„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“, heißt es, und die alten Römer wussten zu ergänzen, dass neben dem Brot auch Spiele (panem et circenses) für das Volk von Nöten seien. Der Mensch ist eben nicht nur der »Homo sapiens«, sondern auch der »Homo ludens«. Der Gedanke des Spielens bzw. des Spiels hat die Menschen schon seit jeher fasziniert. In allen Kulturen auf allen Erdteilen finden sich im Kindes- und Jugendalter – unabhängig von Sprache, Geschlecht oder Hautfarbe – Spiele und Spielformen als dominante Freizeitaktivität. Es heißt nicht umsonst, dass Kinder spielerisch lernen.
Und wie sieht es mit den Erwachsenen aus, wann und was spielen sie, wenn überhaupt? „Wenig, wenig“, werden die meisten ehrlich antworten und sich automatisch fragen, woran das liegt. Die Gründe dafür sind sicherlich vielfältig. Wenn man von Glücksspielen absieht, gibt es neben den Gesellschaftsspielen (Mensch ärgere dich nicht, Monopoly, etc.) eine weitere große Gruppe von Spielen. Das sind die Spiele beim Sport (Fussball, Handball etc.), die man Sportspiele nennt und deren Faszination bekannt ist.
Sport, der Wortstamm kommt vom lateinischen »disportare« (sich zerstreuen), also Zerstreuung in Verbindung mit Spielen, das weiß jeder, der es schon mal probiert hat, macht Spaß. Sportspiele haben einen abenteuerartigen Charakter (sind aber nicht artig). Man weiß zu Beginn nicht, wie das Spiel enden wird. Diese »offene Situation« wird in unseren technisierten und standardisierten Gesellschaften von vielen Menschen als angenehm empfunden, weil diese »offene Situation« nur noch sehr selten im realen Leben im Alltag anzutreffen ist. Wir gehen eben nicht mehr auf die Jagd, mit dem Ziel, Nahrung zu beschaffen und dem ungewissen Ausgang (»offene Situation«), ob wir auf dieser Jagd auch Wild erlegen werden oder nicht. Wir gehen in den Supermarkt, der hat immer alles, nur nicht die »offene Situation«.
Wenn Sie also mal wieder spielen wollen, mit Spaß und in freier Natur, wie wäre es mit einem Sportspiel? Tennis bietet dem Anfänger wie auch dem Fortgeschrittenen ideale Bedingungen.
1.) Tennis ist eine Life-Time-Sportart.
Während viele andere Sportarten nur in bzw. bis zu einem gewissen Alter betrieben werden können, ist Tennis altersunabhängig. Sie können sowohl gegen Altersgenossen wie auch gegen Jüngere erfolgreich spielen, indem Sie Ihre jahrelange Erfahrung in die Waagschale werfen. Sie können Tennis bis ins hohe Alter spielen.
2.) Tennis kann man zu zweit spielen.
Wenn Sie Tennis spielen wollen, brauchen Sie »nur« noch einen Mitspieler. Man ist nicht auf viele andere (Mannschafts-) Spieler angewiesen. Unter organisatorischen Aspekten ist Tennis äußerst ökonomisch, weil auch die Ausrüstung, im Gegensatz zu anderen Sportarten (Eishockey etc.), einfach zu beschaffen ist.
3.) Tennis beansprucht den ganzen Körper.
Auf den ersten Blick erscheint Tennis als einseitige Sportart, weil man den Tennisschläger in der Regel nur in einer Hand hält bzw. nur mit einer Hand spielt. Diese Sichtweise tritt in den Hintergrund, wenn man sich die Gesamtzusammenhänge verdeutlicht. Beim Laufen und Springen werden die gesamten Bein- und Rumpfmuskulatur beansprucht. Die koordinativen Ansprüche werden mit Hilfe beider Hirnhälften erfüllt.
4.) Tennis stärkt die Eigenverantwortlichkeit.
Auf dem Tennis-Platz kann Ihnen keiner helfen; Sie gewinnen oder verlieren alleine. Man kann sich nicht hinter der Leistung der anderen Spieler verstecken. Es gibt keine Ausreden bei Niederlagen. Gewinnt man, hat der Tennisspieler den Sieg ganz für sich alleine. Tennis ist in der Regel – sieht man vom Doppel oder von Mannschaftswettbewerben wie Davis-Cup etc. ab – ein Einzelsport.
5.) Tennis ist auf Aschenplätzen rückenfreundlich.
Durch den weichen und nachgebenden Untergrund – in Europa hat sich die rote Asche auf Freiplätzen durchgesetzt – ist Tennis sehr gelenkschonend. Dies ist für Sportler, die auf Grund von Vorschädigungen nicht mehr alle Sportarten betreiben können, von großem Vorteil. Wer die »Gnade« erfahren hat, einmal auf Rasen Tennis spielen zu dürfen, wird noch begeisterter sein. Diese Form des rückengerechten (Ausdauer-) Trainings macht auch noch mehr Spaß.
6.) Tennis ist finanziell überschaubar und preiswert (geworden).
Tennis ist nicht mehr der elitäre Sport, der er vielleicht früher einmal war. Schon seit längerer Zeit sinken die Preise für Ausstattung und Vereinszugehörigkeit dramatisch. Während früher noch lange Wartelisten, Bürgschaften und Aufnahmegebühren die Regel waren, werden heute nicht nur die Aufnahmegebühren erlassen, sondern auch die Mitgliedsbeiträge erheblich reduziert, um neue Mitglieder zu gewinnen. Nutzen Sie die günstigen Bedingungen. Der nächste »Boris-Becker-Boom« ist vielleicht nicht mehr weit und die damit wieder steigenden Preise auch nicht.
7.) Tennisspielen macht fit und hält gesund.
Tennis beansprucht alle fünf motorischen Haupt-Eigenschaften (Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Koordination und Flexibilität), wenn auch in unterschiedlicher Weise. Da beim Tennis die Spielzeit nicht vorgegeben ist, wird die für Herz-Kreislauf-Training wirksame Grenze von 30 Minuten häufig überschritten. In Verbindung mit häufigen Pausen und mittlerer Spielintensität ergibt sich ein optimales Profil, zur Prävention von degenerativen Zivilisationserkrankungen (Diabetes mellitus, Übergewicht, Stress, Fehlernährung etc.). Dadurch bleiben Körper und Geist geschmeidig und im besten Fall 30 Jahre lang 30 Jahre jung.
8.) Tennis hat Vorbildcharakter.
Tennis lebt von und mit dem Gedanken des british »fair play«. Deshalb wird es in der Regel ohne Schiedsrichter gespielt. Jeder Spieler ist angehalten, objektiv und unabhängig vom Spielstand, über die Regel zu wachen. In einer Gesellschaft, die allzu oft von Konkurrenzdruck und Leistungsgedanken geprägt ist, sicher ein gutes Vorbild für Kinder und Jugendliche. Nach dem Motto »Fair geht vor«!
Es gibt sicher noch viel mehr gute Gründe Tennis zu spielen. Vielleicht ist aber auch schon allein der Gedanke ausreichend, sich mal wieder in freier Natur und bei guter Luft nach Herzenslust so richtig auszutoben. Probieren Sie es mal aus. Sie werden sich wundern, wie schön das sein kann.
aus ORTHOpress 2 | 2002
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