Seit Ende 2020 ist Dr. med. Frank Fischer Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Eduardus-Krankenhaus in Köln. Mit uns hat er über die Behandlungsmöglichkeiten von verschiedenen Erkrankungen im Analbereich gesprochen.
Herr Dr. Fischer, was sind die typischen Beschwerden bei perianalen Fisteln, Abszessen und Hämorrhoiden?
Dr. Fischer: Das Kardinalssymptom der meisten Patienten mit Abszessen ist der starke Schmerz im Po-Bereich, dazu kommen Schwellungen, Rötungen oder Eiterausfluss. Bei Hämorrhoiden ist es anfangs eher ein Juckreiz, manchmal auch analer Blutabgang. Diese Krankheit entwickelt sich eher im Laufe der Zeit, sodass manche Patienten die aus dem Analbereich ausgetretenen Hämorrhoiden bereits tasten können. Bei allen drei Erkrankungen gibt es mehrere Stadien, von leichteren Einschränkungen bis hin zu starken Beschwerden.
Wodurch können diese Beschwerden entstehen?
Dr. Fischer: Bei Hämorrhoiden handelt es sich um natürliche Gefäßpolster im Analkanal, die im Laufe der Zeit nach unten wandern. Meist ist die Ursache zu starkes Pressen beim Stuhlgang, dann können die Gefäßpolster quasi „ausleiern“ und sogar aus dem Po herausschauen. Bei Fisteln hingegen handelt es sich um eine Infektion der Drüsen im Analkanal. Diese Drüsen haben lange Ausführungsgänge, wenn sie verstopfen, können entzündliche Abszesse entstehen. Da die Drüsen an verschiedenen Stellen im Analkanal vorkommen, sitzen manche Abszesse relativ unkompliziert an der Seite, andere verlaufen sehr nah am Schließmuskel. In der Anfangsphase lassen sich die Abszesse meist einfacher entlasten und die Patienten sind schnell wieder beschwerdefrei. Doch wenn die Drüsenkanäle offenbleiben, kann es immer wieder zu Fistel- und Abszessbildung kommen, was nicht von alleine verheilt.
Welche Behandlungsmaßnahmen stehen Ihnen für diese Beschwerden zur Verfügung?
Dr. Fischer: Üblicherweise wird der Abszess eröffnet, damit der Eiter ablaufen kann. Ein Abszess ist quasi das akute Stadium der Fistel. Im einfachsten Falle ist die Fistel von außen sichtbar und es hat sich schon eine Kapsel um den Eiter herum gebildet, dann kann man sie einfach herausschneiden. Manchmal gehen die Fisteln aber direkt durch den Schließmuskel hindurch. Das ist eine schwierige Position, denn Verletzungen des Schließmuskels können die Kontinenz beeinträchtigen. Selbst wenn Patienten anfangs keine Beschwerden haben, kann noch Jahre später eine Inkontinenz eintreten, da das Gewebe mit dem Alter an Spannkraft verliert und weiter „ausleiert“. Von den vielen Methoden für die Behandlung von Fisteln, Abszessen und Hämorrhoiden gibt es bisher keine Methode, die eine einhundertprozentige Erfolgsgarantie bietet. Zum Beispiel kann die Fistel herausgeschnitten und der Schließmuskel anschließend wieder rekonstruiert werden, es gibt verschiedene Verschlusstechniken und die Lasertherapie.
Foto: biolitec® Per Lasersonde können Analfisteln und Hämorrhoiden verödet werden.
Seit wann setzen Sie die Laserbehandlung bei Fisteln, Abszessen und Hämorrhoiden ein, und was ist das Besondere an diesem Verfahren?
Dr. Fischer: Die Laserbehandlung wird hier im Haus schon seit einigen Jahren eingesetzt. Bei diesem Verfahren wird der Fistelgang mittels Laser von innen verödet, dadurch kann er zum Kollabieren und Abheilen gebracht werden. Wir entscheiden uns gerade bei komplizierteren Fällen gerne für die Laserbehandlung. Für dieses schonende Verfahren wird nur ein kleiner Hautschnitt benötigt. Da die Verödung wirklich nur lokal die Fistel betrifft und der Schließmuskel erhalten bleibt, kommt es quasi nicht zu einer Inkontinenz. Bei Hämorrhoiden kommt es bei der Behandlung auf das Stadium der Erkrankung an. Im Anfangsstadium wird mit Alkoholinjektionen oder einem Gummiband behandelt, bei größeren, bereits sichtbaren Hämorrhoiden kann das Gewebe chirurgisch entfernt oder mit dem Laser verödet werden. Auch bei den Hämorrhoiden setzen wir gerne auf die relativ schonende Laserbehandlung. Ein Eingriff damit dauert rund 45 Minuten.
Wie geht es für den Patienten nach dem Eingriff weiter?
Dr. Fischer: Häufig kann der Eingriff ambulant durchgeführt werden, d. h., die Patienten können schon am Tag der Operation wieder nach Hause. Patienten mit komplizierteren Befunden bleiben meist noch ein bis zwei Tage in der Klinik. Im Anschluss an den Eingriff ist eine gute Analhygiene besonders wichtig. Zwar sind die Verletzungen nach einer Laserbehandlung deutlich geringer als z. B. nach dem Wegschneiden eines Abszesses, aber dennoch müssen die Patienten selbstständig darauf achten, dass kein Stuhl in den offenen Wunden hängen bleibt, da es sonst erneut zu Infektionen kommen kann. Patienten mit stärkeren Beschwerden müssen gegebenenfalls mit einem Schmerzmittel weiterbehandelt werden, aber normalerweise haben unsere Patienten nach der OP keine Einschränkungen und können wieder ihrem Alltag nachgehen.
Herr Dr. Fischer, vielen Dank für das Gespräch.
Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
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