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Krankheitsbilder

Wer schön sein will, muss nicht leiden

Fortschritte in der Plastischen Chirurgie

Wir leben heute in einer Zeit, in der man sich nicht mehr damit abfinden muss, wie die Natur den eigenen Körper geschaffen hat: Zwar gibt es immer noch Menschen, die auf Grund moralischer Bedenken einen chirurgischen Eingriff aus rein ästhetischen Gründen ablehnen, diese sind jedoch langsam, aber sicher in der Minderheit – zumindest im Pionierland“ der Kosmetischen Chirurgie, den USA: 

Allein von 1992 bis 1999 hat sich die Zahl derer, die einen oder mehrere kosmetische Eingriffe an sich vornehmen ließen, mehr als verdreifacht. So haben im vergangenen Jahrzehnt mehr als zehn Millionen Amerikaner (das sind mehr als 6 Prozent der erwachsenen Landesbevölkerung) chirurgische Hilfe in Anspruch genommen, um ihr äußeres Erscheinungsbild den eigenen Bedürfnissen anzupassen. 

Nicht nur für Superreiche

Längst ist dabei die Schönheitschirurgie keine Domäne wohlhabender Hollywoodschauspieler und anderer Superreicher mehr: Fast 70 Prozent all jener, die eine operative Korrektur vornehmen lassen, sind nach amerikanischen Maßstäben Normalverdiener. Supermarktkassiererinnen finden sich unter ihnen ebenso wie Automechaniker oder Hochschullehrer. Allein die Großstadt Boston an der amerikanischen Ostküste zählt heute über 85 Kliniken und Privatpraxen, die kosmetische Eingriffe anbieten. Damit bekommt das Sprichwort „Man ist so jung, wie man sich fühlt“ für viele eine ganz neue Bedeutung. „Kosmetische Chirurgie ist populärer als jemals zuvor“, erklärt C. Lin Puckett, der frühere Präsident der Amerikanischen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (ASPS): „Frauen und auch Männer wählen heute den kosmetischen Eingriff, um ihr jugendliches Aussehen zu behalten und sich einfach besser zu fühlen.“ Die fünf populärsten Eingriffe sind dabei (in dieser Reihenfolge) Liposuktion (Fettabsaugung), Brustvergrößerung, Augenlidchirurgie (Entfernung von Schlupflidern, Krähenfüßen und Tränensäcken), Gesichtslifting und die Straffung der Bauchdecke.

Die Angst vor der Verunstaltung

Hier zu Lande ist es dagegen noch keine Selbstverständlichkeit, der Natur in puncto Schönheit auf die Sprünge zu helfen. Das mag mancher nicht als Nachteil begreifen: Wahre Schönheit, so propagieren die Anhänger der Natürlichkeit, komme ohnehin von innen, und eine operative Faltenglättung oder Fettabsaugung sei lediglich Ausdruck gestörten Selbstwertgefühls – das allerdings gelte es auf anderem Wege zu bekämpfen. Viel häufiger findet sich allerdings, so wissen deutsche Chirurgen zu berichten, allerdings die Angst vor der Verunstaltung: Keiner möchte am Ende der Behandlung eine zwar glatte, aber unbewegliche Maske als Gesicht haben, wie wir sie von so vielen amerikanischen SchauspielerInnen jenseits der 60 kennen. Das puppenhaft glänzende Gesicht, bei welchem die Haut straff und faltenlos wie eine Bespannung über den Wangenknochen sitzt, ist denn auch die Folge einer falsch verstandenen Ästhetischen Chirurgie, die zu viel zu schnell bewirken wollte, und das zu einer Zeit, in der viele Eingriffe noch nicht in der gewünschten Art und Weise möglich waren.

