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Mehr Sicherheit bei Wirbelsäuleneingriffen

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Hohe Präzision durch innovativen OP-Roboter

Am St. Christophorus Krankenhaus Werne können komplexe Wirbelsäulenoperationen jetzt schneller und vor allem sicherer und erfolgreicher durchgeführt werden. Als eines der ersten Zentren außerhalb der USA setzt die Abteilung für Wirbelsäulen- und periphere Nervenchirurgie unter Chefarzt Prof. Dr. med. Nicolai El Hindy den ExcelsiusGPS ®-Operationsroboter ein, der für die exakte Positionierung von Schrauben und Instrumenten sorgt.

Herr Prof. El Hindy, wann sind heute noch solch große Eingriffe an der Wirbelsäule nötig?

Prof. El Hindy: Unsere Wirbelsäule ist im Laufe des Lebens Abnutzungsprozessen unterworfen, die zur Höhenminderung der Wirbeletagen und damit zur Instabilität führen können. Sind die Schmerzen zu groß oder besteht gar das Risiko einer Einklemmung bzw. Verletzung von Nerven oder Rückenmark, so muss operativ die nötige Stabilität wiederhergestellt werden. Je nach Erfordernis werden dazu Pedikelschrauben, Stäbe, Platten und auch als Platzhalter Cages, also kleine „Käfige“ aus einer Titanstruktur eingesetzt. 

Der Trend geht ja immer mehr zu sogenannten minimalinvasiven Operationen. Inwiefern lässt sich ein solches Vorgehen bei diesen Eingriffen überhaupt realisieren?

Prof. El Hindy: Langstreckige Spondylodesen – also Versteifungen oder dynamische Stabilisierungen an der Wirbelsäule – gehen natürlich immer mit Gewebsverletzungen einher. Viele davon lassen sich jedoch vermeiden, wenn man das Operationsgebiet auf dem schnellsten bzw. kürzesten Weg aufsucht. Hier ist die Navigation durch das Robotersystem von Vorteil, denn es wird millimetergenau der Ort „angefahren“, an dem operiert werden muss.

Wie muss man sich das Operieren mit dem Roboter vorstellen? Bedient der Arzt nur noch einen Joystick? 

Prof. El Hindy: Nein. Frühere Operationsroboter haben mehr oder weniger selbsttätig bestimmte Funktionen ausgeführt und dabei oft mehr geschadet als genutzt, wie etwa der berüchtigte
„Robodoc“. Der von uns verwendete ExcelsiusGPS ®-Roboter dagegen ist im Prinzip ein überwachtes Planungs- und Navigationssystem, welches darauf achtet, dass der Chirurg eine bestimmte Ideallinie nicht verlässt. Dadurch entsteht nicht nur eine höhere Genauigkeit, sondern auch mehr Sicherheit. Gleichzeitig werden die idealen Zugangswege und Operationsschritte errechnet, sodass – abgesehen von der im Vorfeld nötigen Planung – der eigentliche Eingriff zeitsparend und deutlich blutärmer durchgeführt werden kann. Das dient übrigens nicht nur der Effizienz. Die Risiken für bestimmte Komplikationen wie venöse Thromboembolien und auch das Narkoserisiko wachsen mit steigender Operationsdauer an, völlig unabhängig davon, wie gut der Eingriff selbst verläuft. 

Wo genau erleichtert der Roboter dem Wirbelsäulenchirurgen die „Millimeterarbeit“?

Prof. El Hindy: Zum einen dort, wo relativ lange Zugangsstrecken zu überwinden sind, etwa bei Operationen von seitlich oder vorn durch den Bauchraum. Hier sorgt die vom Roboterarm geführte Führungshülse dafür, dass die Instrumente exakt dort hingelangen, wo operiert werden muss – etwa zwischen den Wirbeln L4/L5 und S1. Schon ein oder zwei Zentimeter, um die der Chirurg die Position später nicht nach oben oder unten korrigieren muss, machen einen großen Unterschied in der Tiefe aus. Biopsien von Wirbelsäulentumoren oder die zielgenaue Aufrichtung komplizierter Wirbelkörperfrakturen sind weitere Einsatzgebiete, die von der Zielgenauigkeit profitieren. Zum anderen gewinnen wir aber natürlich dort Sicherheit, wo der Platz besonders knapp ist, etwa bei Operationen an der Halswirbelsäule.

Um dem Roboter aber die Arbeit überhaupt erst zu ermöglichen, muss ja eine genaue Planung erfolgen.

Prof. El Hindy: Präoperativ wird bei jedem Patienten ein CT angefertigt. Dadurch erhalten wir einen 3-D-Datensatz, der in die Planungssoftware eingelesen werden kann. Dies ermöglicht uns dann die genaue Planung am Notebook. Diese dreidimensionale Darstellung hat dazu geführt, dass sich das Verständnis fundamental verändert hat. So war es früher bei der vom 2-D-Röntgenbild ausgehenden „händischen“ Operation üblich, die Schrauben von seitlich kommend nach mittig zu legen. Der Nachteil dabei ist jedoch, dass ein relativ großer Anteil der Muskulatur vom Knochen abgeschoben werden muss. Die Navigation mit dem Roboter erlaubt es, die Schrauben von der Mitte nach außen gehend zu setzen. Diese Vorgehensweise ist sehr viel schonender, da der Muskel nur leicht eingeschnitten werden muss. Insbesondere bei Revisionsoperationen spielt das System seine Vorteile aus. Bei Patienten mit fortschreitender Degeneration kommt es nicht selten zu einem Abkippen in der Achse. Der OP-Roboter erlaubt es hier, lateral – also von der Seite aus – zu operieren und so millimetergenau zum Beispiel einen Cage einzubringen, ohne eine große Weichteiltraumatisierung hervorzurufen. Hier sind wir die führende Abteilung außerhalb der USA geworden. Gleichzeitig können zum Beispiel neue Schrauben gesetzt werden, ohne dass die beim Ersteingriff gesetzten Schrauben entfernt werden müssen. Das funktioniert deshalb, weil vorher die Position errechnet wurde, die für die Schrauben den maximalen Halt verspricht. Auch bei der Versorgung osteoporotischer Wirbel ist die exakte Positionierung wichtig – so können wir mit dem Roboter die Schrauben von vornherein in die feste Kortikalis setzen, sodass keine zusätzliche Augmentation mit Knochenzement nötig wird und dennoch eine hohe Stabilität erreicht wird.

Wirkt sich dies auch auf die Dauer des Krankenhausaufenthaltes aus?

Prof. El Hindy: Nicht nur die Liegedauer auf der Intensivstation, auch die Gesamtliegedauer im Krankenhaus ist durch den Einsatz des Operationsroboters deutlich verringert. Bei Versteifungsoperationen über mehrere Etagen liegt die mittlere Verweildauer heute normalerweise bei elf Tagen. Mit dem Operationsroboter können wir die Traumatisierung so weit reduzieren, dass wir unsere Patienten durchschnittlich nach vier Tagen entlassen können. Nicht nur der Chirurg kann also präziser planen, es zahlt sich auch in doppelter Hinsicht für den Patienten aus.

Herr Prof. El Hindy, haben Sie herzlichen Dank für Ihre Ausführungen!

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Prof. Dr. med. Nikolai El Hindy, Chefarzt Wirbelsäulenzentrum Werne, 
zertifiziert Level II DWG, Facharzt für Neurochirurgie, Spezielle neurochirurgische Intensivmedizin

KLW St. Paulus GmbH
St. Christophorus Krankenhaus Werne

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