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Knorpelverletzungen des Kniegelenks

Knorpelverletzungen des Kniegelenks

Schnelles Handeln ist wichtig

Zu den häufigsten Ursachen von Knieschmerzen gehören Knorpelverletzungen. Diese können mikroskopisch klein oder auch mehrere Quadratzentimeter groß sein. Das Fatale daran: Werden sie nicht behandelt, so entsteht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Arthrose, die schnell das gesamte Gelenk erfasst. Denn der Knorpelschaden bleibt nicht so klein, wie er zunächst ist.

Meist kommt es zu einer Knorpelverletzung durch einen Anprall oder einen Sturz – dies kann beim Mannschaftssport geschehen, aber rein theoretisch reicht auch ein harter Stoß gegen eine Tischkante aus. Oft sind Knorpelschäden auch Sekundärfolgen einer früheren Verletzung, z. B. eines gerissenen Meniskus oder auch einer Bandinstabilität, die zu einer Scherbewegung im Gelenk führt. Häufig werden die Schmerzen zunächst als Folge einer Prellung oder Verstauchung gedeutet, weshalb eine Diagnose meist erst dann erfolgt, wenn die Schmerzen nicht verschwinden oder sogar stärker werden.

Klinische Symptome zuverlässiger als Röntgen

Ein erfahrener Arzt kann dabei einen Knorpelschaden je nach Ausprägung der Schmerzen oft bereits durch die klinische Untersuchung diagnostizieren. Ein Röntgenbild zeigt dagegen nur dann einen Knorpelschaden, wenn schon eine Verschmälerung des Gelenkspalts eingetreten ist oder auch knöcherne Anbauten (Osteophyten) bestehen, was bereits auf eine manifeste Arthrose hindeutet. Das bildgebende Verfahren der Wahl ist daher die Magnetresonanztomografie (kurz MRT oder auch Kernspin genannt). Moderne Geräte mit ihren hohen Magnetfeldstärken sind geeignet, um im Rahmen spezieller Knorpelsequenzen auch kleinste Schäden an der Knorpeloberfläche sichtbar zu machen.

Arthroskopie allein reicht nicht

Aber wie können Knorpelschäden im Knie behandelt werden? In früheren Jahrzehnten gab es auch für Patienten mit kleinen Knorpelabsprengungen wenige ernstzunehmende Therapien. Die bis in die jüngste Zeit angewandten arthroskopischen Spülungen und Glättungen der Ränder des Defekts zeigen kaum eine messbare Verbesserung im Hinblick auf das Arthroserisiko. Erfolgreicher sind Methoden, die auf eine Neubildung des Knorpels oder zumindest eines Ersatzgewebes abzielen. All diese  Methoden kommen jedoch hauptsächlich bei umschriebenen Knorpelschäden zur Anwendung – für einen flächig ausgebreiteten Knorpel defekt kommen sie regelmäßig nicht infrage.

Microfracturing regt Gewebeneubildung an

Die einfachste und geläufigste Form des Reparaturversuchs durch Anregung einer Gewebeneubildung ist das Microfracturing. Dabei werden im Bereich der Schädigung kleine Kanäle mit sogenannten Chondropicks in den Knochen geschlagen, durch welche mit dem austretenden Blut Stammzellen an die Oberfläche wandern und dort für die  Ausbildung eines Ersatzgewebes sorgen. Die Methode hat sich besonders bei kleinen und mittleren Defekten bewährt und wird heute oft in Kombination mit einem dreidimensionalen Vlies angewendet, welches den aus dem Knochenmark einsprießenden Zellen eine Matrix zur Bildung einer möglichst schnellen und homogenen Flächendeckung bieten soll. Gegenüber den klassischen Knorpelanzuchttechniken bietet ein solches „One-Step“-Verfahren insbesondere den Vorteil, dass nur ein einmaliger Eingriff sowie einmaliger Krankenhausaufenthalt notwendig ist.

Abrasionsarthroplastik – lange Entlastung ist unabdingbar für den Erfolg

Bei der Abrasionsarthroplastik wird die Gelenkoberfläche in einem arthroskopischen Eingriff weiträumig bis in die blutführenden Schichten hinein angefräst. Auch hier beginnt der Körper, diese vom Arzt bewusst gesetzte Wunde zu heilen, und bildet an der behandelten Stelle ein knorpeliges Narbengewebe aus. Nachteil der nur in spezialisierten Zentren in Deutschland angebotenen Methode ist allerdings, dass die Patienten das betroffene Gelenk lange entlasten müssen, damit der Aufbau des Ersatzknorpels nicht durch zu frühe Belastung gestört wird.

Mosaikplastik – bewährt oder doch nicht?

Eine Behandlungsmethode, in welche in den 1990er-Jahren große Hoffnungen gesetzt wurden, ist die auch heute noch angewandte Mosaikplastik, bei der an einer weniger belasteten Stelle des Gelenks mit einer Stanze kleine Knorpel-Knochenzylinder entnommen werden, die dann in den Defekt eingesetzt werden. Innerhalb weniger Monate wächst das so entstandene Knopfmosaik zusammen und bildet wieder eine geschlossene Knorpeloberfläche. Retrospektive Betrachtungen haben jetzt jedoch gezeigt, dass die Reparatur des Knorpelschadens in vielen Fällen teuer erkauft wird, denn die an der Entnahmestelle gesetzten Verletzungen sind doch nicht so unproblematisch, wie man zunächst dachte. Meist beschränkt man sich daher heute auf die Entnahme von nur zwei Knorpel-Knochenzylindern, was natürlich den Einsatzbereich der Methode auf kleinere Schäden beschränkt.

Knorpelzelltransplantation

Ein Verfahren, welches ohne eine zusätzliche „Verletzung“ auskommt, ist die Knorpelzelltransplantation. Dabei werden dem Patienten wenige Knorpelzellen im Rahmen eines arthroskopischen Eingriffs entnommen und im Labor in einer speziellen Nährlösung angezüchtet. Nach etwa sechs bis acht Wochen kann dann der neue Knorpel in den Defekt eingesetzt werden. Es gibt sowohl Transplantate, die in Form kleiner Kügelchen eingebracht werden, als auch solche, die als eine Art Vlies passgenau auf den Defekt zugeschnitten und eingesetzt werden können. Die neuesten Verfahren dieser Art kommen ganz ohne Knorpelzüchtung außerhalb des Körpers aus: Hier befindet sich auf dem Vlies eine Substanz, welche die Knorpelbildung lokal anregt. Selbst größere Schäden können so mittlerweile gut therapiert werden.

Limitierender Faktor ist das Alter des Patienten

So gut die neuen Hightech-Verfahren auch funktionieren – sie sind in der Regel nur für Patienten bis etwa zum 60. Lebensjahr geeignet, da die  Regenerationsfähigkeit des Gewebes mit steigendem Lebensalter abnimmt. Ältere Patienten werden eher eine adäquate Schmerztherapie erhalten, welche gleichzeitig auch die Beweglichkeit verbessert; etwa durch die Injektion moderner Hyaluronsäurepräparate. Bei größeren Defekten kann bei anhaltenden Schmerzen auch durch einen Teilgelenkersatz (Schlittenprothese) Beschwerdefreiheit bei hervorragender Funktion und Sportfähigkeit erreicht werden.

von Arne Wondracek

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