Immer mehr Menschen leiden an arthrotischen Veränderungen, häufig an Kniearthrose. Das liegt jedoch nicht allein an der immer weiter steigenden Lebenserwartung: Moderne Sportarten und Freizeitvergnügungen fordern unsere Gelenke oft bis an ihre Leistungsgrenze und darüber hinaus. Aber auch Übergewicht und mangelnde Bewegung führen einerseits zu unphysiologisch hoher Belastung, andererseits zu einer schlechten Ernährungssituation des Knorpels. Nicht wenige Menschen leiden daher bereits weit vor dem Erreichen des Rentenalters an schweren Verschleißerscheinungen der natürlichen „Stoßdämpfer“.
Aber was tun, wenn es erst einmal so weit gekommen ist? Für viele kommt der Einsatz eines künstlichen Kniegelenkes noch nicht in Frage, weil sie eine größere Operation scheuen oder weil die Lebensdauer einer prothetischen Versorgung bis ins hohe Alter nicht gewährleistet ist. Vieles spricht also dafür, das natürliche Kniegelenk so lange wie irgend möglich zu erhalten. Aber was ist mit den Schmerzen? Herkömmliche Medikamente wie nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) oder Kortisonpräparate können hier für eine gewisse Zeit Abhilfe schaffen, entwickeln jedoch zum Teil schwere Nebenwirkungen oder Unverträglichkeiten. Eine echte Regeneration des verschlissenen Gelenkknorpels ist nach wie vor trotz umfangreicher Forschungsarbeiten nicht in Sicht. Wie kann man also Patienten mit nachgewiesener Kniearthrose, bei denen die bisherigen Therapiemaßnahmen versagt haben, wieder zu mehr Lebensqualität verhelfen?
„Obwohl die Ursachenforschung und kausale Therapie der Arthrose weiterhin eine Herausforderung für die Medizin darstellt, stehen wir heute dieser Problematik nicht mehr völlig hilflos gegenüber“, weiß der Orthopäde Dr. Norbert Koenen aus Bad Waldsee. „Insbesondere mit dem Einsatz von Hyaluronsäurepräparaten hat man in der letzten Zeit gute Erfahrungen gemacht.“
Dabei handelt es sich um eine der natürlichen Synovialflüssigkeit angenäherte künstliche „Gelenkschmiere“, welche in das betroffene Gelenk intraartikulär injiziert wird. So wird die Gleitfähigkeit des angegriffenen Knorpels erhöht und in vielen Fällen wieder eine schmerzreduzierte, manchmal auch schmerzfreie Bewegung ermöglicht. Aber es ist nicht nur die Verringerung der schmerzhaften Reibung im Gelenk, welche durch die Gabe von Hyaluronsäurepräparaten, wie z.B. Suplasyn, erreicht werden kann. Dr. Koenen: „Da der menschliche Knorpel nicht direkt durchblutet ist, erfolgt seine Ernährung über Diffusion einzig durch die Gelenkflüssigkeit. Bei einer Arthrose ist ihre Zusammensetzung jedoch durch die vielfach anzutreffende Begleitentzündung der Gelenkinnenhaut (Synovialitis) krankhaft verändert. Sie kann daher ihre Aufgabe nicht mehr oder nur noch deutlich eingeschränkt wahrnehmen. Die Folge ist, dass der Knorpel nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden kann. Ohne eine entsprechende Behandlung schreitet die Arthrose deshalb unaufhaltsam und immer schneller fort – am Ende stehen die fast vollständige Bewegungseinschränkung und starke Schmerzen.“ Mit Hyaluronsäurepräparaten ist es nun möglich, diesen Kreislauf der immer größeren Knorpelschädigung durch mangelnde Ernährung zu durchbrechen. Es ist möglich, eine Schmerzreduktion und dadurch eine bessere Beweglichkeit des Gelenks und eine Verlangsamung des Krankheitsverlaufs zu erreichen. Da es bis heute keine ursächliche Behandlung der Arthrose gibt, ist es von großer Wichtigkeit, die Funktion des Kniegelenks bei maximaler Schmerzreduktion zu erhalten. „Lebensqualität heißt bei nachgewiesener Arthrose vor allem verbesserte Beweglichkeit, Schmerzreduktion oder noch besser Schmerzfreiheit“, betont Dr. Koenen.
Wie lange der Effekt einer solchen Injektion anhält, hängt dabei natürlich stark vom Zeitpunkt ab, zu dem mit einer Hyaluronsäure-Therapie begonnen wird. Sie kann jedoch, und das ist einer der großen Vorteile gegenüber anderen medikamentösen Therapien (z.B. Kortison), beliebig oft wiederholt werden. Nebenwirkungen sind in der Regel bei korrekter und streng intraartikulärer Injektion nach sorgfältiger Desinfektion des Gelenkes nicht zu befürchten, da durch die biotechnologische Gewinnung heute eine hohe Reinheit und große Verträglichkeit der Präparate gegeben ist. Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen eine Behandlung mit Suplasyn oder ähnlichen Produkten jedoch nicht – es handelt sich definitionsgemäß zwar um eine „sinnvolle“, nicht jedoch um eine „notwendige“ Therapie.
Ein Archivbeitrag* aus ORTHOpress 2 | 2001
*Archivbeiträge spiegeln den Stand zur Zeit der Erstveröffentlichung wieder. Die aktuelle Einschätzung des Sachverhalts kann durch Erfahrungszuwachs, allgemeinen Fortschritt und zwischenzeitlich gewonnene Erkenntnisse abweichen.