Was ist das eigentlich?
Rückenprobleme sind in Deutschland Krankschreibungsgrund Nr. 1. Neben Bandscheibenproblemen und Muskelschwäche gibt es aber noch andere Beeinträchtigungen, welche Knochen, Muskeln und Sehnen in einen schmerzhaften Zustand versetzen können.
Besonders in den 60er-Jahren sah man sie oft bei Kindern: einseitig durch einen Plateauabsatz oder eine Einlage erhöhte Schuhe, um Beinlängenunterschiede auszugleichen. Dabei waren, wie man heute weiß, nicht immer tatsächliche Differenzen in der Länge die Ursache der scheinbaren Unterschiede.
Der Heilpraktiker Oliver Wolke behandelt in seiner Praxis oftmals den eigentlichen Grund der Beinlängendifferenzen: die Hüftbeinverschiebung. „Natürliche Unterschiede zwischen beiden Beinen bewegen sich üblicherweise im Millimeterbereich“, sagt Wolke. Meistens ist daher bei einem „kürzeren Bein“ in Wirklichkeit der Beckenknochen fast unmerklich verdreht. Durch diese Torsion kommt es zu einer Beeinträchtigung der gesamten Statik des Menschen und zu Kompensationshaltungen der oberen Wirbelsäule und des Kopfes. Selbst auftretende starke Kopf- oder Zahnschmerzen und sogar Organfunktionsstörungen können so mit der Beckenverwringung in Verbindung stehen, obwohl sie scheinbar nichts damit zu tun haben. Die früher verordneten Einlagen und Absätze taten oft das Gegenteil dessen, was sie eigentlich sollten: Sie „zementierten“ förmlich die Fehlhaltung und führten bei vielen mindestens zu Rücken-, Nacken- und Kopfschmerzen – und oft auch noch zu Schlimmerem.
Die Diagnose der Beckenverschiebung ist möglich durch osteopathische Untersuchungsmethoden, Vermessung und Anwendung der Beckenwaage.
Bei einer Behandlung steht das Bemühen im Vordergrund, gegen die Beckenverschiebung zu arbeiten. Aber wie soll man eine möglicherweise in Jahrzehnten antrainierte Fehlhaltung des Beckens behandeln? – Zunächst müssen die verspannten Muskelpartien und auch das Bindegewebe so entspannt werden, dass der Therapeut überhaupt die Möglichkeit hat, mit einer Behandlung zu beginnen. Dabei kommen die Injektion homöopathischer Mittel und eine Hochfrequenzbehandlung zur Anwendung. Darauf folgt eine umfangreiche manuelle Behandlung. Mit den Techniken der Osteopathie und der Chiropraktik wird das Becken wieder in die richtige Position gebracht.
Besonders wichtig für den Patienten: Auch bei einer erfolgreichen Behandlung müssen die neu erlernten Bewegungs- und Haltungsmuster so eingeübt werden, dass die Gefahr eines „Rückfalls“ in die falsche Körperhaltung minimiert wird. Daher ist die aktive Mitwirkung des Patienten erforderlich. Mit besonders geeigneten Sport- und Aufbaumaßnahmen wie z.B. dem „Aquajogging“ ist es möglich, die richtige Haltung beizubehalten und noch zu verbessern. Die Vorteile einer solchen Behandlung sind nach kurzer Zeit spürbar. Neben besserem, erholsamem Schlaf ist das Ziel eine weit gehende Schmerzfreiheit und zunehmende Beweglichkeit. So können nach den Behandlungen auch weniger Gelenkprobleme im Bereich der Hüften und Knie auftreten. Da die Bewegung insgesamt leichter fällt, wird sie auch öfter ausgeführt. Dies dient insbesondere auch der Ernährung der Gelenkknorpel und hilft so aktiv mit, Arthrosen zu vermeiden.
Für sehr wirksam wird auch die Kombination verschiedener klassischer Naturheilverfahren wie Akupunktur, Ozon-Sauerstoff-, Bioresonanz- und Cranio-Sacral-Therapie gehalten.
von Michael Reuß
ORTHOpress 4 | 2000