Riesenschritte in der technologischen Weiterentwicklung

Die moderne Ästhetische Chirurgie soll dagegen nicht den Menschen von außen zu einer völlig neuen Persönlichkeit formen: Die meisten Menschen wünschen sich lediglich die Beseitigung dessen, was sie an sich selbst als störend empfinden, und zwar in einer Art und Weise, die nicht den Gesamtcharakter ihrer Erscheinung beeinträchtigt. „Unsere Gesellschaft hat einen Punkt erreicht, an dem viele Menschen es sich verdient haben, gut auszusehen“, sagt ein amerikanischer Schönheitschirurg. „Wenn Sie sich bewusst ernähren, Sport treiben, nicht rauchen und trinken und Ihr Spiegelbild trotzdem immer noch nicht mögen, dann, so sage ich meinen Patienten, haben wir heute die technologischen Möglichkeiten, das zu ändern. Nicht mehr und nicht weniger.“ Und so scheint es zu sein. Über 60 Prozent aller U.S.-Bürger, die jemanden kennen, der eine Schönheitsoperation hinter sich gebracht hat, begrüßen das Ergebnis als Verbesserung gegenüber dem vorherigen Zustand. Dazu beigetragen haben wohl auch die technischen Verbesserungen der letzten Jahre: Während früher z.B. zur Beseitigung von Stirnfalten ein sichelförmiger Schnitt unterhalb des Haaransatzes durchgeführt und die Haut mit Nadel und Faden gerafft wurde, kann man heute durch die Injektion mit Botulinumtoxin eine Muskelentspannung hervorrufen, die quasi auf natürliche Art und Weise die Falten verschwinden lässt. Auch die Laserchirurgie macht gewaltige Fortschritte: Das gebündelte Licht der neuen Erbium-Laser ist wesentlich kälter als das früherer Lasergenerationen. So ist es beispielsweise möglich, diese Laser an Stellen zu verwenden, die früher als zu empfindlich für diese Behandlung galten. Dauerhafte Haarepilationen in der Bikinizone und besonders schleimhautnahe Korrekturen können daher jetzt mit einem Höchstmaß an Sicherheit und Genauigkeit vorgenommen werden. 

Fettabsaugung ohne großen Blutverlust

Vor Liposuktionen können heute per Ultraschall oder Chemolyse die abzusaugenden Fettzellen quasi verflüssigt werden. Das Resultat ist ein äußerst geringer Blutanteil in der Absauglösung, der es erlaubt, in einer Sitzung sehr viel mehr Fett abzusaugen als bisher. Dies ist ein Riesenfortschritt gegenüber früheren Techniken, bei denen in der Regel ein Gemisch aus 50 Prozent Blut und 50 Prozent Fett abgesaugt wurde, sodass allein auf Grund des hohen Blutverlustes Behandlungsdauer und -umfang begrenzt bleiben mussten.

Endoskopische Techniken nehmen – wie überhaupt in der Chirurgie – immer größeren Raum ein. Für lokale Absaugungen und Unterspritzungen ist kaum mehr als ein wenige Millimeter großer Schnitt vonnöten, und sollte sich daraus eine Narbe ergeben, so kann diese in einer späteren Sitzung „weggelasert“ werden. Damit begegnen moderne Schönheitschirurgen einem weit verbreiteten Vorurteil: Auch ungeschminkt kann sich eine Gesichtskorrektur heute sehen lassen – lediglich der Fachmann wird bei genauerem Hinsehen erkennen können, dass hier der natürlichen Schönheit auf sanfte Art und Weise unter die Arme gegriffen wurde.

Wenige Tage genügen zur Rehabilitation

Eine der größten Errungenschaften der Kosmetischen Chirurgie ist die erst kürzlich möglich gewordene Verwendung von so genanntem „Tissue Glue“ (Gewebekleber). Sein Einsatz verhindert Nach- und Einblutungen während des Eingriffs so effektiv, dass die Zeit, die der Organismus zur Erholung benötigt, von einigen Wochen auf wenige Tage zusammengeschrumpft ist. Auch Schnitte an Stellen, die man früher wegen unschöner Narbenbildung vermieden hätte, können mit Hilfe des Klebers durchgeführt werden. Ein Facelift „übers Wochenende“ rückt so in greifbare Nähe, wie der Fall einer New Yorker Fernsehmoderatorin beweist. Diese hatte sich unmittelbar nach der Gesichtskorrektur die Haare raspelkurz schneiden und wasserstoffblond färben lassen. Ihr jugendliches Aussehen machten Freunde und Kollegen dann auch prompt an der neuen Frisur fest; dass die Dame im Zuge ihres Kurzurlaubs nicht nur Haupthaar, sondern auch jede Menge Fältchen gelassen hatte, fiel niemandem auf.            

aus ORTHOpress 1 | 2002
Alle Beiträge dienen lediglich der Information und ersetzen keinesfalls die Inanspruchnahme eines Arztes*in. Falls nicht anders angegeben, spiegeln sie den Stand zur Zeit der Erstveröffentlichung wider. Die aktuelle Einschätzung des Sachverhalts kann durch Erfahrungszuwachs, allgemeinen Fortschritt und zwischenzeitlich gewonnene Erkenntnisse abweichen.

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