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Wird ein Hüftgelenk infolge einer Erkrankung oder Verletzung geschädigt, kann der Einsatz eines künstlichen Gelenkersatzes, also einer Hüftendoprothese, erforderlich werden. Eingriffe dieser Art gehören in Deutschland seit Langem zum Klinikalltag.
Für den Ersatz eines Hüftgelenks können die unterschiedlichsten Gründe zum Tragen kommen. Dazu gehören Gelenkverschleiß (Arthrose), rheumatoide Arthritis, Oberschenkelhalsbruch, Fehlstellungen oder Hüftkopfnekrosen. Aber auch bakterielle Infekte oder Tumore können eine Rolle spielen.
Der Vorteil verschleißarmer Materialien
Mithilfe einer Hüftendoprothese wird die zugleich stabile und bewegliche Verbindung zwischen Oberschenkel- und Beckenknochen ersetzt. Abhängig vom jeweiligen Einzelfall, betrifft dies entweder nur den Hüftkopf oder auch die Gelenkpfanne. Bei Patienten mit einem Oberschenkelhalsbruch spielen die Lage des Bruchs sowie das Alter eine wichtige Rolle. Handelt es sich um einen vollständigen Gelenkersatz, spricht man von einer Totalendoprothese (TEP). Bei dem Eingriff entfernt man zunächst den Kopf und bringt anschließend einen Schaft in den Markraum des Oberschenkelknochens ein. Auf diesen Schaft wird dann der künstliche Hüftkopf aufgesetzt. Zu den entscheidenden Problemen, die im Zusammenhang mit einem künstlichen Hüftgelenk auftreten können, gehört der Abrieb. Um Entzündungsreaktionen und Entzündungen zu vermeiden, sollte dieser so gering wie möglich sein. Zu diesem Zweck wurden verschleißarme Materialien wie der hochfeste Kunststoff Polyethylen sowie unterschiedliche Metall-Legierungen und Keramiken entwickelt. Als besonders abriebarm eingestuft werden Keramik-Keramik-Gleitpaarungen für Hüftkopf- und Hüftpfanneninlay. Diese sind jedoch mit dem Nachteil verbunden, dass sie verhältnismäßig spröde sind und daher bei einem Sturz leichter brechen können, als es bei Metallimplantaten der Fall ist.
Manchmal ist es ausreichend, lediglich die geschädigten Gelenkoberflächen durch einen Oberflächenersatz zu ersetzen. Eine solche sogenannte McMinn-Prothese besteht aus Metallkappen, welche auf dem Hüftkopf und der Gelenkpfanne befestigt werden. Eine Anwendung, die in der Regel nur für sehr alte und gebrechliche Patienten infrage kommt, ist die sogenannte Hemiprothese. Bei dieser wird ausschließlich der Hüftkopf ersetzt.
Zementierte und zementfreie Verankerung
Es gibt verschiedene Methoden, um eine Prothese im Knochen zu verankern. Bei der Zementierung werden die Materialien mithilfe eines speziellen Kunststoffs, eines sogenannten Knochenzements, eingebracht. Dieser hat den Vorteil, dass er sich nach der Verarbeitung rasch verhärtet. Somit kann das betroffene Hüftgelenk nach dem Eingriff rasch wieder belastet werden. Von einer zementfreien Verankerung spricht man, wenn die Prothese unter Druck eingepresst wird. Allerdings setzt dies voraus, dass sie präzise in den Knochen passt, in den sie anschließend einwächst. Bis die nötige Stabilität erreicht ist, dauert es einige Wochen. Eine Kombination aus beiden Varianten stellt die Hybridverankerung dar, bei welcher der eine Teil des Kunstgelenks zementiert und der andere unzementiert implantiert wird.
Geschädigte Hüftgelenke lassen sich in einem Großteil aller Fälle gut durch eine Hüftgelenksprothese ersetzen. Auf diese Weise ist es möglich, die Schmerzen erheblich zu reduzieren. kann auch die Beweglichkeit deutlich verbessert werden. Im Allgemeinen beträgt die Standzeit einer Endoprothese etwa 15 Jahre, oft ist sie aber auch länger. Ist nach einiger Zeit ein Revisionseingriff erforderlich, sind die Vo-raussetzungen dafür umso günstiger, je knochensparender der Ersteingriff war.
Der Aufbau einer Hüftprothese
Hüftendoprothesen sind heute vielfach modular, also quasi nach dem Baukastenprinzip, aufgebaut. Somit lassen sich die einzelnen Komponenten bei Bedarf auswechseln. Zementierte Hüftpfannen bestehen meist aus Polyethylen. Zementfreie Pfannen sind in der Regel aus einer metallischen, häufig aus Titan gefertigten Schale zusammengesetzt sowie einem darin eingebrachten Inlay aus Kunststoff oder Keramik. Der Schaft der Prothese besteht aus einem Stiel unterschiedlicher Länge, welcher der Fixierung im Markraum des Oberschenkelknochens dient, und einem damit fest verbundenen „Konus“, auf den der künstliche Kopf aufgesteckt wird. Zementierte Schäfte bestehen in der Regel aus einer Chrom-Kobalt-Legierung. Unterschieden wird zwischen Lang- und Kurzschäften, wobei Letztere einen deutlich kürzeren Stiel besitzen und meist zementfrei implantiert werden. Während Kurzschäfte einerseits den Vorteil besitzen, dass weniger Knochen entfernt werden muss, haben sie andererseits den Nachteil, dass sie möglicherweise etwas schlechter einwachsen als Langschaftprothesen.
von Klaus Bingler