Seltener, aber nicht selten
Der tödliche Herzinfarkt eines 34-jährigen Marathonläufers hat kürzlich die Aufmerksamkeit auf ein Gesundheitsrisiko gelenkt, das auch junge und scheinbar gesunde sportliche Menschen betrifft. Trotz ihres aktiven Lebensstils sind nämlich auch junge Erwachsene nicht immun gegen Herzinfarkte – eine Tatsache, die oft übersehen wird.
Herzinfarkte bei jungen Menschen unter 35 sind zwar seltener als bei älteren Erwachsenen, sie treten jedoch nicht unbedingt selten auf – jährlich etwa 6 Mal pro 100.000 Menschen. Zum Vergleich: Das entspricht ungefähr der Prävalenz der Multiplen Sklerose oder des Hodgkin-Lymphoms in der Gesamtbevölkerung. In der Altersgruppe zwischen 35 und 49 hat sich die Herzinfarktrate dann allerdings bereits verzehnfacht, weshalb junge und sehr junge Betroffene aus dem Blickwinkel geraten.
Verschiedene Faktoren können bei jungen Sportlern zu einem Herzinfarkt führen, darunter genetische Prädispositionen wie familiäre Hypercholesterinämie, unentdeckte Herzerkrankungen, exzessives Training oder auch der Missbrauch von leistungssteigernden Substanzen. Zu den möglichen Ursachen zählen auch eine unentdeckte Herzmuskelentzündung, wie sie nach Virusinfekten auftreten kann, oder eine Spontane Koronararteriendissektion (SCAD). Dabei sammelt sich zwischen den Schichten der Arterienwand Blut an, sodass eine sogenannte Bluttasche entsteht. Diese kann den Blutfluss in der Arterie stark vermindern oder sogar ganz blockieren und damit einen Herzinfarkt auslösen. Eine SCAD tritt meistens ohne die typischen Risikofaktoren für Herzkrankheiten auf und betrifft insbesondere jüngere Frauen.
Auch junge Erwachsene sollten daher auf Warnsignale ihres Körpers achten und auf Symptome wie Brustschmerzen, Atemnot, unerklärliche Erschöpfung oder Herzrhythmusstörungen sofort reagieren. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Herzkrankheiten kann lebensrettend sein.