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Ursachen & konservative Therapieoptionen
Ursachen und Symptome
Spontane Schulterschmerzen ohne auslösendes Unfallereignis sind ein weitverbreitetes Leiden. Betroffen sind vor allem Patienten über dem 40. Lebensjahr. Ursächlich sind in der Regel aktivierte Verschleißprozesse des Schultergelenkes. Dies betrifft vor allem die das Schultergelenk umfassende Sehnenmanschette (Rotatorenmanschette). An der Schulter sind im Gegensatz zur unteren Extremität seltener Abnützungsvorgänge des Gelenkknorpels ursächlich. Immer ausgeschlossen werden müssen Verschleißerscheinungen der Halswirbelsäule, die zu ähnlichen Symp-tomen führen können, sowie entzündliche Erkrankungen des Nervengeflechtes (Plexus) z. B. im Rahmen von Virusinfektionen.
Der typische Schulterschmerz wird vorne-seitlich an der Schulter angegeben, häufig mit Ausstrahlung in den Arm. Bei vielen Patienten sind die Abspreizung des Armes und der Schürzengriff schmerzhaft. Wenn die Beschwerden länger bestehen, tritt oft auch eine zunehmende Bewegungseinschränkung der Schulter ein.
Das Leitsymptom für eine entzündliche Verschleißerkrankung der Rotatorenmanschette ist insbesondere der nächtliche Schulterschmerz. Die betroffenen Patienten können dann nicht mehr auf der betroffenen Seite oder der Gegenseite schlafen und wachen nachts infolge der Schulterschmerzen auf. Dies führt teilweise zu einem erheblichen Schlafdefizit und Leidensdruck.
Untersuchungsmethoden
Bei verschleißbedingten Schulterschmerzen liegt der Fokus zunächst auf der Klärung der Ursache und der nicht operativen Behandlung. Voraussetzung für eine ganzheitliche, nachhaltige Therapie ist eine umfassende Diagnostik, um alle therapierelevanten Parameter unter Berücksichtigung der persönlichen Lebensumstände zu erfassen. Die Diagnostik sollte folgende Inhalte umfassen:
- Ausführliche Anamnese mit Schmerzdokumentation und -klassifikation
- Körperliche Untersuchung am entkleideten Oberkörper inklusive Untersuchung der HWS/BWS und neurologischem Status
- Sonografische Untersuchung beider Schultergelenke
- Röntgenaufnahmen der Schulter in mindestens zwei Ebenen
- Bei therapieresistenten Beschwerden > 6 – 12 Wochen oder primär sonografisch großem Sehnenschaden MRT-Untersuchung der Schulter
- Gegebenenfalls Infiltrationstest der Schulter bei Mischbefunden HWS-Schulter zur Klärung der wesentlichen Schmerzursache
- Durch zusammenfassende Betrachtung aller Untersuchungsbefunde kann bei nahezu allen Patienten die Ursache der Beschwerden eindeutig geklärt und eine Diagnose gestellt werden. Dies ist die Grundlage für einen Behandlungsplan, der bei den allermeisten Patienten zunächst eine konservative Therapie über mindestens drei Monate umfasst.
Konservative Therapiemöglichkeiten
Bei den meisten Patienten mit nicht unfallbedingten Schulterschmerzen sind verschleißbedingte Veränderungen oder eine Überlastung der Rotatorenmanschette ursächlich für die Beschwerden. Dies führt zu einer Entzündungsreaktion der Sehne und der umgebenden Schleimbeutelschicht, welche letztlich die Schmerzsymptomatik beim Abspreizen und nachts beim Liegen hervorruft. Behandlungsziel sind die Wiederherstellung eines Gleichgewichtes zwischen Belastungsfähigkeit der Sehne und der tatsächlichen Belastung im Alltag sowie die Reduktion der entzündlichen Gewebeaktivität.
Die nicht operative Behandlung ist immer individuell – in Abhängigkeit vom vorliegenden Untersuchungsbefund, der Persönlichkeitsstruktur des Patienten und der individuellen Lebensumstände – und kann dazu folgende Maßnahmen beinhalten:
- Umfassende Information und Erläu-
terung der Ursache der Beschwerden, sodass der Patient die Ursache der Beschwerden nachvollziehen kann und aktiv in der Behandlung mitwirken kann - Belastungsreduktion der Schulter durch Anpassung der Bewegungsmuster. Gezielte Schulung des Patienten
- Entlastende Eigenübungen
- Lokale Wärmeanwendungen
- Analyse der Haltung am Arbeitsplatz und im Alltag mit entsprechender Korrektur; Training für die BWS-Aufrichtung
- Faszienbehandlung; Dehnung verkürzter Muskulatur
- Lokale Infiltration entzündungshemmender Medikamente in den Gleitraum der Sehne
- Bei den selteneren intraartikulären Ursachen der Beschwerden und Knorpelverschleiß gegebenenfalls Gelenk-
injektionen mit Hyaluronsäure und entzündungshemmenden Medikamenten - Analyse und Reduktion psychosozialer Stressfaktoren
- Im Einzelfall lokale physikalische Maßnahmen wie gegebenenfalls Elektrotherapie, TENS-Anwendungen, Stoßwellentherapie
- Spezielle Physiotherapie mit Behandlung der gesamten Funktionskette; Manualtherapie bei Schrumpfung der Gelenkkapsel mit Anleitung zu Eigenübungen zur Dehnung der Kapsel
- Allgemein entspannende Maßnahmen wie z. B. Sauna, Bewegen in warmem Wasser
- Entzündungshemmende Ernährung/Nahrungsergänzung
Bei etwa 80 – 90 Prozent der Patienten kann durch konsequente nicht operative Behandlungsmaßnahmen, in die der Patient eingebunden werden muss, wieder eine ausreichende Beschwerdereduktion erreicht werden, sodass eventuell keine Beschwerdefreiheit vorliegt, jedoch so geringe Restbeschwerden, dass die betroffenen Patienten damit im Alltag mit akzeptablen Einschränkungen auch dauerhaft zurechtkommen.
Es verbleibt ein Anteil von 10 – 20 Prozent mit inakzeptablen Beschwerden trotz aller nicht operativer Maßnahmen. Dann muss die Indikation für eine operative Behandlung geprüft werden.
Dr. med. Thomas Ambacher
Facharzt für Chirurgie,
Orthopädie und Unfallchirurgie
Sportmedizin
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