Diabetiker leiden doppelt so oft an Depressionen wie Menschen mit gesundem Stoffwechsel. Von den etwa 6,5 Millionen Diabetes-Patienten in Deutschland betrifft dies schätzungsweise 800 000 Frauen und Männer. Der Grund könnte in den starken Belastungen liegen, welche die verschiedenen mit der Zuckerkrankheit verbundenen Herausforderungen liegen. So kann es für manchen als lästig und bedrückend empfunden werden, regelmäßig seine Blutzuckerwerte zu messen und Insulin zu spritzen, andere haben Furcht vor Unterzuckerungen oder sehen möglichen Diabetes-Spätfolgen mit Bangen entgegen.
Aber auch umgekehrt besteht ein Zusammenhang. Immerhin belegen Studien, dass depressive Menschen öfter an Typ-2-Diabetes leiden als Personen, die nicht psychisch erkrankt sind. Als Ursache wird vermutet, dass psychisch Belastete in geringerem Maße auf ihren körperlichen Zustand achten. Es fehle z. B. der Antrieb, Sport zu treiben oder sich gesund zu ernähren – eine wichtige Voraussetzung für den Schutz vor Diabetes. Ein weiterer Grund sei, dass bei vielen Depressiven die sogenannte Hypothalamus-Hypophysen-Nebenrinden-Achse aktiviert wird. Dies führt zur Ausschüttung des Stresshormon Cortisol und damit zu einer Erhöhung es Blutzuckerspiegels. Außerdem wird die Entstehung entzündlicher Prozesse an den großen und kleinen Blutgefäßen begünstigt, was wiederum zahlreiche Folgeerkrankungen wie z. B. Herzinfarkt oder Schlaganfall begünstigen kann.
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) weist auf eine aktuelle Studie hin, derzufolge die Suizidgefahr bei Diabetes im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung um 50 Prozent steigt. So nähmen sich statistisch gesehen in Deutschland täglich mehr als zwei Personen mit Depression und Diabetes das Leben – jährlich über 800 Menschen. Insgesamt seien depressive Diabetespatienten kränker und stürben früher. Dennoch werde die Hälfte aller Depressionen bei Diabetes nicht erkannt.
Die DGD fordert eine kompetente Betreuung für betroffene Personen. Sie führt eine Liste aller „Fachpsychologen Diabetes DDG“, die eine spezielle diabetologische Weiterbildung erhalten haben. Diese kann unter https://www.diabetes-psychologie.de eingesehen werden.