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Abgesehen von seltenen Erkrankungen gibt es auch ganz natürlicherweise Menschen, die größer als der sie umgebende Durchschnitt sind. Dies kann mitunter im Alltag Nachteile mit sich bringen.
Darauf, wie groß wir sind, haben wir kaum Einfluss. Das Wachstum hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hauptsächlich ist es aber genetisch bedingt. Dass die Menschen generell im Vergleich zu früher immer größer werden, wird auf eine gute, eiweißreiche Ernährung zurückgeführt. Niederländische Männer beispielsweise sind heute im Vergleich zu denen vor 150 Jahren im Schnitt 20 Zentimeter größer.
Aus Krankheitsgründen zu groß
Dennoch gibt es Ausnahmen, bei denen es aufgrund von Krankheiten zu einer besonders ausgeprägten Körpergröße kommt. Personen, die an einer Hypersomie, einer Form des Riesenwuchses, leiden, sind (meist auffällig) größer als Gleichaltrige. Die Erkrankung kann sich auf Organe, Gliedmaße und innere Organe beziehen. Sie kann auf einen Gendefekt zurückgehen, durch den zu viele Wachstumshormone produziert werden. Bei einer anderen Form des Riesenwuchses, der sogenannten Akromegalie, befindet sich meist ein Tumor an der Hirnanhangdrüse und produziert zu viele Wachstumshormone. Entsteht der Tumor während des Wachstums, kommt es zu einem proportionierten Riesenwuchs. Wenn der Tumor erst im Erwachsenenalter entsteht, kommt es zu einem unproportionierten Wachstum der Endglieder (Akren). Die Akromegalie ist auch die Ursache für das vermehrte Wachstum des derzeit laut Guinness-Buch der Rekorde größten Menschen. Sultan Kösen ist 2,51 Meter groß. Durch die körperlichen Veränderungen sind die Betroffenen oftmals in Alltag und Lebensqualität eingeschränkt. So kann es beispielsweise zu Gelenkbeschwerden und vorzeitiger Degeneration am Bewegungsapparat kommen. Außerdem tragen Menschen mit einer Akromegalie ein erhöhtes Risiko für Stoffwechsel-erkrankungen wie Diabetes.
Vieles ist im Alltag einfach zu klein
Bei den meisten großen Menschen liegt aber keine Erkrankung vor. Dennoch kann ihre Größe einige mehr oder weniger relevante Widrigkeiten mit sich bringen. Viele Gegenstände und Dinge des alltäglichen Lebens sind nicht auf die besonders großen Menschen ausgerichtet. So müssen sie etwa vorsichtig sein, damit sie sich nicht am Türrahmen stoßen oder die Beine in Autos, Bussen und Flugzeugen stark anwinkeln. Häufiges Bücken und Herunterschauen kann zu Fehlhaltungen und Rückenschmerzen führen. Auch das oftmals als wichtig beschriebene „passende Schuhwerk“ ist für große Menschen sehr schlecht zu bekommen und als Sonderanfertigung mitunter kostspielig. Besonders in der Kindheit und Jugend sehen sich die „Größten“ in einer Gruppe mitunter Hänseleien ausgesetzt. Manche Eltern berichten auch davon, dass ihren außergewöhnlich großen Kindern oftmals mehr abverlangt würde, da sie als älter eingeschätzt werden. All diese Besonderheiten (und mehr) kennen die Mitglieder des Klubs Langer Menschen (KLM). Dem in mehreren deutschen Städten vertretene Verein gehören Frauen ab einer Größe von 1,80 Meter und Männer, die mehr als 1,90 Meter groß sind, an.
Einfluss von Körpergröße auf bestimmte Erkrankungen vermutet
Laut einer Studie ist das Thrombose-Risiko umso höher, desto größer eine Person ist. Es wird vermutet, dass auf längere Beinvenen auch mehr Schwerkraft wirken kann und generell mehr Fläche sowie Venenklappen vorhanden sind, an denen es zu Schäden kommen kann. Außerdem scheinen größere Menschen ein erhöhtes Risiko zu haben, an Krebs zu erkranken. Hingegen wird davon ausgegangen, dass sie weniger häufig von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes betroffen sind. Vermutungen, warum dies so ist, beziehen sich unter anderem darauf, dass eine hohe Konzentration an Wachstumsfaktoren auch Tumorzellen begünstigt. Diese Wachstumsfaktoren sorgen aber auch für eine höhere Insulinempfindlichkeit, sodass eine Resistenz, also ein Diabetes, unwahrscheinlicher wird. Außerdem seien größere Menschen seltener übergewichtig und hätten einen geringeren Fettgehalt in der Leber, was gesundheitlich positiv ist.
von Stefanie Zerres
aus ORTHOpress 3/19
Fragen und Antworten
Was ist ein Riesenwuchs?
Bei einem Riesenwuchs sind einzelne Körperpartien oder der gesamte Körper stark vergrößert. Als Ursache kommen verschiedene Hormonstörungen oder genetische Defekte (z.B. Marfan-Syndrom) infrage.
Wie entsteht Akromegalie?
Die häufigste Ursache für Akromegalie ist ein Tumor in der Hirnanhangdrüse. Dieser ist zumeist gutartig. Durch den Tumor werden zu viele Wachstumshormone produziert.
Was ist Hochwuchs?
Von Hochwuchs spricht man, wenn die Größe einer Person oberhalb der 97. Perzentile liegt. Das bedeutet, dass weniger als drei Prozent der Menschen größer sind als diese Person.
Haben große Menschen eine geringere Lebenserwartung?
Die Angaben hierzu sind widersprüchlich. Eine amerikanische Studie, welche über 40 Jahre lang 8.000 männliche Hawaiianer japanischen Ursprungs untersuchte, ergab, dass pro cm Körpergröße die Lebenserwartung um 0,6 Prozent abnahm. Historisch gesehen scheint jedoch eine geringere Körpergröße eher einen früheren Tod zu begünstigen, was auf die mit geringerem Wuchs assoziierte schlechtere Ernährung zurückgeführt wird.