
Inhaltsverzeichnis
- Herr Dr. Spank, was bedeutet die Bezeichnung „EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung (EPZmax)“?
- Welche Zertifizierungen bringen Sie persönlich mit?
- Welchen Einfluss hat die Vorbereitung Ihrer Patienten auf die Operation auf das Endergebnis?
- Wie läuft der Einsatz eines künstlichen Knie- oder Hüftgelenks ab?
- Wie verläuft die Zeit nach dem Gelenkaustausch für den Patienten?
Schmerzen im Alltag bedeuten einen Verlust an Lebensqualität. Sind die Knie- oder Hüftgelenke von degenerativen Veränderungen betroffen, schränkt das unsere Mobilität merklich ein, was das Risiko für Folgeerkrankungen erhöht. Nach langem Leidensweg mit konservativer Behandlung hilft bei Arthrose und Co. oft nur noch der Austausch des geschädigten Gelenks. Gerade bei einem solch lebensverändernden Eingriff wünschen sich Betroffene eine sichere und vertrauenswürdige Behandlung. Das Auguste-Viktoria-Klinikum Berlin ist als Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung zertifiziert. Für dieses Zertifikat werden hohe Qualitätsstandards angesetzt. Dr. Heiko Spank ist Chefarzt am Auguste-Viktoria-Klinikum und Leiter des Departments für Bewegungschirurgie West und ist spezialisiert auf die Endoprothetikversorgung an Hüfte, Knie und Schulter.
Herr Dr. Spank, was bedeutet die Bezeichnung „EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung (EPZmax)“?
Dr. Spank: Ein Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung ist eine von der EndoCert-Initiative zertifizierte, spezialisierte Klinik. Das Zertifikat garantiert eine hohe Qualität und Sicherheit bei der Versorgung mit einem künstlichen Gelenk. Um das Zertifikat zu erlangen, wurde das Auguste-Viktoria-Klinikum in einem mehrtägigen Audit überprüft – und wird stetig revalidiert. Die Kriterien von EndoCert umfassen beispielsweise die fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit während der Behandlung, also zum Beispiel zwischen OP-Team und Nachsorge-Team, die Einbindung der Patienten und die Versorgungsqualität insgesamt. Die Zahl der durchgeführten Operationen und gute Werte bei den Behandlungsergebnissen sind ebenfalls entscheidend. Daran anknüpfend ist das Mitwirken beim Deutschen Endoprothesenregister (EPRD) Standard für ein EPZmax. Hier werden Erfahrungswerte mit verschiedenen Endoprothese-Arten und Operationsmethoden eingepflegt, um zukünftig noch bessere Behandlungen zu bieten.
Welche Zertifizierungen bringen Sie persönlich mit?
Dr. Spank: Ich selbst bin in diversen Fachgesellschaften aktiv, um mich dort mit anderen Orthopäden, Unfallchirurgen und Forschern auszutauschen. Von der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik (AE) bin ich als AE-Endoprothetiker MASTER für Knie und Hüfte ausgezeichnet worden. Für diese Auszeichnung muss man, unter anderem, innerhalb der vergangenen fünf Jahre mindestes 125 Implantationen von Kniegelenks-Totalendoprothesen und 25 Revisionen einer Kniegelenks-Totalendoprothese durchgeführt haben. Zudem bin ich im Verband leitender Orthopäden und Unfallchirurgen, der Deutschen Kniegesellschaft e. V. und der Deutschen Gesellschaft Orthopädie und Unfallchirurgie aktiv. Da das Auguste-Viktoria-Klinikum ein EPZmax ist, ist der Standard des gesamten Klinikpersonals sehr hoch.
Welchen Einfluss hat die Vorbereitung Ihrer Patienten auf die Operation auf das Endergebnis?
