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Krankheitsbilder

Ich höre, also bin ich

In der Orthopädie nimmt die Stoßwellenbehandlung seit vielen Jahren einen festen Platz ein. Eine ganze Reihe von Erkrankungen, die früher nur durch eine Operation oder sogar überhaupt nicht behandelt werden konnten, lassen sich mit dem Einsatz der Stoßwellen schnell und nebenwirkungsarm therapieren. Neu ist jetzt der erfolgreiche Einsatz der Stoßwelle bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Morbus Alzheimer, berichtet der Mediziner Ulrich Hannemann aus Albstadt.

Stoßwellenbehandlung

Moderne Hörhilfen erleichtern das Leben

Wenn die Sonne blendet, machen wir automatisch die Augen zu. Ist die Musik zu laut, können wir unsere Ohren nicht ver­schließen. Leider. Denn durch wiederholten Lärm können die Ohren erheb­lich beschädigt werden. Langfristig kann sich das Gehör verschlechtern oder es können Ohrge­räusche auftreten.

Kleine Kinder reagieren in­stinktiv richtig: Im schönsten Konzert wie auf dem Bahn­steig schützen sie ihre Ohren mit den Händen, sobald es zu laut wird. Daran sollten sich Jugendliche und Erwachsene ein Beispiel nehmen. Birgit Ney vom Forum „Besser Hören“ betont: „Das Gehör ist genau so wichtig wie das Augenlicht. Daran denkt man oft nicht.“ Für ein scharfes Gehör bis ins hohe Alter ist Prävention das einzig Wahre. Indem man laute Musik und lärmende Geräte meidet, schont man sein Gehör und hält es gesund. Birgit Ney: „Es ist wichtig, früh anzufangen. Denn wenn man schon in der Jugend etwas kaputt gemacht hat, kann man zwar durch Hörgeräte ausgleichen, aber reparieren lässt sich das Gehör in der Regel nicht.“ Deshalb rät sie: Discolärm vermeiden, nicht direkt vor den Lautsprechern stehen. Für das Hör­vermögen verheerend sind nach neuesten Untersuchungen vor allem Knalle, z.B. hervorgerufen durch Sylvester­knaller oder Spiel­zeug­pistolen, erklärt Matthias Renner von der Deutschen Tinnitus-Liga. „Insbesondere durch Spielzeugpistolen entstehen in der Nähe von Kinderohren Spitzenwerte von bis zu 160 Dezibel“, stellt Matthias Renner besorgt fest. Zum Vergleich: Im Arbeitsbereich ist die zulässige dauerhafte Lärmbelastung auf 85 Dezibel begrenzt. Folge: Zahlreiche Kinder und Jugendliche haben Hörschäden, die auf ein so genanntes Knalltrauma zurück­zu­führen sind.

Tinnitus: Der Mann im Ohr

Discogänger hingegen werden nicht so schnell taub, wie die Eltern es meist befürchten. Sie sind jedoch gefährdet, von störenden Ohrgeräuschen, dem Tinnitus, geplagt zu werden. Natürlich darf man in die Disco oder ins Konzert gehen. Hinterher ist das Gehör in der Lage, sich zu erholen. Doch wie so oft im Leben kommt es auf das richtige Maß an. Wer jede Woche in die Disco geht, ist ein Kandidat für Tinnitus. 

Ganz geklärt sind die Ursachen für Tinnitus bis heute nicht. Eine Erklärung könnte sein, dass die so genannten Haarzellen des Innenohrs – die eigentlichen Tonempfänger – durch wiederholte Lärmbelastungen so stark beschädigt werden, dass sie nicht mehr angemessen auf einen Schallreiz reagieren können. Es entsteht eine Art Kurzschluss. Dieser wird als dauerhafter Impuls über die Nerven weitergeleitet und als stetes Pfeifen oder Brummen im Ohr wahrgenommen. Ursachen des Tinnitus können aber auch Durchblutungsstörungen, Hörsturz mit Hörverlust, Zähneknirschen oder Blockierungen im Halswirbelsäulenbereich sein. Wichtig beim Auftreten eines solchen Geräusches: Sofort den HNO-Arzt aufsuchen. Denn die Behandlung (z.B. Infusionstherapie, hyperbare Sauerstofftherapie) sollte so schnell wie möglich erfolgen, um die Durchblutung wieder anzuregen bzw. das Innenohr zu aktivieren. 

Ich höre – die anderen sprechen nur undeutlich 

„Bist du taub?!“ – Wem diese Frage gestellt wird, fühlt sich meist beleidigt. Und wer dadurch erst überlegt, ob sein Gehör noch gut ist, merkt vielleicht auch zum ersten Mal, wie wichtig das Hören ist. 

