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Knie

Kniearthrose (Gonarthrose)

Beitragsbild
Closeup side view of early 30's unrecognizable doctor examining a knee of a senior gentleman during an appointment. The doctor is gently touching the tendons around the knee and the knee cap and trying to determine the cause of pain.

Das Kniegelenk ist häufig von degenerativem Knorpelabrieb, einer Arthrose, betroffen. Bei den Erkrankten handelt es sich nicht nur um ältere Menschen, sondern immer häufiger auch um jüngere, aktive Personen. Denn das Knie gehört zu den großen Gelenken und ist vielfältigen Belastungen ausgesetzt: Rollbewegungen beim Gehen und Laufen, Rotationsbewegungen bei Drehungen, Stöße bei Sprüngen und – nicht zuletzt – dem Körpergewicht. Dessen Last auf die Verbindung von Ober- und Unterschenkel wird je nach Bewegung noch potenziert. 

Doch auch Unfälle können eine Rolle spielen, wenn es dabei zu einem Knorpeldefekt gekommen ist. Selbst wenn dieser vergleichbar klein ist – bleibt er unerkannt und unbehandelt –, stellt er eine Schwachstelle dar. Über einen Zeitraum, der Jahre bis Jahrzehnte umfassen kann, wird dann dort immer mehr Knorpel abgerieben. Es kommt zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Unter Umständen behindern zusätzlich Abriebteile des Knorpels, auch als Gelenkmäuse bezeichnet, das reibungslose Aneinandergleiten der Gelenkpartner.

Selbst wenn es bei einem Sturz oder anderem Unfall nicht zu einem direkten Schaden am Knorpel gekommen ist, können andere Verletzungen das Arthroserisiko erhöhen. So beispielsweise bei einem Kreuzbandriss oder anderen Instabilitäten des sonst so stützenden Bandapparates am Knie. Sie bewirken eine Annäherung der Enden von Tibia und Femur und mehr Druck auf die Knorpelschicht. Meniskusschäden sind außerdem ein möglicher Grund für eine spätere Gonarthrose. Stark Übergewichtige sollten im Idealfall als Prävention vor Kniearthrose versuchen, das auf die Gelenke drückende Körpergewicht zu reduzieren. 

Weitere Ursachen einer sekundären Arthrose können Überbelastungen durch Fehlstellungen von Gelenken oder Gliedmaßen sein. Bei X-Beinen liegt der Belastungsschwerpunkt (unnatürlicherweise) auf der äußeren Knieseite, sodass der Knorpelabrieb meist einseitig auf der äußeren Gelenkseite liegt. O-Beine führen dementsprechend eher zu einer Arthrose an der inneren Seite vom Kniegelenk. Bei durch Beinfehlstellungen verursachter Kniearthrose spricht man auch von Valgus- bzw. Varusgonarthrose.

Eine Arthrose verläuft immer schleichend und in unterschiedlichen Stadien. Erst bei einer weit fortgeschrittenen Gonarthrose ist der schützende Knorpel so weit abgenutzt, dass sogenannte Knochenglatzen vorliegen. Dann reibt schmerzhaft Knochen auf Knochen und es kommt mitunter zu Entzündungen, Reizungen der Gelenkinnenhaut oder einer völligen Einsteifung. 

Diagnose der Arthrose und wenn möglich ihrer Ursachen

Die schmerzhafte und manchmal auch mit einem knirschenden und reibenden Gefühl verbundene Kniearthrose wird in der Regel klinisch und über bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomografie und Kernspintomografie diagnostiziert. Eine Kernspintomografie (MRT) kann dabei neben den knöchernen Strukturen auch den Zustand der Weichteile darstellen. Dies ist besonders wichtig, um den genauen Umfang und die Stelle des Knorpelschadens zu zeigen, da mittels Röntgen nur eine Verkleinerung des Gelenkspaltes zu sehen ist, sofern die Arthrose schon weiter fortgeschritten ist. Zusätzlich kann das Verfahren den Zustand von Menisken, Bändern und Sehnen zeigen, was sowohl Aufschluss über die ursächlichen als auch über begleitende Verletzungen geben kann. 

Mittels einer Arthroskopie, auch Kniegelenkspiegelung genannt, kann das Gelenkinnere genau begutachtet werden. Dafür wird über sehr kleine Schnitte ein Instrument in das Gelenk gebracht, an dessen Ende sich eine feine Kamera befindet. Zusätzlich können Instrumente für therapeutische Interventionen eingeführt werden. Damit können zum Beispiel Knorpeloberflächen geglättet oder freie Gelenkkörper entfernt werden.

