Wenn Schmerzen vom Gesäß über das Bein in den Fuß ziehen, ist häufig eine Komprimierung des Ischiasnervs und seiner Nervenwurzeln dafür verantwortlich. Man spricht in diesen Fällen von einer Ischialgie. Die Ursache liegt oft in Wirbelsäulenproblemen, unter anderem auch in Bandscheibenvorfällen.
Tagelang anhaltende Schmerzen, die nicht nachlassen wollen, lassen sich vielfach als sogenannte radikuläre Beschwerden einstufen, welche auf eine Einengung und Reizung einer Nervenwurzel zurückgehen. Im Falle einer Ischialgie können weitere Symptome wie Taubheit, Muskelschwäche oder Kribbeln in den Beinen auftreten. Im Rahmen einer gründlichen Untersuchung versucht der Arzt zu erkennen, auf welche genauen Ursachen die Beschwerden zurückzuführen sind. Ist eine bestimmte Nervenwurzel betroffen und geht dies mit den charakteristischen Folgeerscheinungen einer Ischialgie einher, spricht man von segmentalen Schmerzen und Gefühlsstörungen. Als pseudoradikulär bezeichnet man demgegenüber Schmerzen, bei denen die Nervenwurzeln intakt sind und keine segmentabhängigen Beschwerden auftreten. Eine mögliche Ursache dafür kann dann beispielsweise ein Verschleiß an den kleinen Wirbelgelenken sein, ein sogenanntes Facettensyndrom. Um eine Diagnose zu stellen, findet zunächst eine körperliche Untersuchung statt, die unter anderem eine Testung der Reflexe sowie aktive Bewegungstests umfasst. Da sich der genaue Grund für die Probleme dadurch aber nicht immer ermitteln lässt, müssen unter Umständen weitergehende Untersuchungsmethoden angewandt werden; dazu gehören neben einer Nervenmobilisation auch bildgebende Verfahren. So lassen sich zum Beispiel Veränderungen der knöchernen Strukturen der Wirbelsäule durch Röntgenaufnahmen erkennen und ein Bandscheibenvorfall lässt sich durch MRT feststellen.
Manchmal hilft bereits ein Wärmepflaster
Menschen, die unter einer Ischialgie leiden, sollten – statt sich nur zu schonen und im Bett zu liegen – im Rahmen ihrer Möglichkeiten in Bewegung bleiben. Unter Umständen kann als erste Maßnahme eine vorübergehende Stufenlagerung hilfreich sein. Auch die Einnahme eines nicht steroidalen Antirheumatikums kann vielfach einen kurzfristigen Nutzen bringen. Empfohlen werden darüber hinaus Wärmepflaster, die auf die betroffene Stelle aufgetragen werden. Handelt es sich um extrem starke Schmerzen, ist gegebenenfalls eine ärztliche Kortisonbehandlung oder die Verwendung von lokal wirkenden Schmerzmitteln sinnvoll. Meist gehen die Beschwerden nach spätestens sechs Wochen wieder zurück. Nur selten ist ein operativer Eingriff erforderlich, welcher eine teilweise oder komplette Entfernung der Bandscheibe beinhaltet. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn sich die Bandscheibe erheblich verlagert hat und dauerhafte Ausfallerscheinungen vorhanden sind.
Der Ischiasnerv: unser dickster und längster Nerv
Der Ischiasnerv ist der dickste und längste Nerv unseres Körpers. Gebildet wird er durch die Nervenwurzeln, die den Wirbelkanal aus den unteren beiden Lendenwirbelsegmenten und den oberen drei Kreuzbeinsegmenten verlassen. Von dort aus verläuft er über das Gesäß und die Hinterseite des Oberschenkels bis in die Kniekehle, wo er sich verzweigt. Der Ischiasnerv besteht aus motorischen und sensiblen Fasern. Die motorischen Anteile versorgen die Oberschenkelbeuger und die Unterschenkel- und Fußmuskulatur. Daher kann eine Einengung des Nervs in diesen Bereichen zu Kraftverlust und Lähmungserscheinungen führen. Die Aufgabe der sensiblen Fasern ist die Versorgung des Hüftgelenks und der Haut an Unterschenkeln und Füßen. Hier kommt es bei einer Einengung häufig neben Schmerzen auch zu Empfindungsstörungen. Reizungen des Ischiasnervs können auf mechanische Ursachen zurückzuführen sein, wie sie im Zusammenhang mit Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule, Verengungen im Wirbelkanal oder Knochentumoren auftreten, aber auch auf bakterielle Erkrankungen wie Lyme-Borreliose oder Viruserkrankungen wie Herpes Zoster.