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Amerikanische Chiropraktik

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Woman having chiropractic back adjustment. Osteopathy, Alternative medicine, pain relief concept. Physiotherapy, sport injury rehabilitation

Die Chiropraktik wird bei uns häufig immer noch mit „Knochenbrechern“ oder Wunderheilern assoziiert. Doch beides hat mit der modernen amerikanischen Chiropraktik nichts zu tun, sofern der Therapeut richtig ausgebildet ist. In den USA ist die Chiropraktik bereits seit 1895 ein eigenständiger Beruf. Dort wurde sie durch Daniel David Palmer in Davenport, Iowa, definiert. Das „Palmer College of Chiropractic“ (PCC) ist bis heute eine der bekanntesten Ausbildungsstätten für Chiropraktik.

Chiropraktik bedeutet „mit der Hand behandeln“. Das Verfahren basiert auf dem manuellen Lösen von Blockaden und anderen mechanischen Störungen der Gelenke, Sehnen, Muskeln und Bänder. Die Chiropraktik behandelt zudem auch die Auswirkungen solcher Störungen auf die Nervenbahnen. In den USA ist der Chiropractor (Chiropraktor) seit langem ein anerkannter akademischer Beruf. Chiropractors (Chiropraktoren) dort haben ein mehrjähriges Studium an einer Hochschule absolviert. 

Amerikanische Chiropraktik in Deutschland

In den letzten Jahren hat sich die Chiropraktik auch in Deutschland immer mehr etabliert. Hierzulande können Ärzte und Heilpraktiker eine Zusatzausbildung zum Chiropraktiker machen. Die Bezeichnung ist jedoch nicht klar definiert. So bieten verschiedene Schulen und Akademien unterschiedlich lange Seminare an. Mittlerweile ist es jedoch auch bei uns möglich, einen Bachelor- oder Master-Studiengang im Bereich Chiropraktik zu absolvieren. Ein solches Studium dauert vier bzw. fünf Jahre. Examinierte Ärzte haben zudem die Möglichkeit, sich durch eine Weiterbildung zum Chirotherapeuten ausbilden zu lassen. Aufgrund dieses relativ breiten Spektrums ist es ratsam, sich im Vorfeld der Behandlung genau über die entsprechende Ausbildung des Chiropraktikers/Chiropraktors zu informieren. 

Bei welchen Beschwerden hilft Chiropraktik?

Die Chiropraktik wird nicht nur bei offensichtlichen Einschränkungen des Bewegungsapparates (z. B. Nacken-, Rücken- oder Schulterschmerzen), sondern auch bei einer Vielzahl anderer Beschwerden angewandt. Dazu zählen unter anderem:

• Tinnitus

• Kopfschmerzen und Migräne

• Magen-Darmbeschwerden

•Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern

Wie funktioniert Chiropraktik?

Die Chiropraktik behandelt ohne Medikamente und Operationen. Somit zählt sie – ebenso wie z. B. die Osteopathie – zu den manuellen Behandlungsmethoden. Der Chiropraktiker oder Chiropraktor versucht, durch bestimmte Justierungen (gezielte Griffe) mit der Hand, Blockaden und Verrenkungen (Subluxationen) an den Gelenken oder Wirbelkörpern zu lösen und somit in Mitleidenschaft gezogene Nervenbahnen zu entlasten. Der Schwerpunkt der Chiropraktik liegt auf der Wirbelsäule, obgleich auch andere Gelenke behandelt werden. Die Therapie wird oft durch spezielle Tische (Drop Tables) und Instrumente unterstützt. So setzen die Therapeuten unter anderem auch spezielle Impulse ein. Die moderne Chiropraktik ist durch verschiedene Techniken geprägt, z. B.:

• Thompson-Technik (mithilfe des Drop-Tisches)

• Tedd-Koren-Technik (mithilfe des Arthrostim-Impulsgerätes)

