Eine Reise in jeden Winkel des Körpers
Pro Jahr sterben in Deutschland über 100.000 Menschen an einem plötzlichen Herztod. In den meisten Fällen liegt eine koronare Herzerkrankung zugrunde.
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Das neue Multislice-CT ermöglicht die genaue Darstellung nicht nur des Herzens
Pro Jahr sterben in Deutschland über 100.000 Menschen an einem plötzlichen Herztod. In den meisten Fällen liegt eine koronare Herzerkrankung zugrunde. Viele der so plötzlich zu Tode Gekommenen waren vor dem Ereignis völlig symptomlos und ahnten nichts von der Zeitbombe in ihrem Körper. Manche Betroffene weisen die typischen Risikofaktoren wie Übergewicht, erhöhten Blutdruck, Stress, Rauchen oder erhöhte Blutfettwerte auf. Doch fast 50 Prozent aller Infarktpatienten haben z.B. Cholesterinwerte im Normbereich. Seit Jahren versucht man, Menschen mit einem erhöhten Herzinfarktrisiko herauszufiltern, damit sie rechtzeitig Risiken abbauen und die Zeitbombe entschärfen können.
Verantwortlich für das Infarktereignis sind in der Regel die Verengungen und Verkalkungen in den Koronararterien, also den Gefäßen, die den Herzmuskel mit Nährstoffen versorgen. Nachweisen ließen sich diese Veränderungen bisher nur mit der so genannten Herzkathetermethode. Diese Untersuchung ist aufwendig und nicht ganz ungefährlich. Sie scheidet daher als Suchmethode aus. „Es sieht aber so aus, als stünde uns nun mit einer völlig neuen Generation an Computertomographen, die sehr viel schneller und präziser arbeiten als die herkömmlichen Geräte, ein neues Diagnostikum zur Verfügung, mit dem sich die Kalkmenge in den Herzkranzgefäßen quasi als „Vorsorgemaßnahme“ bestimmen lässt. Aber auch Kontrolluntersuchungen z.B. nach Eingriffen an den Herzkranzgefäßen sind sehr viel leichter möglich“, erklärt Frau Dr. Monica Andersson, Radiologin an der Kölner MediaPark-Klinik.
Neue Computertechnik erlaubt dreidimensionale Darstellungen
Während bei einem konventionellen Röntgenbild nur eine flächige Darstellung möglich ist, wird mit der computertomographischen Technik der zu untersuchende Bereich in viele einzelne Scheiben zerlegt und kann dann zu einem dreidimensionalen Bild zusammengesetzt werden. Bei der neuesten Generation, den Multislice(Vielscheiben)-CTs, entstehen – bedingt durch die viel dünnere Scheibendicke – Bilder, die um den Faktor 8 genauer sind als bei herkömmlichen CTs. Erst dadurch wird die differenzierte Darstellung von Weichteilen, wie z.B. Gefäßen, ermöglicht.
Dr. Andersson: „Durch die dreidimensionale Aufarbeitung erhält man Einblicke in den menschlichen Körper von bisher nicht gekannter Qualität und das praktisch ohne Belastung für die Patienten. Man sollte daher heute jedem empfehlen, sich im Alter von ca. 40 Jahren – bei erkennbar erhöhtem Risiko schon ab 35 – ein individuelles Risikoprofil erstellen zu lassen; zu einem Zeitpunkt, wenn bereits häufig schon Verkalkungen nachweisbar sind, es aber immer noch früh genug ist, die ‚Notbremse‘ zu ziehen.“
Virtuelle Reisen durch die Organe werden möglich
Mit dem Multislice-CT gelingt aber nicht nur die Darstellung der Koronargefäße hervorragend, auch andere Durchblutungsstörungen z.B. in den Beinen können diagnostiziert werden. Genauso gut können mit der neuen Technik Tumoren und Krebserkrankungen erheblich besser diagnostiziert und therapeutisch kontrolliert werden. Körperhöhlen können virtuell eingesehen werden. Sogar ähnliche Aussagen wie bei einer echten Endoskopie, z.B. einer Darmspiegelung, sind möglich; für die Patienten ohne Narkose oder Schlauch-Schlucken. Die Einblicke in die Organe sind so hervorragend, dass man etwas überspitzt formulieren könnte: Mit dem Multislice-CT können Patienten heute schon zu Lebzeiten und wiederholt „seziert“ werden, was früher nur einmal möglich war – beim Pathologen.
aus ORTHOpress 04|2002
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