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Bei Verformungen oder Fehlstellungen der Füße ist nicht nur das Gangbild gestört, sondern es kann zu negativen Folgen für den ganzen Bewegungsapparat kommen. In vielen Fällen helfen konservative Behandlungen. Starke und manifeste Veränderungen müssen jedoch meist operativ korrigiert werden.
Eine ideale physiologische Fußform hat in unserer zivilisierten Welt kaum noch jemand. Barfußlaufen ist nur noch ein Urlaubsphänomen und unpassendes Schuhwerk wird nicht selten stattdessen getragen. So entwickeln sich Deformitäten, die bei geringer Ausprägung oft nicht auffallen. Sie können sich im Laufe der Zeit aber verstärken und dann funktionelle, ästhetische und dermatologische Einschränkungen mit sich bringen. Neben den erworbenen Deformitäten gibt es auch angeborene Formen.
Bei der ärztlichen Untersuchung sind die Veränderungen in der Regel direkt sichtbar. Die Art, wie Schuhe abgelaufen sind, kann schon ein Hinweis darauf sein. Weitere Untersuchungsmethoden sind die Pedografie, Röntgenaufnahmen oder manchmal zur Weichteilbeurteilung MRT-Bildgebung. Bei Fußfehlstellung wird häufig konservativ, mit Einlagen, Schuhzurichtungen oder Physiotherapie, behandelt. Operative Maßnahmen kommen hier nur in schweren Fällen infrage. Deformitäten des Vorfußes wie der Hallux valgus hingegen stellen im fortgeschritteneren Stadium eher eine Operations-Indikation dar.
Die operative Therapie bei Fußdeformitäten unterscheidet sich insofern, als entweder an den Weichteilen oder an den Knochen eine Veränderung vorgenommen wird. So kann bei verkürzten Sehnen, die die knöchernen Anteile des Fußes in eine unphysiologische Stellung ziehen, eine operative Verlängerung der Sehne hilfreich sein. Im umgekehrten Fall ist auch eine Sehnenverkürzung möglich. Voraussetzung für eine Sehnenplastik ist allerdings eine flexible Fußdeformität. Besonders bei den Deformitäten der Zehen besteht die chirurgische Korrektur in der Regel aus einer Osteotomie, einer Knochenumstellung. Dabei durchtrennt man einen bestimmten Knochen, um ihn dann in einer anderen Position wieder zu befestigen. Hierfür gibt es verschiedene Methoden, die sich unter anderem darin unterscheiden, in welcher Form der Knochen durchtrennt wird. So wird beispielsweise bei der Hallux-valgus-Operation nach Mayer und Scarf der Mittelfußknochen z-förmig durchtrennt und bei dem Verfahren nach Austin und Chevron v-förmig. Eine operative Versteifung von Gelenkanteilen bei Fußdeformitäten ist heute nur noch in seltenen Fällen notwendig und in der Regel bestimmten Problemstellungen vorbehalten.
Fußdeformitäten und ihre operative Therapie
Hohlfuß: inneres Längsgewölbe hochgestellt, Sehnen und Faszien unter verstärkter Spannung; erblich bedingt oder durch andere Erkrankungen; operative Therapie: Osteotomie (Knochenumstellung) oder Arthrodese (Versteifung)
Sichelfuß
Innenwölbung von Zehen und Mittelfuß, häufig erblich, bei oft in Bauchlage schlafenden Säuglingen auch erworben; operative Therapie: selten notwendig, Sehnenlösung, ggf. Osteotomie im Mittelfußbereich
Spitzfuß
Ferse kann nicht aufgesetzt werden, durch knöcherne Fehlbildung angeboren oder durch neurologische Erkrankungen erworben; operative Therapie: Sehnenverlängerung, Arthrodese
Klumpfuß
durch muskuläres Ungleichgewicht liegt Fußsohle weit innen, Mischung aus Hohl-, Sichel- und Spitzfuß, meist angeboren, selten durch Nervenschädigungen erworben; operative Therapie: Behandlung der verkürzten Achillessehne bzw. verkümmerten Muskulatur nach Richtung im Kleinkindalter, Knochenumstellungen
Knickfuß
X-Stellung der Ferse, Fuß knickt im Sprunggelenk ein, Bandschwäche liegt zugrunde, oft in Kombination mit Senkfuß; operative Therapie: selten notwendig, Osteotomie des Fersenbeins, Arthrodese
Senkfuß
Fußgewölbe abgeflacht, liegt fast vollständig auf, oft in Kombination mit Knickfuß; operative Therapie: selten notwendig, Sehnenrekonstruktionen, Arthrodese
Plattfuß
Längsgewölbe liegt vollständig auf, Extremform des Senkfußes, angeboren oder erworben durch schwache Bänder und Muskeln; operative Therapie: selten notwendig, Richtung des Fersenbeins, Arthrodese
Spreizfuß
Abweichung der Mittelfußknochen nach außen, oft zusammen mit Hallux valgus; operative Therapie: im Rahmen des Korrektureingriffes beim Hallux valgus
Zehendeformitäten
Hallux valgus: Verschiebung der Großzehe nach außen bei hervortretendem Ballen, Ursachen: schwaches Bindegewebe, schlechtes Schuhwerk; operative Therapie: Umstellungsosteotomie, Arthrodese des Mittelfußknochens
Schneiderballen: Verschiebung der Kleinzehe nach innen, weite Abspreizung des Mittelfußstrahls; operative Therapie: Umstellungsosteotomie oder Knochenabtragung am Mittelfußköpfchen
Hammer- oder Krallenzehen: verstärkte Beugung im Zehenend- oder Zehenmittelgelenk, häufig zusammen mit Hallux valgus oder Senk- und Spreizfuß;
operative Therapie: Durchtrennung oder Verlagerung von Sehnen, Entfernung von Knochenanteilen, Versteifung
von Stefanie Zerres
aus ORTHOpress 3/15