MAKO in der ATOS Klinik Heidelberg
Der endoprothetische Ersatz von Hüfte und Knie gilt heute als Standardeingriff, der in vielen Krankenhäusern durchgeführt werden kann. Doch es gibt Unterschiede: Lebensdauer und Funktion des Kunstgelenks sind wesentlich davon abhängig, wie exakt die Implantation erfolgt. Mit der MAKO-Roboter-Technologie werden in der ATOS Klinik in Heidelberg Endoprothesen an Hüfte und Knie computergenau eingesetzt. Dr. med. Jochen Jung gehört in Deutschland zu den erfahrensten Anwendern des mittlerweile weltweit etablierten Verfahrens. Als MAKO-Instruktor bildet der renommierte Gelenkspezialist europaweit Chirurgen in der Anwendung der revolutionären Technik aus. Er erklärt, wo die besonderen Vorteile der Robotik liegen.
Herr Dr. Jung, was kann der MAKO–Roboter, was ein guter Chirurg nicht auch „freihändig“ könnte?
Dr. Jung: Der MAKO-Roboter wurde ursprünglich entwickelt, um die Implantation des unikondylären Gelenkersatzes am Knie – also einer sogenannten Schlittenprothese – zu vereinfachen bzw. die Ergebnisse zu standardisieren. Bei einer solchen Schlittenprothese wird nur die abgenutzte Gelenkkufe ersetzt und nicht das gesamte Gelenk. Sie eignet sich besonders für Patienten, bei denen der Verschleiß im Wesentlichen die innere Lauffläche des Knies betrifft. „Nur“ den auch wirklich verschlissenen Gelenkanteil zu ersetzen, klingt dabei zunächst einmal nach einer weniger aufwendigen Lösung als ein Totalersatz des Gelenks. Tatsächlich ist der Eingriff in der Durchführung jedoch äußerst anspruchsvoll, denn die Positionierung des Implantats muss sehr genau vorgenommen werden. Schon eine geringe Abweichung von der vorberechneten Idealposition führt zu einem deutlich schlechteren Gesamtergebnis. Hinzu kommt eine relativ eingeschränkte Sicht auf das Operationsgebiet, da die Schlittenprothese meist in minimalinvasiver Technik eingebracht wird. Mit dem MAKO-Roboter werden so gleich mehrere Klippen bei der Implantation umschifft: Der Roboter selbst benötigt keine gute Sicht, denn die möglichen Bewegungen sind per Computernavigation vorausberechnet – so wie eine Landung beim Instrumentenflug. Und er vermeidet eine Fehlpositionierung der Prothese, weil er bestimmte Fehler des Operateurs gar nicht erst zulässt.
Der Begriff „Operationsroboter“ weckt dabei nicht nur positive Erinnerungen. Vor gut zwanzig Jahren kam der „Robodoc“ in Verruf, weil die Technik mehr Schaden anrichtete, als dass sie genützt hätte.
Dr. Jung: Das ist richtig. Die lange Operationsdauer mit hohem Blutverlust, falscher Knochenabtrag und mitunter große Weichteilschäden haben damals das System schnell wieder in der Versenkung verschwinden lassen. So gesehen ist der MAKO-Roboter heute das genaue Gegenteil, denn er verhindert sogar die Fehler, die der Chirurg machen könnte. Während frühere Roboter eine vorausbestimmte Aktion durchführten, welche dem Arzt keinen Eingriff bis auf den Abbruch der ausgeführten Arbeit gestatteten, funktioniert der MAKO wie eine Art Spurhalteassistent: Der Chirurg führt den Roboter, der aber darauf achtet, dass die Sicherheitszone nicht verlassen wird. So kann nicht versehentlich zu tief oder im falschen Winkel gefräst und damit zu viel Knochen weggenommen werden. Ein Verkippen oder Verdrehen beim Sägen des Implantatlagers, welches bei einer rein händischen Operation theoretisch vorkommen kann, ist damit ausgeschlossen. Auch Gefäße und Weichteile werden auf diese Art und Weise maximal geschützt. Eine seltene, aber mögliche Komplikation bei der herkömmlichen Operation ist zum Beispiel die versehentliche Schädigung des hinteren Kreuzbands durch ein Abrutschen der Instrumente. Dies kann mit dem MAKO nicht mehr passieren. Der MAKO ist dabei derzeit das einzige System, welches eine echte haptische Kontrolle über die Vorgänge erlaubt.
Mittlerweile gibt es ja Verfahren, die etwa mithilfe computergenerierter Scha-blonen auch ohne Robotereinsatz eine exakte Positionierung der Prothese erlauben. Wo liegt der Vorteil des MAKO gegenüber diesen Methoden?
Dr. Jung: All diesen Verfahren ist gemeinsam, dass sie zwar die knöcherne Situation gut abbilden, aber keine Aussage über die Situation der Bänder erlauben, die ja das Gelenk führen. Beim Einsatz des MAKO dagegen können die Bänder während der Operation vermessen werden, sodass nachher eine ausbalancierte Bandspannung hergestellt werden kann. So hat der Arzt nicht nur die Kon-trolle über einen passgenauen Einbau der Prothese, sondern auch über die bestmögliche Funktion bzw. den Bewegungsumfang des Kunstgelenks.
Verspüren die Patienten selbst einen Vorteil durch die OP mit dem MAKO-Roboter?
Dr. Jung: Auf jeden Fall! Durch die geringere Traumatisierung von Knochen und Weichteilgewebe bei der Operation haben sie weniger Schmerzen; durch die optimale Bandeinstellung können die Patienten das Kniegelenk bereits am Tag nach der OP um 90° beugen, was bei herkömmlichen Eingriffen nur sehr selten möglich ist. Darüber hinaus kommt es, wie die Patienten berichten, zu einem deutlich geringeren Fremdkörpergefühl. Unser Ziel ist dabei das „forgotten joint“ – damit bezeichnet man den Zustand, dass sich das Gelenk so „normal“ anfühlt, dass die Patienten nach kurzer Zeit selbst nicht mehr spontan sagen können, welche Seite operiert wurde.
Inzwischen werden neben Knieendoprothesen auch Hüftgelenke mit dem MAKO-Roboter eingesetzt. Wo liegen hier die Vorteile?
Dr. Jung: Besonders bei den modernen minimalinvasiven Verfahren ist der Einsatz der Hüftpfanne nicht ganz einfach. Beengte Platzverhältnisse und eine mäßige Sicht können auch hier zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Mit dem MAKO kann die Hüftpfanne optimal positioniert werden, was zu einer hohen Luxationssicherheit der Prothese beiträgt. Auch die früher oft zu beobachtenden Beinlängendifferenzen treten praktisch nicht mehr auf. Ich setze daher den MAKO-Roboter inzwischen standardmäßig sowohl bei Knie- als auch bei Hüftendoprothesen ein.
Herr Dr. Jung, haben Sie herzlichen Dank für Ihre Ausführungen!
ATOS Klinik Heidelberg
Bismarckstraße 9 – 15
69115 Heidelberg
Tel.: 06221 / 983 26 55
www.atos-kliniken.com/heidelberg