper zu koordinieren.

Statt des Anlehnens oder der Rückenlage im Kinderwagen empfiehlt sich auch Abwechslung durch die Verwendung eines Tragetuchs. Achtung, hier sollten die Tragenden sowohl sich selbst als auch das Kind langsam eingewöhnen, statt gleich zu überlasten. In vielen Fällen ist diese Therapieform ausreichend, um den Kopf des Kindes wieder zum normalen Wachstum zu animieren. Auch Krankengymnastik kann die Entwicklung unterstützen.

Nur in therapieresistenten, schwergradigen Einzelfällen ist heutzutage eine Helmtherapie angezeigt. Bei der Helmtherapie wird eine individuelle Kopforthese für das Kind angefertigt, die rund 23 Stunden am Tag getragen werden muss und das Wachstum in die gewünschte Richtung lenkt. Diese Therapieform dauert, je nach Ausprägung der Asymmetrie, 8 Wochen bis 8 Monate. Spätestens mit Erreichen des 22. Lebensmonats ist die Therapie einer lagebedingten Asymmetrie normalerweise abgeschlossen. Es ist jedoch stets eine individuelle Therapie erforderlich.

von Andrea Freitag