Erfahrung mit Hyaluronsäurepräparaten positiv:
Ärzte ziehen Bilanz nach rund zweijähriger Anwendung
Seit einigen Jahren machen Hyaluronsäurepräparate von sich reden. Die der menschlichen Gelenkflüssigkeit nachempfundenen Substanzen verbessern offenbar nicht nur die Schmierung im Gelenk, sondern beeinflussen auch Entzündungsparameter günstig. Über die in den letzten Jahren gemachten Erfahrungen mit der künstlichen Gelenkschmiere sprach Orthopress in Hennigsdorf mit dem Chirurgen und Anästhesiologen Dr. Peter Schneider und der Anästhesiologin Dipl.-Med. Claudia Eckert.
Herr Dr. Schneider, Frau Eckert, sie haben Hyaluronsäurepräparate bislang bei 150 Patienten angewendet. Bei welchen Patienten wurde es eingesetzt?
Wir haben das Hyaluronsäurepräparat bei 144 Patienten im Bereich des Kniegelenkes, bei vier Patienten im Bereich des Sprunggelenkes und bei zwei Patienten im Schulterbereich angewendet.
Welche Beschwerden wurden mit dem Präparat behandelt?
Bei über 90% der Patienten war die Diagnose Arthrose bzw. Chondromalazie (Knorpelerweichung). Die Gabe der Hyaluronsäure wurde jeweils als Alternative zu einer perspektivisch bevorstehenden endoprothetischen Versorgung angeboten. Die behandelten Patienten waren zwischen 40 und 85 Jahre alt.
Hatten die Patienten zusätzlich eine Behandlung erfahren, oder wurde die Therapie allein durchgeführt?
Wenn keine Gegenindikation vorlag, wurde allen Patienten primär eine arthroskopische Diagnostik und Gelenksanierung vorgeschlagen. Nach entsprechender Indikation wurde dann etwa drei bis fünf Wochen später die Hyaluronsäuretherapie durchgeführt. Nur bei älteren Patienten, bei denen aufgrund bestehender Vorerkrankungen eine arthroskopische Gelenktoilette nicht durchgeführt wurde, erfolgte die Injektionstherapie primär, d.h. ohne zusätzliche Behandlungsmaßnahmen.
Wie bewerten Sie den Behandlungsverlauf? Ist die Therapie mit Hyaluronsäurepräparaten eine sinnvolle Ergänzung?
In der Auswertung kann festgestellt werden, dass bei den Patienten teilweise eine deutliche Besserung des Befundes eingetreten ist. Dies war insbesondere abzulesen an einer Minderung des Nachtschmerzes, einer Verlängerung der Gehstrecke. In den meisten Fällen führte die Therapie auch zu einem Abschwellen der Gelenkkapsel. Generell erfolgten vier und zwölf Wochen nach Injektionsende eine Kontrolluntersuchung, wobei 126 Patienten von einem positiven schmerzlindernden Effekt sprachen.
Welche Komplikationen traten unter der Hyaluronsäuregabe auf?
In fünf Fällen musste die Behandlung nach der ersten bzw. zweiten Injektion auf Grund starker Ergussbildung bzw. einer deutlichen Schmerzreaktion abgebrochen werden. In drei dieser Fälle handelte es sich dabei um einen Zustand nach früherer Kreuzbandplastik mit deutlichen postoperativen arthrotischen Reaktionen.
Wie würden Sie Ihre Erfahrungen zusammenfassen?
Der Einsatz von Synvisc zur Behandlung der arthrotischen Gelenkbeschwerden wird von uns als positiv bewertet. Nach Möglichkeit sollten die Injektionen nach einer vorherigen arthroskopischen Behandlung erfolgen. Bei Patienten mit vorangegangener Kreuzbandplastik hat sich eine vermehrte Reaktionsrate nach Injektion gezeigt, so dass wir hier mit der Prognose zurückhaltender sind. Des Weiteren muss darauf geachtet werden, dass die Injektionen ausschließlich ins Gelenk erfolgen, damit Reaktionen der Gelenkkapsel vermieden werden.
Auf Grund der guten Erfahrungen im Umgang mit dem Präparat empfehlen wir unseren Patienten weiterhin die Behandlung bei bestehender Indikation als aufschiebende Maßnahme bei notwendigen endoprothetischen Eingriffen und zur Minderung von Arthroseschmerzen.
Herr Dr. Schneider, Frau Eckert, wir danken für das Gespräch.
ORTHOpress 4 | 2001
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