• Sakro-Occipital-Technik (SOT) –befasst sich mit den Funktionen des Nervensystems, der Hirn-Rückenmarksflüssigkeit, der Schädelknochen, der Hirnhäute, des Kreuzbeins und der Atmung

• Atlas-Therapie (Therapie des obersten Halswirbels C1)

• Cox-Technik (spezielle Technik bei Bandscheibenvorfällen)

Nach einer Justierung können verschiedene Begleiterscheinungen wie Müdigkeit oder Kopfschmerzen auftreten. Manche Patienten sind nach der Behandlung aber auch energiegeladener. Die Auswirkungen sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. In der Regel sind mehrere Therapieeinheiten nötig, um eine Linderung der Beschwerden zu erreichen. 

Diagnoseverfahren

In der Chiropraktik kommen verschiedene Diagnoseverfahren zum Einsatz. Beispiele hierfür sind: 

• die sogenannte  3-D-/4-D-Wirbelsäulen- und Haltungsanalyse zur Vermessung der Wirbelsäule, zur Erkennung von Beinlängendifferenzen u. v. a. m.

• die Insight Millennium Wirbelsäulendiagnostik, bei der, mithilfe von Temperaturunterschieden der Haut, Irritationen der Nerven aufgespürt werden sollen; 

• das statische und dynamische Fußdruck- und Ganganalyse-Verfahren, mit dem der Chiropraktiker/Chiropraktor unter anderem Dysbalancen im Gangbild oder Fehlstellungen der Füße erkennt. 

Für wen ist Chiropraktik geeignet?

In der Regel ist die Chiropraktik für jedermann geeignet, auch für ältere Menschen und Kinder. In einigen Fällen gibt es jedoch Faktoren, die gegen eine chiropraktische Behandlung sprechen. Vor allem bei einer stark vorgeschädigten Wirbelsäule (z. B. bei einem Bandscheibenvorfall) oder bei Osteoporose ist es ratsam, sorgfältig abklären zu lassen, ob eine chiropraktische Behandlung sinnvoll ist. Das Gleiche gilt bei anderen schwerwiegenden Vorerkrankungen. Vertrauenswürdige Chiropraktiker / Chiropraktoren lassen sich im Vorfeld bereits vorhandene ärztliche Befunde zeigen oder verweisen im Zweifel auf einen Orthopäden, Neurologen oder sonstigen Facharzt. 

Körper im Gleichgewicht

Der Unterschied zwischen der Chiropraktik und anderen Behandlungstechniken ist für Laien dabei nicht immer einfach zu erkennen. In mancher Hinsicht ähneln sich tatsächlich auch viele manuelle Behandlungsmethoden oder gehen sogar ineinander über. Den Schwerpunkt der Chiropraktik bildet jedoch meist die Beseitigung von Nerven- und Befindlichkeitsstörungen durch das Lösen von Blockaden. Die Erfolge sind daher auch häufig sofort und unmittelbar spürbar – etwa wenn das chiropraktische Lösen einer Halswirbelblockade dazu führt, dass der vorher nicht mögliche Schulterblick beim Autofahren wieder schmerzfrei ausgeführt werden kann oder die beim Betreten der Praxis noch vorhandene Schonhaltung zur Schmerzvermeidung nach der Behandlung nicht mehr eingenommen wird.

von Ulrike Pickert

aus ORTHOpress 1/16

Fragen und Antworten

Wie gefährlich ist Chiropraktik?

Die Behandlung sollte von einem erfahrenen und studierten Chiropractor bzw. Chiropraktiker (-therapeuten) durchgeführt werden, um das Risiko so gering wie möglich zu halten.

Was genau macht eigentlich ein Chiropraktiker?

Der gut ausgebildete Chiropraktiker ist auf das manuelle Lösen von Blockaden und anderer mechanischer Störungen der Gelenke, Sehnen, Muskeln und Bänder spezialisiert.

Was ist der Unterschied zwischen Chiropraktik und Osteopathie?

Bei der Osteopathie werden die Selbstheilungskräfte angeregt. Dafür werden Gewebeblockaden und Spannungen gelöst.