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Behandlungsmethoden

Bundesweites Modellprojekt in der Gesundheitspolitik

Group of surgeons in operating room

Seit dem 1. Juni 2001 läuft in Schleswig-Holstein ein neuartiges Modell zur Finanzierung im Gesundheitswesen. Zwischen den gesetzlichen Krankenkassen und der Park-Klinik Manhagen – mit etwa 6000 orthopädischen Eingriffen im Jahr eine der großen Fachkliniken im Lande – wurde eine Vereinbarung getroffen, die Auswirkungen auf das Gesundheitssystem in ganz Deutschland haben könnte. Es geht um neue therapeutische Konzeptionen, die die Interessen und Bedürfnisse der Patienten in den Mittelpunkt stellen und für die Versicherten dennoch kostengünstig sind. 

Ein wichtiger Aspekt dieses bundesweit einmaligen Modellvorhabens ist die Aufhebung der Grenzen in der Patientenbehandlung in Bezug auf ambulante, stationäre und rehabilitative Maßnahmen. Alle medizinischen Leistungen sollen stärker miteinander verzahnt werden und zu einer integrierten Versorgung führen. Zu dem Zukunftskonzept „Gesundheit in Deutschland und Europa“ gehören verschiedene Leistungen. 

Einheitliches Konzept für alle Phasen der Behandlung

Bei den jährlich etwa 750 großen Operationen im Bereich von Hüfte und Knie mit Einsetzen einer Endoprothese erfolgt die gesamte Therapieplanung – von der Operation über die Frührehabilitation bis zum individuellen Reha-Konzept – durch die Park-Klinik. Die Patienten bleiben normalerweise 21 Tage in der Fachklinik und werden dort schon intensiv frührehabilitiert. Danach können sie sich dann in einem bereits recht stabilen Gesundheitszustand entweder für 10-12 Wochen einer ambulanten Rehabilitation am Wohnort unterziehen. Oder sie gehen für 12-14 Tage in eine stationäre orthopädische Schwerpunkt-Reha in Bad Schwartau oder Bad Malente in der Holsteinischen Schweiz. Ein Konzept, das von den Patienten als individuelle Wahlmöglichkeit begrüßt wird. Die Krankenkassen zahlen dafür der Park-Klinik Manhagen eine Gesamtpauschale. Von diesem Betrag vergütet die Klinik dann auch entweder die Krankengymnasten bzw. Physiotherapeuten am Wohnort der Patienten für die ambulante Rehabilitation oder aber die Reha-Klinik für deren Dienstleistungen. 

Operationen mit Garantie

Der Modellvertrag mit der Park-Klinik macht auch die ständige Auseinandersetzung zwischen Kliniken und Krankenkassen hinsichtlich der Frage, welche orthopädischen Eingriffe ambulant erfolgen können, überflüssig. Für drei große orthopädische Diagnosegruppen wurden unterschiedliche ambulante Anteile zwischen 100% und 25% festgelegt. Die Krankenkassen zahlen einen auf die Fachklinik abgestellten ambulant/stationären Mischpreis für alle Fälle und die Klinik bestimmt nach medizinischen Gesichtspunkten, wie lange ein Patient bleibt. Für längere Liegezeiten erhält die Klinik also nicht mehr Geld. Eine gute Lösung sowohl für alle Beteiligten als auch für die Qualität der Behandlung. Zu kurze Liegezeiten wird es in der Klinik aber auch nicht geben, denn die Park-Klinik Manhagen hat für alle Operationen eine sechsmonatige Garantieerklärung abgegeben. Das bedeutet, dass auch aus wirtschaftlichen Gründen für die Klinik exzellente Leistungen selbstverständlich sind, denn die Mehrkosten für Folgeeingriffe trägt sie allein, egal aus welchen Gründen eine Zweitoperation auch immer erforderlich werden sollte.

Apotheken und Sanitätshäuser beteiligen sich an der Kooperation

Für die über 600 Kreuzbandoperationen in jedem Jahr hat die Park-Klinik mit den Krankenkassen ein weiteres „Paket“ geschnürt. Es enthält nicht nur eine preismäßig abgesenkte Akutfallpauschale, sondern beinhaltet auch eine enge Zusammenarbeit mit Apotheken und Sanitätshäusern. Thromboseprophylaxe, Orthesen, Schienen und Unterarmgehstützen werden den Patienten bei Bedarf zur Verfügung gestellt und sind in der Komplexpauschale mit enthalten. Das bedeutet nicht nur eine sachgerechte Versorgung der Patienten nach einheitlichen Kriterien, sondern auch eine effektive Kostenersparnis. 

Folgeprojekte sind wahrscheinlich

Die Krankenkassen bezahlen also bei diesem Modellprojekt die ausgehandelten Festpreise und die Park-Klinik Manhagen organisiert die Kooperation aller beteiligten Gesundheitsanbieter im Interesse der Patienten. Dadurch können erhebliche Summen eingespart werden. Die Krankenkassen gehen von einem Einsparpotenzial in zweistelliger Millionenhöhe aus, verteilt auf die fünf Jahre, in denen das Projekt läuft. 

Aber auch für die Park-Klinik Manhagen liegen die Vorteile des neues Systems deutlich auf der Hand. Die Klinik erhält Planungssicherheit und die Möglichkeit, Investitionen langfristig zu beschließen. Der entscheidende Gesichtspunkt ist aber der, dass die Behandlung der Patienten qualitativ auf höchstem Niveau gewährleistet bleibt. Darum wird dieses Modell auch von vielen Beteiligten im Gesundheitssystem mit Interesse verfolgt werden und sicherlich schon vor Ende der Laufzeit Nachahmer gefunden haben.

ORTHOpress 4 | 2001

Alle Beiträge dienen lediglich der Information und ersetzen keinesfalls die Inanspruchnahme eines Arztes*in. Falls nicht anders angegeben, spiegeln sie den Stand zur Zeit der Erstveröffentlichung wider. Die aktuelle Einschätzung des Sachverhalts kann durch Erfahrungszuwachs, allgemeinen Fortschritt und zwischenzeitlich gewonnene Erkenntnisse abweichen.