Das gesunde Gehör kann verschiedene Klangintensitäten und Tonlagen wahrnehmen: Vogelgezwitscher, Klaviermusik, Singstimme, Kindergeschrei, Autobremse, LKW-Motor … Bei einem Hörverlust werden nicht einfach alle Töne gleichmäßig leiser gehört, sondern die gesamte Hörwahrnehmung ist verzerrt. Es ist sogar möglich, dass der LKW lauter und störender als früher wahrgenommen wird. Leise Töne dagegen sind kaum oder nicht hörbar. Einzelne Konsonanten, z.B. „d“, „t“ und „f“, werden verwechselt. Deshalb stellen viele Menschen mit Hörverlust fest: „Ich höre, aber ich verstehe nicht.“

Computer-Chip statt Hörrohr

Anders als Brillen werden Hörgeräte oft abgelehnt. Die Vorstellung eines riesigen und pfeifenden Hörrohrs prägt das Bild des Hörgerätes. Folge: Zwar haben in Deutschland ca. 14 Millionen Menschen ein eingeschränktes Hörvermögen, aber nur ca. 2,5 Millionen tragen Hörgeräte. Dabei sind moderne Hörhilfen leistungsstarke Computer im Miniformat – mitunter so klein, dass sie fast unsichtbar im Gehörgang verschwinden. Sie sind in der Lage, störende Geräusche zu dämpfen, und ermöglichen so Gespräche in einer lauten Umgebung „nahezu in CD-Qualität“, wie Hörgeräte-Hersteller selbstbewusst schwärmen.

Früher standen nur analoge Hörgeräte zur Verfügung. Diese verstärken alle Töne und Geräusche – auch die störenden. Digital programmierbare Hörgeräte gibt es seit 1988. Ihr Verstärker ist analog, aber sie werden vom Hörgeräteakustiker digital so programmiert, dass sie genau die Frequenzen verstärken, die schlecht gehört werden. Volldigitale Geräte – wie sie z.B. US-Präsident Bill Clinton trägt – stehen seit 1996 zur Verfügung. Sie passen sich selbstständig der Hörsituation an und filtern Störgeräusche heraus.

Und so sehen Hörgeräte heute aus:

• Hinter-dem-Ohr-Geräte (HdO) haben eine gebogene Form und werden hinter dem Ohr getragen. Ein kleiner Schlauch leitet die Töne in den Gehörgang. Sie sind für leichte bis schwere Hörverluste geeignet. Es gibt sie heute in verschiedenen Farben. Sie können auch mit einer Fernbedienung den unterschiedlichen Situationen angepasst werden.

• Im-Ohr-Geräte (IO) werden in der Ohrmuschel getragen und sind von außen weniger sichtbar. Sie sind für leichte bis starke Hörverluste geeignet. Sie können meist sowohl am Gerät als auch mit einer Fernbedienung geregelt werden.

 Gehörgangsgeräte (CIC, „Completely In the Canal“) sind so klein, dass sie in den Gehörgang passen und fast unsichtbar sind. Sie erleichtern das Richtungshören.

Erste Anzeichen einer Schwerhörigkeit:

• Bei Partys oder im Freundeskreis haben Sie Verständnisprobleme, Sie müssen öfter nachfragen.

• Sie haben den Eindruck, dass viele Leute undeutlich sprechen.

• Sie überhören die Türklingel oder den Wecker.

• Bei einem Spaziergang hören Sie keine Vögel.

• Sie stellen den Fernseher lauter als früher.

Was ist zu tun?

Gehen Sie zu einem HNO-Arzt oder zu einem Hörgeräteakustiker. Durch einen Hörtest wird dort der Grad des Hörverlustes gemessen. Dieser Test ist für Sie kostenlos. Gegebenenfalls verordnet der HNO-Arzt Hörgeräte. Der Hörgeräteakustiker informiert Sie darüber, welche Hörhilfen in Ihrem Fall in Frage kommen, sowie über Preise. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen Festbeträge für Hörgeräte. Volldigitale Geräte z.B. sind teurer, dafür müssen Sie die Differenz bezahlen. Vor der Entscheidung sprechen Sie am besten mit Ihrer Krankenkasse. Der Hörgeräte­akustiker hilft Ihnen ebenfalls, den Umgang mit den Geräten zu erlernen, und gibt Tipps zur Wartung und Pflege. 

Der frühe Arztbesuch lohnt sich: Ein schlecht hörendes Ohr ohne Hörgerät verliert zusätzlich an Hörvermögen. Umgekehrt heißt das: Je früher der Hörverlust ausgeglichen wird, desto leichter fällt es, sich an die Hörgeräte zu gewöhnen und wieder 100-prozentig zu hören.

Ein Archivbeitrag* aus ORTHOpress 4 | 2000

*Archivbeiträge spiegeln den Stand zur Zeit der Erstveröffentlichung wieder. Die aktuelle Einschätzung des Sachverhalts kann durch Erfahrungszuwachs, allgemeinen Fortschritt und zwischenzeitlich gewonnene Erkenntnisse abweichen.

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