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Rücken

Damit die „Chemie“ mit dem Körper wieder stimmt …

Back view of embraced grandparents enjoying while looking at their family on a field in autumn day.

Rückenschmerzen ohne Medikamente behandeln

Wer von Rückenschmerzen geplagt ist, will diese – verständlicherweise – „ohne Chemie“ loswerden. Falls es sich nicht um sehr starke Schmerzen oder um spezifische Erkrankungen wie Rheuma oder Osteoporose handelt, ist das auch durchaus möglich. Schulmedizin und alternative Heilmethoden können dabei kombiniert werden. Zu Beginn einer solchen Therapie steht eine präzise manuelle Untersuchung. Abgerundet wird die Behandlung durch Anleitungen zum Fitnesstraining sowie Kontrolluntersuchungen. Der Wiesbadener Arzt Dr. Peter Leithoff (Gründer des Ärzteseminars mediKolleg) gibt Orthopress Auskunft über dieses Rücken- und Schmerzbehandlungskonzept.

Herr Dr. Leithoff, Rückenschmerzen halten viele für eine Zivilisationskrankheit, mit der man sich abfinden muss. Kann man da wirklich etwas erreichen?

Man muss etwas tun! Rückenschmerzen mindern ganz erheblich die Lebensqualität, was langfristig persönlich, familiär und beruflich schwer zu Buche schlägt. Tatsächlich sind Kreuzschmerzen der häufigste Grund für eine Krankschreibung und später für eine frühzeitige Berentung. Wer also nicht bereits im Frühstadium eine Lösung findet, hat statistisch gesehen schlechte Karten.

Wie sollte eine ideale Behandlung von Rückenschmerzen aussehen?

Wenn Rückenschmerzen nicht durch eigene Maßnahmen weggehen oder wenn sie unerträglich stark sind, sollte man zum Arzt gehen. Dieser muss zunächst durch eine gründliche Befragung und eine orthopädisch-neurologische Untersuchung feststellen, ob eine spezifische, möglicherweise sogar gefährliche Erkrankung vorliegt. In 90% der Fälle liegen aber sog. unspezifische Rückenschmerzen vor. Um diese zu beseitigen und um eine Möglichkeit zur Erfolgskontrolle während der Behandlung zu haben, müssen nun durch eine chiro­praktische Untersuchung die vorhandenen Funktionsstörungen und Muskeldysbalancen genau definiert werden. Diese Untersuchung ist, wenn auch zeitaufwändig, unverzichtbar. Eine Röntgen- oder CT-Untersuchung ist bei unspezifischen Rückenschmerzen nur dann nötig, wenn die Behandlung erfolglos sein sollte.

Was bedeutet Funktionsstörung?

Das ist ein im Grunde lösbares Problem. Die Gelenke sind nicht kaputt, sondern in ihrer Funktion vorübergehend behindert, sage ich den Patienten. Wenn durch die Behandlung Muskeln und Nerven aus der Schmerzblockade kommen und ihre normale Funktion wiedererlangen, ist die Wirbelsäule wieder schmerzfrei und (altersgemäß) frei beweglich. Nicht übermäßigen Verschleiß an Wirbelkörpern und Bandscheiben kann der Körper durchaus kompensieren.

Wie sieht dann die Behandlung aus?

Auf Grund der schulmedizinischen und chiropraktischen Untersuchung führe ich innerhalb von 7 Tagen drei Akupunktursitzungen durch. Vor, während und nach jeder Behandlung werden die bei der Erstuntersuchung gefundenen Funktionsstörungen verglichen. Das Tempo der Genesung wird durch die unter Schmerztherapeuten geschätzte Akupunkturtechnik von Dr. Felix Mann, London, erheblich gesteigert, wonach jede einzelne Nadelung nur ein paar Sekunden dauert. Die kurze Stichdauer schätzen die Patienten, aber vor allem ermöglicht sie dem Arzt, den Funktionszustand immer wieder zu überprüfen. Wenn nicht eine mindestens 50-prozentige Besserung nach drei Sitzungen eingetreten ist, wird das Behandlungsprogramm entweder mit Physiotherapie und sanfter Chirotherapie erweitert oder aber die Akupunktur abgesetzt. 

Spielen nicht psychosomatische Faktoren eine Rolle bei Rückenschmerzen?

Die o.g. Verfahren halte ich für erste Wahl, weil sie bei den meisten Patienten zum schnellen Erfolg führen. – Voraussetzung für die Effizienz des Behandlungsprogramms allerdings ist eine entsprechend qualifizierte Akupunkturausbildung. Das bestätigen nicht zuletzt zahlreiche Rückmeldungen von Ärzten an unser Institut. –   Wenn das für eine Besserung nicht ausreicht, kann man auf die Lebenssituation eingehen. Die allerwenigsten brauchen oder wünschen eine Psychotherapie.

Wie wird der Patient dann langfristig schmerzfrei?

Er muss motiviert werden, sich im Alltag mehr zu bewegen und Sport zu treiben. Ihm müssen Muskelaufbauübungen und Stretching gezeigt werden. Und er muss ein paar Mal zur Kontrolluntersuchung kommen. Wenn das Behandlungspaket so geschnürt wird, ist es schwierig, keinen Erfolg zu haben.

Herr Dr. Leithoff, vielen Dank für das Gespräch!

Ein Archivbeitrag* aus ORTHOpress 3 | 2000
*Archivbeiträge spiegeln den Stand zur Zeit der Erstveröffentlichung wieder. Die aktuelle Einschätzung des Sachverhalts kann durch Erfahrungszuwachs, allgemeinen Fortschritt und zwischenzeitlich gewonnene Erkenntnisse abweichen.