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Knie

Arthrose

Human leg Osteoarthritis inflammation of bone joints

Die Knieprothetik am Anfang des 3. Jahrtausends

Wenn alle gelenkerhaltenden Maßnahmen ausgeschöpft sind, bleibt für den Patienten mit schwerer Kniearthrose in der Regel nur noch die Möglichkeit des Gelenk­ersatzes. Vor einem solchen Eingriff haben viele Patienten verständlicherweise Angst – auch heute noch schauen viele auf die früher nicht optimalen Ergebnisse beim Kniegelenkersatz. Wie wird die Beweglichkeit nach dem Eingriff aussehen, wie die so oft zitierte „Schmerzfreiheit“? Orthopress hat in Frankfurt den Orthopäden Dr. Martin Frömel befragt, wie es heute um den Knie­ersatz bestellt ist.

Herr Dr. Frömel, viele Kniepatienten haben Angst vor dem „großen“ Eingriff am Knie. Hat diese Skepsis heute noch die gleiche Berechtigung wie früher?

Zunächst muss man sagen, dass die Knieprothese selbstverständlich der letzte Schritt einer Arthrosebehandlung sein sollte, d.h. alle konservativen und auch operativen Maßnahmen zur Gelenkerhaltung sollten zuvor ausgeschöpft werden. Wenn aber die Schmerz- und Bewegungssituation sich so nicht mehr bessern lässt, dann ist es unweigerlich Zeit für einen Gelenkersatz – die Frage nach der Belastung durch den Eingriff tritt dann meist in den Hintergrund, da die Leidenssituation des Patienten keine andere Maßnahme mehr zulässt. Aber es ist tatsächlich so, dass die Endoprothetik im letzten Jahrzehnt einen gewaltigen Sprung nach vorn gemacht hat. Die Implantation eines künstlichen Kniegelenks ist heute ein Standardeingriff und birgt in der Hand des erfahrenen Operateurs ein geringeres Risiko als vergleichbare Operationen an der Hüfte. Wichtig ist allerdings eine auf den Patienten bezogene computer- und roboterunterstützte individuelle Planung der Prothese.

Wie sieht es mit der Lebensdauer einer Knieprothese aus? Kann auch ein jüngerer Patient davon ausgehen, Zeit seines Lebens optimal prothetisch versorgt zu sein?

Die Langzeitversorgung ist ein wesentlicher Punkt in der Prothetik. Man geht heute zunehmend dazu über, beim Ersteingriff wenn möglich eine so genannte Schlittenprothese zu verwenden. Das heißt, dass tatsächlich nur die Lauffläche des Kniegelenks „erneuert“ wird, die auch verschlissen ist. Die moderne Prothesengeneration, wie z.B. das „Repicci-Knie“, erlaubt eine Implantation ohne größere Verletzungen des Muskel- und Bändergewebes und Wegklappen der Kniescheibe. So ist gewährleistet, dass der Patient innerhalb kürzester Zeit wieder auf den Beinen ist. Außerdem hält man sich auf diese Weise die Möglichkeit offen, später problemlos noch eine Vollprothese einsetzen zu können, falls dies notwendig werden sollte. So muss heute die prothetische Versorgung über einen Zeitraum von 30 Jahren hinweg kein Wunschtraum mehr bleiben – einen vernünftigen Umgang mit dem Ersatzgelenk vorausgesetzt.

Was ist bei einem solchen „vernünftigen Umgang“ zu beachten?

Obwohl im täglichen Leben nach der Operation kaum Einschränkungen zu erwarten sind, sollte extreme körperliche Belastung vermieden werden. Dazu gehören insbesondere Sportarten, welche eine Torsionsbelastung des Kniegelenks herbeiführen und so einer Auslockerung der Prothese Vorschub leisten. Als Faustregel kann hier gelten: Lieber Rad fahren als joggen, lieber schwimmen als Tennis oder Fußball. Auch das Vermeiden von Übergewicht kann zu Lebensdauer und Funktionserhalt des neuen Kniegelenks wesentlich beitragen.

Wie sieht es mit der Schmerzreduktion aus? Kann ein Patient erwarten, seine Beschwerden nach der Implantation tatsächlich los zu sein?

Die Schmerzen bei einer schweren Kniearthrose rühren daher, dass die Gelenkinnenhaut durch den Entzündungsprozess und das Aufeinanderreiben der „Knorpelglatzen“ ständig gereizt ist. Da die Knorpellauffläche bei der Endoprothese ersetzt wird, sind diese Schmerzen nach dem Eingriff verschwunden. Der Wundschmerz nach der Operation klingt – insbesondere bei den minimalinvasiv eingebrachten Schlittenprothesen – schnell ab, so dass der Patient wieder ohne Beschwerden seinem Tagwerk nachgehen kann.

Herr Dr. Frömel, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Ein Archivbeitrag* aus ORTHOpress 2 | 2001

*Archivbeiträge spiegeln den Stand zur Zeit der Erstveröffentlichung wieder. Die aktuelle Einschätzung des Sachverhalts kann durch Erfahrungszuwachs, allgemeinen Fortschritt und zwischenzeitlich gewonnene Erkenntnisse abweichen.