Die Herausforderungen, welche die Behandlung schwerer Kniearthrose mit sich bringen, sind groß. Dr. Klaus Eisenbeis von der Asklepios Klinik Seligenstadt ist zertifizierter Kniechirurg der Deutschen Kniegesellschaft und verfügt über jahrelange Erfahrung in der Behandlung der fortgeschrittenen Kniearthrose. Er erklärt, wie individuell angepasste Prothesen helfen können, die Nachteile herkömmlicher Lösungen zu vermeiden.
Dr. Eisenbeis: Ja, durchaus, wobei die Bezeichnung „Standard“ zwar etwas über die Häufigkeit aussagt, mit der ein Eingriff durchgeführt wird, aber nicht unbedingt etwas über das Ergebnis. Während bei künstlichen Hüftgelenken meist unabhängig vom eingesetzten Implantat oder der gewählten Operationsmethode eine gleichmäßig gute Patientenzufriedenheit erreicht wird, sieht das beim Kniegelenksersatz anders aus: Bis zu 30 Prozent der Patienten sind nach einer Knieprothese mit dem Ergebnis nicht vollständig zufrieden. Schmerzen, Einschränkungen in der Beweglichkeit und das Gefühl, dass etwas „nicht ganz richtig sitzt“, sind dabei häufig genannte Beschwerden.
Dr. Eisenbeis: Im Gegensatz zum relativ einfachen Kugelgelenk der Hüfte, das von einer stabilen Gelenkpfanne sowie Bändern und Muskeln gut geführt wird, ist das Kniegelenk – ähnlich wie die Schulter – in seiner Bewegungsdynamik weitaus komplexer und schwieriger nachzuahmen. Frühe Knieprothesen scheiterten, weil sie nur eine einfache Scharnierbewegung erlaubten. Dank moderner Computertechnologie können heute Gelenkgeometrie und Bewegungen am Bildschirm präzise simuliert werden, was eine genauere Annäherung an die natürliche Anatomie ermöglicht und bessere Ergebnisse liefert.
Dr. Eisenbeis: Das Entscheidende ist die exakte Anpassung. Bei herkömmlichen Implantaten muss der Knochen des Patienten häufig an die Prothese angepasst werden, was zu einem unnötigen Verlust von Knochensubstanz führen kann. Eine maßgeschneiderte Prothese dagegen wird genau auf die vorhandene Anatomie abgestimmt. Das kann dazu beitragen, die natürliche Bewegung besser zu imitieren und das Risiko von Fremdkörpergefühl und Schmerzen zu verringern.
Dr. Eisenbeis: Tatsächlich ist es oft so, dass die Spannung der Seitenbänder bei Standardprothesen nicht immer optimal eingestellt werden kann, weil das Implantat nicht perfekt zur individuellen Anatomie passt. Das kann zu Instabilitäten führen. Bei maßgefertigten Prothesen ist das kein Thema, da die Prothese die natürliche Anatomie ja perfekt nachbildet, was eine korrekte Spannung der Bänder und damit mehr Stabilität ermöglicht.
Dr. Eisenbeis: Zuerst wird eine Computertomografie des Knies gemacht, um ein genaues 3D-Modell zu erstellen. Darauf basierend wird dann die Prothese passgenau gefertigt. Auch die Instrumente für die Operation, wie spezielle Schnittblöcke, werden individuell angefertigt. Das erhöht die Präzision beim Einsetzen der Prothese, verkürzt die Operationszeit und reduziert den Blutverlust. Da alles auf den Patienten abgestimmt ist, kann die Implantation auch minimalinvasiv durchgeführt werden, was den Heilungsprozess zusätzlich beschleunigen kann.
Dr. Eisenbeis: Eine maßgeschneiderte Knieprothese bietet quasi eine natürliche Passform und steigert so die Lebensqualität. Unsere Erfahrung und auch die unserer Kollegen deutet darauf hin, dass das häufig nach knieprothetischen Operationen auftretende Fremdkörpergefühl viel seltener ein Thema ist als bei Standardimplantaten. Im Idealfall haben die Patienten weniger Schmerzen und können sich schneller erholen.
Dr. Eisenbeis: Oft sind es wirtschaftliche Überlegungen, die den Einsatz erschweren. Viele Kliniken sind vertraglich an bestimmte Hersteller gebunden und setzen auf Standardimplantate, um in einem bestimmten Kostenrahmen zu bleiben. Zudem erstatten gesetzliche Krankenkassen die Kosten für Individualprothesen in der Regel nicht, die meisten privaten Krankenkassen allerdings durchaus.
Asklepios Klinik Seligenstadt
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