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Knie

Kniesprechstunde: Meniskus

"A doctor, pointing at anterior cruciate ligament of a right knee. XXL size image."

„Meniskus? Den habe ich schon lange nicht mehr…seit der Operation nach dem Skiunfall vor fünf Jahren.“ Wir alle kennen wohl jemanden, der sich schon einmal einem solchen Eingriff unterziehen musste. Welche Aufgaben der Meniskus in unserem Gelenk übernimmt und wie die Folgen einer Wegnahme sind, ist jedoch bei weitem nicht jedem klar. Orthopress sprach darüber mit einem, der es wissen muss: dem Orthopäden Dr. Stefan Preis von der Klinik am Ring in Köln.

Herr Dr. Preis, was ist der Meniskus, und wofür brauchen wir ihn?

Dr. Preis: Auch wenn man meistens von „dem Meniskus“ spricht: Es gibt zwei davon, den Innen- und den Außenmeniskus. Dabei handelt es sich um halbelastische, gebogene Scheiben aus Knorpel. An ihrem äußeren Rand sind sie etwas dicker und mit der Gelenkkapsel verwachsen. Wann immer wir unser Kniegelenk bewegen, verschieben sich auch die Menisken zwischen den Gelenkflächen. So sorgen sie für eine Stabilisierung unserer Kniegelenke und gleichzeitig für eine optimale Druckverteilung zwischen den Gelenkflächen.

Wie kann der Meniskus beschädigt werden? Hat man als Sportler ein größeres Risiko?

Dr. Preis: Eine Meniskusschädigung kann verschiedene Ursachen haben. Über die Hälfte aller Meniskusrisse sind jedoch verschleißbedingt. Dieser Verschleiß ist eine natürliche Begleiterscheinung unseres Alterungsprozesses: Genau so, wie unser Bindegewebe altert und schlaffer wird, verliert auch das Knorpelgewebe an Elastizität und Reißfestigkeit. Der Zeitpunkt, zu dem es zu einer ernsthaften Degeneration kommt, ist dabei individuell verschieden. Natürlich wird der Extremsportler, der seinen Kniegelenken jahrzehntelang höchste Belastungen zugemutet hat, eher einen solchen Verschleiß feststellen. Bei normaler sportlicher Betätigung muss man jedoch keine Angst haben – im Gegenteil. Das Beste, was man für seine Gelenke tun kann, ist regelmäßige Bewegung. Wenn aber ein solcher Verschleiß – oft unbemerkt – vorliegt, kann schon eine einzige falsche Bewegung zum Riss führen. Darüber hinaus sind natürlich viele Meniskusrisse unfallbedingt.

Kann man selbst erkennen, ob ein Meniskusschaden vorliegt? Wie macht sich ein akuter Meniskusriss bemerkbar?

Dr. Preis: Auslöser der Beschwerden ist in aller Regel eine unbedachte Bewegung, entweder eine Drehung des Knies oder auch ein „In die Hocke-Gehen“. Hier kommt es zu dem typischen stechenden Schmerz meist auf der Innenseite des Kniegelenkes: Es fühlt sich an, als ob irgendetwas eingeklemmt wäre. In einigen Fällen kommt es überdies zu einer Schwellung im Gelenk; durch die gestörte Mechanik kommt es zur Irritation der Gelenkschleimhaut, wodurch ein Reizerguss ausgelöst wird. Wichtig ist in jedem Fall, dass man beim Auftreten solcher Schmerzen möglichst sofort einen Arzt aufsucht. Er wird dann nach exakter Untersuchung die weitere Diagnostik wie z.B. eine Kernspintomographie veranlassen und geeignete Behandlungsmaßnahmen vorschlagen.

Kann ein gerissener Meniskus heilen?

Dr. Preis: Leider heilt ein gerissener Meniskus weder durch entsprechende Schonung und Ruhigstellung, noch durch Tabletten, Spritzen oder Physiotherapie. Das Gegenteil ist der Fall: Der Meniskusschaden wird immer größer! Es gibt deshalb in aller Regel keine Alternative zu einer arthroskopischen Operation. Bei einem solchen Eingriff wird über einen nur ca. 3 mm kleinen Zugang eine Optik ins Kniegelenk eingebracht. Über einen weiteren kleinen Zugang kann der Arzt dann mit entsprechenden Spezialinstrumenten den defekten Meniskus sanieren.

Gibt es Möglichkeiten, einen gerissenen Meniskus wieder zu „flicken“, oder muss er ganz herausgenommen werden?

Dr. Preis: Anders als früher versucht man heute den gerissenen Meniskus nach Möglichkeit komplett zu erhalten, da man mehr über seine wichtige Puffer- und Stabilisierungsfunktion weiß. Sind diese Funktionen beeinträchtigt, droht mittelfristig eine Arthrose des Kniegelenks – die aber gilt es unter allen Umständen zu vermeiden.

Leider können nur die wenigsten Meniskusrisse genäht oder z.B. mit resorbierbaren Pins „getackert“ werden, da sich hierzu eigentlich nur Risse im kapselnahen Bereich eignen. Das liegt daran, dass nur hier Blutgefäße vorhanden sind, die ein Anwachsen erlauben. Als Faustregel gilt: Je weiter der Riss von der Kapsel entfernt ist, umso eher muss an eine operative Entferung gedacht werden. Gerade beim Meniskusriss ist es enorm wichtig, frühzeitig die exakte Diagnose zu stellen, damit aus einem kleinen Riss nicht ein immer größerer Schaden entsteht und nachher vom wichtigen Meniskusgewebe mehr entfernt werden muss als unbedingt erforderlich. Vergleiche mit Karies am Zahn drängen sich hier auf: Eine Sanierung sollte nicht erst erfolgen, wenn der Schmerz unerträglich wird!

Herr Dr. Preis, haben Sie herzlichen Dank für dieses Gespräch!

aus ORTHOpress 03|2002

Alle Beiträge dienen lediglich der Information und ersetzen keinesfalls die Inanspruchnahme eines Arztes*in. Falls nicht anders angegeben, spiegeln sie den Stand zur Zeit der Erstveröffentlichung wider. Die aktuelle Einschätzung des Sachverhalts kann durch Erfahrungszuwachs, allgemeinen Fortschritt und zwischenzeitlich gewonnene Erkenntnisse abweichen.