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Krankheitsbilder

Reizthema Prostata:

ECT – Alternative zur Operation?

Die Behandlung von Prostataleiden ist in Deutschland immer noch ein Thema mit Aufklärungsbedarf. Anders als z.B. in den USA ist die Dis­kussion leider vielfach noch nicht aus der Intimität des Einzelschicksals herausgetreten. Während der CNN-Moderator Larry King in seiner Sendung Diskussionsrunden mit an Prostatakrebs leidenden Politikern und Schauspielern in großer Offenheit führt, besteht bei uns vielfach immer noch eine große Ungewissheit über Funktion der Prostata und die Beeinträchtigungen durch eine Operation.

Wo genau liegt die Prostata und warum muss ihre Größe ab einem gewissen Alter vom Arzt kontrolliert werden? 

Die Prostata ist unterhalb der Harnblase gelegen, umschließt die Harnröhre und grenzt im hinteren Teil an den Darm. 

Etwa ab dem 45. Lebensjahr fängt die Pros­tata nochmals an zu wachsen. Meist ist dieses Wachstum so gering, dass es nicht bemerkt wird – bei einem Teil der Männer vergrößert sie sich jedoch so stark, dass dadurch Beschwerden auftreten.

Diese Vergrößerung der Prostata muss, auch wenn die Beschwerden nicht übermäßig groß sind, jedoch im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung durch den Arzt kontrolliert werden – schuld an der Vergrößerung kann schließlich auch eine bösartige Geschwulst sein. 

Das Prostatakarzinom

Wird eine bösartige Veränderung an der Prostata festgestellt, so raten Ärzte auch heute noch meist zur Totaloperation, um die Gefahr eines erneuten Auftretens zu vermeiden und so weit wie möglich die Verbreitung von Tochtergeschwulsten (Metas­tasen) zu verhindern. Die Erfolge einer Prostataresektomie sind allgemein sehr gut – Prostatakrebs gilt heute als eine der wenigen Krebsarten mit guten Heilungschancen, wenn die Erkrankung im Frühstadium erkannt wird.

Nebenwirkungen der Operation

Die operative Entfernung der gesamten Vorsteherdrüse gehört also zu den erfolg­reichen Maßnahmen, ist aber unzweifelhaft ein radikaler Eingriff in die körperliche Integrität des Patienten. Dazu der Kölner Heilpraktiker Hans-Peter Weber, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Organo-Biotherapie (DGOB): „Die Totaloperation ist heute auf Grund der vielen Nebenwirkungen, welche auftreten können, nicht unumstritten. Sie sind es auch, die das Thema ‘Prostata’ selten aus einer reinen Herrenrunde heraustreten lassen. Besonders gefürchtet sind nicht nur die durch die teilweise notwendige Resektion der umgebenden Muskulatur auftretende Harninkontinenz, sondern insbesondere dauerhaft anhaltende Impotenz und die so genannte ‘retrograde Ejakulation’, bei welcher der Samenerguss nicht mehr nach vorn durch die Harnröhre, sondern nach hinten in die Blase erfolgt. Patienten fürchten also den Verlust der eigenen Sexualität und damit die gravierende Störung ihrer menschlichen Grundbedürfnisse.“

Neuer Therapieansatz: Die ECT (Electro Cancer Therapy)

Bei der ECT versucht man, die Tumorzellen nicht operativ, sondern nicht-invasiv mittels Gleichstrom abzutöten (Orthopress berichtete in Ausgabe 3/00). Stark vereinfacht ausgedrückt, funktioniert die Tumorbekämpfung per elektrischem Strom folgendermaßen:

Legt man an einen Tumor mittels zweier Nadelelektroden einen Strom an, so fließt dieser (nach dem Prinzip des geringsten Widerstands) eher durch die Tumorzellen als durch das gesunde Gewebe. So wandern positiv geladene Ionen wie H+ und Na+ zur Kathode und negativ geladene Ionen wie Cl- zur Anode. Durch diese Depolarisation entsteht innerhalb der Krebszelle Salzsäure, welche die Zellmembran zerstört. Werden Stromstärke und -spannung entsprechend hoch gewählt (maximal 35V/75mA), so ergeben sich dadurch in den betroffenen Zellen PH-Werte, die weit außerhalb des physiologischen Bereichs liegen. Das Resultat: Das Tumorgewebe wird zerstört, ohne dass umliegende gesunde Körperzellen in Mitleidenschaft gezogen werden. Das solchermaßen steril abgestorbene Gewebe (man spricht hier, wie auch bei Hochspannungsverletzungen, von einer „aseptischen Nekrose“) löst sich in den folgenden Wochen langsam vom gesunden Gewebe ab und wird entweder abgestoßen (bei an der Oberfläche liegenden Tumoren) oder von körpereigenen Fresszellen (Phagozyten) verstoffwechselt.

Seit einiger Zeit nun verwendet man nicht nur Nadelelektroden, sondern zur Behandlung von inneren Organen auch Flachelektroden, die auf Bauch und Rücken aufgelegt werden können. Eines der Anwendungsgebiete für die ECT ist daher inzwischen auch die Bekämpfung von Prostatakrebs, um dem Patienten die Operation zu ersparen. Weber: „Besonders bei einem noch sehr kleinen Tumor, der nicht mit Beschwerden einhergeht, haben Patienten oft verständlicherweise Probleme sich für die große Operation zu entscheiden. Die ECT kann hier auf schonende Art und Weise helfen, unnötig große Eingriffe zu vermeiden.“

Das Allheilmittel?

Hans-Peter Weber warnt jedoch auch vor Euphorie: „Krebs ist eine ganzheitliche Erkrankung des Menschen. Wer (wie in der Krebsbehandung gang und gäbe) nur die Symptome einer Krankheit kuriert, muss mit dem Wort ‘Heilung’ sehr vorsichtig umgehen. Der Tumor ist lediglich das sichtbare Endprodukt einer sich schon über Jahre entwickelnden Autoimmunerkrankung. Auch wenn Jahre nach einer erfolgreichen Tumorbehandlung noch nicht wieder Rezidive aufgetreten sind, ist das keine Garantie für eine vollständige Beseitigung der Erkrankung wie bei einer auskurierten Grippe. In jedem Fall gehört zu einem ernst zu nehmenden Therapieansatz auch die Miteinbeziehung der gesamten Lebensumstände eines Menschen. Psychische Faktoren spielen dabei eine ebenso große Rolle wie Ernährung, Bewegung und Arbeitsbelastung. Dies gilt in besonderer Weise für Krebserkrankungen.“

Ein Archivbeitrag* aus ORTHOpress 4 | 2000

*Archivbeiträge spiegeln den Stand zur Zeit der Erstveröffentlichung wieder. Die aktuelle Einschätzung des Sachverhalts kann durch Erfahrungszuwachs, allgemeinen Fortschritt und zwischenzeitlich gewonnene Erkenntnisse abweichen.