Dr. Spank: Die Prehabilitation, kurz Preha, umfasst die psychische und psychologische Vorbereitung auf den operativen Eingriff. Uns ist es wichtig, den Patienten in jeden Behandlungsschritt einzubeziehen, um gemeinsame Ziele abzustecken und gegebenenfalls die Erwartungshaltung anzupassen. Unsere Patienten sollen nicht das Gefühl von Krankheit erfahren, sondern Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und das neue Gelenk entwickeln können. Natürlich werden unsere Patienten in den vier bis sechs Wochen vor dem Eingriff auch körperlich vorbereitet, insbesondere mit Übungen zur Steigerung von Kraft und Beweglichkeit. Das Ziel der behandelnden Physiotherapeuten ist, den Allgemeinzustand des Patienten auf das bestmögliche Niveau anzuheben. Ein verschlissenes Gelenk ist ja die eine Sache, aber angewöhnte Schonhaltungen, Fehlstellungen oder Muskeldysbalancen gehören oft auch zu den Ursachen der Beschwerden des Patienten. Unter „Maximalversorgung“ verstehen wir nicht nur den Austausch des schmerzenden Gelenks, sondern auch das aktive Angehen der Grundproblematik. So können die Patienten nach dem Eingriff ihre weitere Genesung viel eigenverantwortlicher gestalten. Dabei hilft auch unsere MEIN.Vivantes-App. Über die Anwendung auf dem Smartphone können sich Patienten orts- und zeitunabhängig informieren.
Wie läuft der Einsatz eines künstlichen Knie- oder Hüftgelenks ab?
Dr. Spank: Für die ideale Einheilung der Prothese ist der Verlauf der Operation natürlich von entscheidender Bedeutung. Der Gelenkaustausch erfolgt bei uns grundsätzlich minimalinvasiv, das heißt, dass wir nur sehr kleine Hautschnitte setzen, um die Blutgefäße und das Gewebe, also Muskeln, Sehnen, Bänder und so weiter, so wenig wie möglich zu verletzen. Das verringert nicht nur die allgemeine Belastung für den Patienten, sondern bedeutet auch, dass keine Eigenblutspende im Vorfeld notwendig ist. Um den Kreislauf der Patienten zu schonen, nutzen wir, wenn möglich, eine Anästhesie über das Rückenmark oder gut verträgliche Narkosemittel. Ersetzen wir ein Hüftgelenk, denken wir schon an die möglicherweise eines Tages fällige Revisionsoperation: Je mehr Knochengewebe erhalten bleibt, desto mehr Optionen bleiben für den Austausch. Dazu verwenden wir gerne Endoprothesen mit kurzem Schaft, für die weniger Knochenmaterial entfernt werden muss als bei einer Prothese mit langem Schaft. Nur wenn das nicht möglich ist, beispielsweise weil die Knochenqualität beim Patienten es nicht zulässt, zementieren wir den Gelenkersatz ein. Doch auch hier sind sehr gute Ergebnisse zu erwarten.
Wie verläuft die Zeit nach dem Gelenkaustausch für den Patienten?
Dr. Spank: Bei uns profitieren Patienten nach dem operativen Eingriff von unserem „Enhanced Recovery-Konzept“: Wir mobilisieren unsere Patienten so früh wie möglich, oft sogar schon am Tag der Operation. Da wir minimalinvasiv operieren, bleibt die Muskulatur weitestgehend erhalten und stabilisiert das neue Gelenk von Anfang an. Unsere Physiotherapeuten unterstützen und begleiten den Patienten bei diesem Prozess. Dank der frühen Mobilisation sind die Patienten schneller wieder zu Hause, haben weniger Infektionsgefahr, es gibt keinen Muskelschwund durch langes Liegen und die Gesamtzeit des „Ausfalls“ für den Austausch reduziert sich deutlich. Die Reha-Phase umfasst etwa fünf Wochen, alle zuständigen Abteilungen befinden sich direkt auf dem Campus des Klinikums. Nach gut drei Monaten sind unsere Patienten durchschnittlich wieder im Alltag angekommen.
Herr Dr. Spank, vielen Dank für das interessante Gespräch!
Chefarzt der Klinik für Spezielle Orthopädische Chirurgie und
Unfallchirurgie, Leiter des Departments für Bewegungschirurgie West, Leiter Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung
Dr. med. Heiko Spank, MBA
Chefarzt der Klinik für Spezielle Orthopädische
Chirurgie und Unfallchirurgie, Leiter des
Departments für Bewegungschirurgie West
Leiter Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung
Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum, Lehrkrankenhaus
der Charité-Universitätsmedizin Berlin
Rubensstraße 125 · 12157 Berlin
Tel.: 030 / 130 20 - 23 91
Fax: 030 / 130 20 - 39 32
www.vivantes.de