Konservative Behandlungsmöglichkeiten

Zwar ist die Arthroskopie eine gute Möglichkeit, minimalinvasiv im Knie bestimmte Schäden zu behandeln, trotzdem wird in der Regel zunächst immer eine rein konservative Therapie angestrebt. Medikamente – meist aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) – dienen der Entzündungshemmung und Schmerzlinderung. Dies ist wichtig, um aus ungesunden Schonhaltungen herauszukommen und stützende Muskulatur aufzubauen. Denn dies ist ein wesentlicher Pfeiler im Rahmen von nichtoperativen Behandlungsstrategien. Meist angeleitet durch einen Physiotherapeuten sollten spezielle Übungen gelernt und später auch selbstständig weitergeführt werden, um das Gelenk beweglich zu halten und Muskeln zu stärken. Wer sich daneben sportlich betätigen will, sollte mit seinem behandelnden Arzt über geeignete Sportarten sprechen. Radfahren und Schwimmen werden häufig empfohlen, weil dabei weniger Eigengewicht auf dem Gelenk lastet. 

Kleinste bis kleine Eingriffe

Injektionen ins Kniegelenk können durchgeführt werden, um die bei einer Arthrose oft krankhaft veränderte Gelenkschmiere zu unterstützen. Meist werden dafür Hyaluronsäure oder spezielle Mischungen mit Schmerzmedikamenten gespritzt. 

Weitere minimalinvasive Behandlungsmöglichkeiten sind in den Anfangsstadien der Gonarthrose und nach Abklärung bestimmter patientenspezifischer Voraussetzungen knorpelregenerative Verfahren. Diese können in der Regel minimalinvasiv, das heißt arthroskopisch durchgeführt werden. Dazu zählen beispielsweise die ACT, die Mikro-frakturierung, die Abrasionsarthroplastik oder die Mosaikplastik. Bei der ACT – die Abkürzung steht für autologe Chondrozytentransplantation – werden körpereigene Knorpelzellen im Labor vermehrt und dann in den Defekt eingesetzt, wo sie anwachsen. Die Mikrofrakturierung und die Abrasionsarthroplas-tik sind Verfahren, bei denen durch Anbohren des Knochens die Bildung von Faserknorpel erreicht wird. Werden Knorpelstückchen an anderen Stellen des Körpers entnommen und dann in den Defekt eingesetzt, spricht man von der Mosaikplastik. 

Gelenkersatz: vom Schlitten zur TEP

Können gelenkerhaltende Therapien nicht mehr die gewünschten Ergebnisse erzielen, wird in der Regel ein Gelenkersatz anberaumt. Die moderne Endoprothetik bietet dafür verschiedene
Prothesenmodelle, die passend zum jeweiligen Arthrosestadium bzw. abhängig von Faktoren wie Größe des Defektes und Begleitschäden an Bändern genutzt werden können. Ist die Knorpelabnutzung beispielsweise nur einseitig an einer Kniekondyle mit gleichzeitig intakten Bändern, genügt es, eine Teilprothese zu implantieren. Die sogenannte Schlittenprothese hat keinen längeren Schaft und überkront nur den Defekt. Für diese Modelle genügt meist ein minimalinvasives chirurgisches Vorgehen. Auch bei den Voll- oder Totalendoprothesen (TEP) gibt es unterschiedliche Modelle, die meist mit einem offenen, aber dennoch schonenden Operationsweg eingebracht werden. Sie variieren hinsichtlich der Größe und Länge und sind als nichtgekoppelte Systeme ebenso wie als gekoppelte Systeme verfügbar. So können die Patienten mit dem für sie passenden Gelenkersatz wieder zu mehr Aktivität und Lebensqualität kommen.

Bei allen therapeutischen Methoden kann es notwendig werden, zusätzlich ursächliche und/oder begleitende Erkrankungen zu behandeln. So sollten etwa X- und O-Bein-Fehlstellungen verbessert werden. Dies kann bei weniger ausgeprägten Achsabweichungen über spezielle Einlagen erfolgen, zum Beispiel wenn ein Knick-Senkfuß verantwortlich ist. Größere Abweichungen können durch eine Umstellungsosteotomie korrigiert werden. Außerdem gehören Eingriffe wie eine Kreuzband-plastik bei beschädigten Bändern zu wichtigen Maßnahmen. 

von Stefanie Zerres aus ORTHOpress 1/19

Fragen und Antworten

Wie erkenne ich Kniearthrose?

Bei einer Kniearthrose schmerzt das Gelenk und es kommt zu Bewegungseinschränkungen.

Welcher Sport kann bei Arthrose im Knie durchgeführt werden?

Am besten eignen sich gelenkschonende Sportarten wie beispielsweise Radfahren, Nordic Walking oder Schwimmen.

Welche Medikamente helfen bei Kniearthrose?

Bei arthrosebedingten Schmerzen werden in der Regel Medikamente aus der Gruppe der nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) eingenommen.